Einspruch

Danke, Maggie

Über die Politik Margaret Thatchers kann man verschiedener Meinung sein. Die Eiserne Lady hat ihr Leben lang polarisiert. Aber die Juden in Großbritannien und weltweit, gleich welcher politischer Couleur, wissen, dass sie nie eine bessere Freundin in der Downing Street Number 10 hatten. »Ich habe den Antisemitismus schlicht nie verstanden«, schrieb sie in ihren Memoiren. Das unterschied Mrs. Thatcher von vielen ihrer Vorgänger. In der britischen Politik, bei den Torys wie bei Labour, gab es traditionell Vorbehalte gegen Juden. Margaret Thatcher kannte diese nicht.

Das lag unter anderem an einem einschneidenden Erlebnis in ihrer Jugend. Als Margaret Hilda Roberts 13 Jahre alt war, nahmen ihre Eltern 1938 ein jüdisches Flüchtlingsmädchen aus Wien auf. Was diese 17-Jährige zu berichten hatte, vergaß die Gastgebertochter nie. Zurück blieb ein Leben lang Sympathie für die verfolgten Juden (und ein tiefes Misstrauen gegen die Deutschen).

nähe Die Nähe zum jüdischen Volk prägte auch Thatchers politische Karriere von Beginn an. Ihr Wahlkreis Finchley im Norden Londons hatte einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil – »meine Art Leute«, wie sie sagte. In der Konservativen Partei suchte Thatcher die Nähe jüdischer Kollegen. Als Premierministerin berief sie so viele Juden in das Kabinett wie vor und nach ihr kein Regierungschef. Einer ihrer engsten Berater war der britische Oberrabbiner Immanuel Jakobovits.

Als erster britischer Regierungschef besuchte Margaret Thatcher 1986 Israel. Dem jüdischen Staat hatte schon lange ihre Sympathie gegolten. Ein proarabischer hoher Beamter des Foreign Office bezeichnete sie deshalb als »Geisel der Zionisten«, vielleicht auch, weil Thatcher als Ministerin 1973 Premier Edward Heath kritisiert hatte, als der sich während des Jom-Kippur-Kriegs weigerte, Israel dringend benötigte militärische Ersatzteile zu liefern.

Am Montag dieser Woche ist Margaret Thatcher 87-jährig nach langer Krankheit verstorben. Die Rabbinen hätten sie eine »ger zedek« genannt, eine gerechte Nichtjüdin. Aleha HaSchalom.

Israel

Steinmeier verteidigt Treffen mit Netanjahu

Der Bundespräsident erteilt den Forderungen von Amnesty International eine klare Absage

 13.05.2025

Meinung

Bruch von Weimer mit Roths Politik: Ein notwendiger Neuanfang

Selten haben so viele kultivierte Menschen einen Kulturstaatsminister so heftig kritisiert wie Wolfram Weimer. Dabei hat er innerhalb von wenigen Tagen gleich zwei wichtige Zeichen gesetzt

von Maria Ossowski  13.05.2025

Budapest

Acht Israelis von deutschen Touristen angegriffen

Eines der Opfer: »Mein Gesicht war zerkratzt und meine Brille und Kippa waren weg.«

 13.05.2025

Debatte

CSU-Landesgruppenchef nennt Linke »antisemitisch«

In der vergangenen Woche hat die Union bei der Kanzlerwahl in einer Verfahrensfrage zusammen mit der Linken gestimmt. Das soll aber die absolute Ausnahme bleiben

 13.05.2025

Jubiläum

Steinmeier beginnt zweitägigen Besuch in Israel

Erst besucht Israels Präsident Herzog Berlin, jetzt Bundespräsident Steinmeier Jerusalem. Er will sich dort auch mit Israels Regierungschef Netanyahu treffen – obwohl ihm davon abgeraten wird

 13.05.2025

Prozess

Verfahren um Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge beginnt

Der Angeklagte ist vermutlich psychisch schwer erkrankt und war zur Tatzeit unter Umständen schuldunfähig

 13.05.2025

Den Haag

Bericht: Khan beantragte Haftbefehle aus politischen Motiven

Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs wollte durch seine Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant Druck auf Israel ausüben, so ein westlicher Diplomat der »Jerusalem Post«

 13.05.2025

Berlin

Dobrindt verbietet »Königreich Deutschland«

Laut Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) sind die von den Reichsbürgern verbreiteten antisemitischen Verschwörungsmythen einer der Gründe für das Verbot

 13.05.2025

Meinung

Die Linkspartei, ihr Bundesparteitag und der Abschied vom Eintreten gegen Judenhass

Wer sich als vorgeblich sozialistische Partei mit einer Bewegung solidarisiert, die Frauen steinigt, Homosexuelle verbrennt und den Judenmord als oberstes Ziel ihrer Bemühungen proklamiert, hat keine Ehre. Ein Kommentar von Andrej Hermlin

von Andrej Hermlin  13.05.2025 Aktualisiert