Medien

Constantin Schreibers Schweigen zum Islam löst Debatten aus 

Publizist Constantin Schreiber Foto: imago images / Reiner Zensen

Hochrangige Vertreter der Bundesregierung und der Ampel-Koalition kritisieren den Zustand des öffentlichen Diskurses zum Thema Islam in Deutschland. Anlass ist die Ankündigung von Autor und Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber, er werde sich nach Drohungen und öffentlichen Aktionen gegen ihn nicht mehr zum Thema Islam äußern.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der »Bild«-Zeitung (Freitag): »Wenn sich Menschen wegen Einschüchterungen und Drohungen aus der öffentlichen Debatte zurückziehen, dann ist das immer ein schlechtes Zeichen - auch und gerade, wenn man die Meinung des Anderen nicht teilt.« Bei Einschüchterung und Gewalt sei zudem der Rechtsstaat gefordert. Damit dürfe sich niemand durchsetzen.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD), mahnte eine Versachlichung der öffentlichen Diskussion zum Thema Religion an: »Gerade bei den Themen Migration, Integration und auch Religion sollten wir mehr sachlich miteinander diskutieren. Wir müssen aufhören, Menschen in Schubladen zu stecken und zu stigmatisieren. Das heißt auch, andere Meinungen und Kontroversen zuzulassen, keine Ressentiments zu schüren.« Hetze, Anfeindungen und Drohungen dürfe man nicht zulassen.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) fügte hinzu, er beobachte in Deutschland ein grundsätzliches Problem, kritische Diskussionen zum Thema Islam zu führen. Schreiber habe mit Rechtsextremismus nichts zu tun: »Wenn es aber ein öffentliches Klima gibt, in dem seine abgewogene Kritik mit verbalen und tätlichen Übergriffen beantwortet wird, haben wir ein Demokratieproblem.«

Schreibers Entschluss spiegele »eine längerfristige Entwicklung wider, die für unsere Demokratie bedrohlich werden kann«, ergänzte Kubicki: »Jeder, der nach diesem Vorgang noch immer behauptet, Cancel Culture gäbe es nicht in Deutschland, muss sich vorwerfen lassen, den demokratischen Diskurs bewusst oder unbewusst zu zerstören.«

Schreiber hatte in der »Zeit« (Donnerstag) angekündigt, er wolle öffentlich nichts mehr zum Islam sagen: »Ich werde mich zu allem, was mit dem Islam auch nur im Entferntesten zu tun hat, nicht mehr äußern. Ich werde keine Bücher dazu schreiben, ich lehne Talkshow-Anfragen ab, ich mache das nicht mehr.«

Schreibers Bücher und TV-Reportagen setzen sich teilweise kritisch mit Predigten und Lehrstoffen in Moscheen und Koranschulen auseinander. Er betont aber, er habe nichts Islamkritisches, Islamfeindliches oder Muslimfeindliches geschrieben.

Dem Journalisten war am 29. August bei einem Auftritt an der Universität Jena von linken Aktivisten eine Torte ins Gesicht gedrückt worden. Schreiber betonte, den Tortenwurf betrachte er als kindische Aktion. Ihn habe aber viel stärker beschäftigt, dass die Veranstalter der Lesung ihn nicht direkt in Schutz genommen und Solidarität mit ihm bekundet hätten, sondern stattdessen betont hätten, man dürfe die Meinung dieser Menschen nicht ausgrenzen.

Kriminalität

793 antisemitische Straftaten im ersten Quartal 2024

Zu diesen Vergehen gehören 14 Gewalttaten

 10.05.2024

Interview

»Ich bin dankbar und gerührt«

Rabbiner Pinchas Goldschmidt über den Erhalt des renommierten Aachener Karlspreises und seine Flucht aus Russland

von Michael Thaidigsmann  10.05.2024

Perspektive

Dieser Tag

Unser Autor Igor Mitchnik über seinen ganz persönlichen Blick auf den 9. Mai

von Igor Mitchnik  09.05.2024

Alexandria

»Schalom. Dies ist für Gaza«: Israelischer Geschäftsmann in Ägypten ermordet

Die ägyptischen Behörden versuchen offenbar, den judenfeindlichen Mord als Raubmord herunterzuspielen

 09.05.2024

Berlin

»Brennt Gaza, brennt Berlin«

In der vergangenen Nacht wurde ein Brandanschlag auf das Bürgeramt Tiergarten verübt

 09.05.2024

Aachen

Ehrung für einen Mann des Dialogs

Oberrabbiner Goldschmidt hat den Karlspreis erhalten

 09.05.2024 Aktualisiert

Aachener Karlspreis

»Die Fremdheit zur Grundfigur unseres Strebens nach Annäherung machen«

Vizekanzler Robert Habecks Laudatio auf Rabbiner Pinchas Goldschmidt im Wortlaut

von Robert Habeck  09.05.2024

Hamburg

Islamistische Judenhasser: Nächste Demo für Kalifat darf stattfinden

»Niemand will diese islamistische Szene hier auf den Straßen«, sagt Innensenator Grote (SPD)

 09.05.2024

Hochschule

Empörung über Erklärung von Dozenten zu antisemitischen Protesten an der FU Berlin

»Dieses Statement von Lehrenden an Berliner Universitäten macht fassungslos«, betont Ministerin Stark-Watzinger

 09.05.2024