Einspruch

Damit es nichts zu bereuen gibt

Lena Gorelik Foto: dpa

Da, wo ich aufgewachsen bin, in einer jüdischen Familie nämlich, gab es das Wort Bereuen nicht. Es gab die Familie, die über allem stand, Anfang und Ende und Sinn.

Die jüdische Mutter ist Mutter, das ist ihr Lebenszweck, das ist ihre Berufung, und die Berufung ist ihr Sauerstoff, den sie zum Atmen braucht, und das war auch der, den wir Kinder atmeten. Ich bin deine Mutter, wiederholte die jüdische Mutter, meine, die meiner jüdischen Freunde und die aller anderen Juden auf der Welt.

Das klang am Anfang wie ein Versprechen, später wie eine Gefahr, und am Ende war es Schicksal. Und so lernten wir, insbesondere die Mädchen, dies: Auch wir würden später Mütter werden. Zu bereuen gibt es da nichts.

Regretting Parenthood Wenn jetzt eine Studie mit dem Titel »Regretting Parenthood« erscheint, nach der jedes fünfte Elternteil in Deutschland, ob Vater oder Mutter, im Rückblick auf seine Kinder verzichten würde, so schütteln viele der berufenen Mütter die Köpfe. Die Studie folgt interessanterweise einer Studie der israelischen Soziologin Orna Donath (Tochter einer jüdischen Mutter), die eine heftige Debatte ausgelöst hat.

Mit vielen Bekenntnissen, in denen Mütter über Zweifel, Fragen, Übermüdung und die Last ihrer Rolle, auch der Doppelrolle als Mutter und Arbeitnehmerin, der Dreifachrolle als Mutter, Berufstätige und als ein individuelles Ich klagen. Dies führte wiederum zu entsprechenden moralverseuchten, polemischen Anklagen im Namen der ach so armen Kinder: Wie könnt ihr nur, ihr habt die Kinder gar nicht verdient!

Die über Gesellschafts- und Ländergrenzen hinweg schallende Anklage hört sich wie ein Chor jüdischer Mütter an, und wer sich getraut hat, zu sprechen, wird sofort ausgeschlossen: Wenn deine Kinder nicht dein Lebenszweck, nicht deine Erfüllung sind, dann darfst und sollst du keine Mutter sein. So bringt man Mütter zum Schweigen. Würde man ihnen aber stattdessen zuhören, so wären die Studien möglicherweise zu anderen Ergebnissen gekommen.

Die Autorin ist Schriftstellerin in München.

Washington D.C.

Trump-Berater: Hamas darf keine Rolle in Gaza spielen

Als Sicherheitsberater stand Mike Waltz früh für Trumps neue Regierung fest. In einem Podcast skizziert er schon einmal die Stoßrichtung der USA in Bezug auf die Lage in Nahost

 15.01.2025

Meinung

98-mal Hoffnung

Melody Sucharewicz sieht die Hamas entschieden geschwächt und bangt mit ganz Israel um die Geiseln in Gaza

von Melody Sucharewicz  15.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Berlin

Vereinigung fordert Ausschluss der AfD bei Holocaust-Gedenken

Die demokratische Einladungspraxis, alle im Parlament vertretenen Parteien einzubeziehen, sei für die NS-Opfer und ihre Nachkommen und für viele demokratische Bürger nicht mehr tragbar

 14.01.2025

New York

46 Prozent aller Erwachsenen auf der Welt haben antisemitische Ansichten

Die Anti-Defamation League hat 58.000 Menschen in 103 Ländern befragt

 14.01.2025

NRW

NRW-Leitlinien für zeitgemäßes Bild des Judentums in der Schule

Mit Büchern gegen Antisemitismus: NRW-Bildungsministerin Feller hat zwölf Leitlinien für die Darstellung des Judentums in der Schule vorgestellt. Denn Bildungsmedien seien ein Schlüssel zur Vermittlung von Werten

von Raphael Schlimbach  14.01.2025

Faktencheck

Hitler war kein Kommunist

AfD-Chefin Weidel bezeichnet den nationalsozialistischen Diktator als »Kommunisten«. Diese These wird von wissenschaftlicher Seite abgelehnt

 14.01.2025

Berlin

Wegen Gaza-Krieg: Syrer beschädigt erneut Gebäude im Regierungsviertel

Erst das Innenministerium, dann der Amtssitz des Bundeskanzlers: Zweimal binnen weniger Tage fasst die Polizei in Berlin einen Mann, der wegen des Gaza-Kriegs wütet

 14.01.2025

Studie

Frauen und jüdischer Widerstand bei Schulnamen unterrepräsentiert

Welche Persönlichkeiten prägen die Namen deutscher Schulen? Eine Studie zeigt: Pädagogen spielen eine große Rolle. Frauen und Juden eher weniger

 14.01.2025