Zentralrat der Juden

Cem Özdemir erhält Leo-Baeck-Preis

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir Foto: imago

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erhält den diesjährigen Leo-Baeck-Preis. Er bekommt die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden in Deutschland für sein »langjähriges, herausragendes Engagement für ein liberales und aufgeklärtes Deutschland«, wie der Zentralrat am Dienstag in Berlin mitteilte.

ENGAGEMENT »Sein Einsatz gegen Antisemitismus sowie sein Einstehen für die jüdische Gemeinschaft und den Staat Israel sind dabei ebenso zu würdigen wie sein Bekenntnis zur freien Religionsausübung.« Die Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Preises ist für den 20. Oktober in Berlin geplant. Die Laudatio hält die Schriftstellerin Ronya Othmann.

»Cem Özdemir steht für ein modernes, zukunftsgewandtes und weltoffenes Deutschland«, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster. Mit großem Engagement setze er sich für die jüdische Gemeinschaft ein und wende sich »beherzt« gegen jeden Antisemitismus, »auch wenn dieser sich ein Tarnmäntelchen der Kritik am Staat Israel übergeworfen hat«. Dabei vergesse Özdemir nicht die historische Verantwortung Deutschlands.

Für die jüdische Gemeinschaft sei die grundgesetzlich verbriefte Religionsfreiheit ein hohes Gut, betonte Schuster. »In Zeiten, in denen wir erleben, wie die ungestörte Religionsausübung mitunter in Frage gestellt wird und das Einstehen für die freie religiöse Entfaltung vielen nicht mehr wichtig erscheint, beweist Cem Özdemir Haltung.«

REAKTIONEN Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD) gratulierte dem Preisträger: »Herzlichen Glückwunsch, Cem Özdemir für diese wichtige Auszeichnung. In ganz Deutschland nehmen antisemitische und antiisraelische Parolen auf Demos, Hassrede im Internet, Schimpfwörter auf Schulhöfen und Aktionen zu, die den Holocaust verharmlosen und Israel diskreditieren. Umso mehr brauchen wir lautstarke Stimmen und Protagonisten wie Cem Özdemir in unserem Land, die gegen den Hass gegenüber Juden aufstehen und gegen diesen traurigen Trend, der unsere Gesellschaft vergiftet, ankämpfen«, so die ORD in einer Erklärung.

Auch international kam Lob. Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Pinchas Goldschmidt, sagte dieser Zeitung:
»Der Zentralrat der Juden hat eine sehr gute Wahl getroffen. Wenn jemand den Leo-Baeck-Preis verdient hat, dann Bundesminister Cem Özdemir, dem wir von Herzen für seinen großartigen Einsatz für die jüdische Gemeinde und ihre religiösen Rechte in Deutschland sowie seinen unermüdlichen Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und den Hass, in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft danken.»
Die Auszeichnung, so Goldschmidt, solle Özdemir und andere Persönlichkeiten in Deutschland ermutigen, »mit lauter Stimme weiter für das hohe Gut der Religionsfreiheit und freien Religionsausübung einzutreten.«

Der Leo-Baeck-Preis erinnert an Rabbiner Leo Baeck (1873-1956), der einer der bedeutendsten Vertreter des liberalen Judentums in Deutschland war. Er überlebte unter den Nationalsozialisten Theresienstadt, ging nach dem Zweiten Weltkrieg nach London und engagierte sich im jüdisch-christlichen Dialog.

Mit dem nach ihm benannten Preis ehrt der Zentralrat seit 1957 Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Zu den Preisträgern gehören unter anderen die früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (1994), Roman Herzog (1998) und Christian Wulff (2011) sowie die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (2007). Im Jahr 2019 erhielt der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Mathias Döpfner, den Preis. kna

Frankreich

Spezialeinsatz vor iranischem Konsulat in Paris

Ein Mann soll mit Granaten am Gürtel das Gebäude betreten haben

 19.04.2024

Wiesbaden

Hessen lädt iranischen Generalkonsul aus

Es könne nicht so getan werden, »als ob nichts gewesen wäre«, sagt Manfred Pentz (CDU)

 19.04.2024

Nahostkonflikt

»Israel muss iranische Rakete mit Atomsprengkopf fürchten«

John Bolton warnt im NZZ-Interview vor der Verbreitung von Nukleartechnologie durch Nordkorea

 19.04.2024

Meinung

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Iran/Israel

Scholz warnt erneut vor Eskalation im Nahen Osten

Es habe »erneut eine militärische Aktivität« gegeben, stellt der Bundeskanzler fest

 19.04.2024

Gmund

Merz: Selbstverteidigungsrecht Israels endet nicht an eigener Grenze

»Die Eskalationsdominanz liegt allein beim Mullah-Regime in Iran«, so der CDU-Chef

 19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Vereinte Nationen

Amerikanisches Veto gegen UN-Vollmitgliedschaft für Palästina

Die USA sehen Einigung auf eine Zweistaatenlösung als Voraussetzung für eine Anerkennung

 19.04.2024

Berlin

Zeitung: Anstieg rechtsextremer und antisemitischer Straftaten

Durch Judenhass motivierte Straftaten nehmen stark zu

 19.04.2024