Berichterstattung

Der mutige Kampf von Sarah Maria Sander

Sarah Maria Sander Foto: Privat

Berichterstattung

Der mutige Kampf von Sarah Maria Sander

Die Reporterin Sarah Maria Sander wird bedroht. Der Grund: Sie berichtete über den Terror der Hisbollah in Nord-Israel

von Glenn Trahmann  06.03.2025 16:16 Uhr

Eine Frau, die viel zu wenige auf dem Schirm haben – Sarah Maria Sander. Sie ist Kriegsberichterstatterin in Israel und berichtet vor allem aus dem Norden des Landes, gemeinsam mit Alon David, einem Deutsch-Israeli aus dem Kibbuz Dan. Vom 8. Oktober 2023 bis zur zuletzt vereinbarten Waffenruhe mit der libanesischen Terrororganisation Hisbollah war der Norden Israels täglichem Raketenbeschuss ausgesetzt. Und Sarah war mittendrin, um zu berichten.

Welchen Mut muss es erfordern, sein Leben im Kriegsgeschehen zu riskieren, um die Wahrheit ans Licht zu bringen? Diese Frage ging mir besonders an dem Abend durch den Kopf, als ich Sarah persönlich kennenlernen durfte. Sie zeigte uns einen selbst produzierten Kurzfilm, in dem sie eindrucksvoll darstellte, wie das Leben im Norden Israels während dieser schweren Zeit aussah. Ein Moment in diesem Film hat sich mir besonders eingebrannt: Kibbuz Dan wird beschossen. Die Raketen schlagen nur wenige Häuser entfernt ein. Dieses Gefühl von Gefahr hautnah mitzuerleben durch ihre Bilder – es lässt sich kaum in Worte fassen.

An diesem Abend diskutierten wir mit anderen Studenten über Strategien zur Aufklärung über Antisemitismus und über Wege, Hass zu bekämpfen. Die Lösungsvorschläge konzentrierten sich darauf, stärker an die Bildung heranzugehen, indem man an Schulen Lehrerinnen und Lehrer über israelbezogenen Antisemitismus aufklärt.

Prekäre Lage

Gleichzeitig sollte man Schülerinnen und Schüler über die heutige, weitaus gefährlichere Lage für Jüdinnen und Juden sensibilisieren. Des Weiteren wurde betont, dass sich die jüdische Gemeinschaft präsenter zeigen sollte, etwa durch Aktivitäten auf Social Media. Dort könne gezielt Aufklärungsarbeit über den stark ansteigenden Antisemitismus geleistet und mit Fakten zum Konflikt informiert werden.

Bei ihrem darauffolgenden Vortrag in der jüdischen Gemeinde Düsseldorf wurde deutlich, in welcher prekären Lage sich diese mutige Frau befindet. In ihrer Heimatstadt Berlin kann sie nicht offen leben, da sie sich als jüdische Aktivistin öffentlich für den einzigen jüdischen Staat der Welt – Israel – einsetzt. Besonders häufig erhält sie Morddrohungen.

Auf vermeintlichen Pro-Palästina-Demonstrationen, auf denen die Massaker und Vergewaltigungen vom 7. Oktober 2023 als legitimer Widerstand betitelt werden und die Hamas sowie ehemalige Hamas-Mitglieder gefeiert werden, wird sie als »Zionistin« markiert.

Gefahr für Leib und Leben

In der heutigen politischen Diskussion wird der Begriff von Gegnern Israels verwendet, um Unterstützerinnen des Staates Israel zu diffamieren. Die Verwendung des Begriffs »Zionistin« in negativen oder beleidigenden Kontexten zielt darauf ab, eine Person aufgrund ihrer Unterstützung für Israel oder ihre jüdische Identität zu stigmatisieren.

Aufgrund dieser »Feindmarkierung« besteht eine Gefahr für Leib und Leben für Sarah, falls sie erkannt werden sollte. Wie viele Jüdinnen und Juden in Deutschland versucht sie deshalb seit dem 7. Oktober 2023, nicht als Jüdin und Zionistin erkennbar zu sein.

Sarah Maria Sander kämpft für die Wahrheit, für einen unabhängigen jüdischen Staat und für jüdisches Leben – und zahlt dafür einen hohen Preis. Doch sie lässt sich nicht entmutigen. Es ist beschämend, dass ihr Engagement nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die ihr wirklich zusteht. Ich verneige mich vor dieser außergewöhnlichen Frau und bin zuversichtlich, dass sie die Anerkennung erhalten wird, die sie für ihre Arbeit so sehr verdient.

Dieser Text ist zuerst bei »Eda« erschienen, dem Magazin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland. Mehr Informationen finden Sie auf der Website oder dem Instagram-Kanal von »Eda«.

Deutschland

Shahak Shapira »superverbittert« über Antisemitismus

Shahak Shapira spricht offen über seinen Frust angesichts von Antisemitismus in Deutschland – und wie er mit politischer Comedy darauf reagiert

 29.12.2025

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025

Großbritannien

Freigelassener Demokratie-Aktivist rief zum Mord an »Zionisten« auf

Der Brite Alaa Abdel Fattah galt als Held der ägyptischen Demokratiebewegung. Doch nach seiner Freilassung und Ankunft in London kamen judenfeindliche Tweets ans Licht. Jetzt wird seine Abschiebung gefordert

von Christoph Meyer, Johannes Sadek  29.12.2025

Teheran

Iran schießt mit russischer Hilfe drei Satelliten ins All

Im Mullah-Staat machen Gerüchte über einen möglichen neuen Militärkonflikt mit Israel die Runde. Mit Raumfahrtprojekten will das Land Stärke demonstrieren

 28.12.2025

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025