Meinung

Business as usual

Ob Kennedy, Borgia oder – ab nächster Woche in den Kinos – Mandela: Die Kulturindustrie liebt biografische Themen. Sie verlangen weniger kreative Anstrengung als die Entwicklung eigener Stoffe. Und dank des Wiedererkennungswerts ist die Rezeptionsschwelle beim Publikum niedriger – und damit auch das Risiko, mit dem Thema auf dem Markt zu floppen. Der Nachteil allerdings ist, dass man die Story nicht exklusiv hat. Im Fundus prominenter Lebensgeschichten kann jeder sich bedienen. Das führt gelegentlich zu Konkurrenzsituationen, wie jetzt geschehen.

Das ZDF hat bei dem Produzenten Oliver Berben einen Zweiteiler über Anne Frank und ihre Familie in Auftrag gegeben. Dumm nur, dass auf eine ähnlich originelle Idee auch die Film- und TV-Produktionsgesellschaft AVE gekommen ist, die mit einer Verfilmung des Tagebuchs des Mädchens in die Kinos will – es wäre inzwischen die sechste.

Einschaltquoten Dass sowohl Berben als auch AVE gerade jetzt auf diesen Stoff gekommen sind, hat kalendarische Gründe: 2015 jährt sich zum 70. Mal Anne Franks Tod in Bergen-Belsen. Ein solches Datum sorgt für erhöhtes Publikumsinteresse und damit gute Einschaltquoten beziehungsweise Kartenverkäufe an den Kinokassen. Zumal Anne Frank eine eingeführte Marke in der Unterhaltungsbranche ist. Ihr Tagebuch wurde weltweit zigmillionenfach verkauft.

Es gibt ein Anne-Frank-Musical und einen japanischen Zeichentrickfilm. Bei Madame Tussauds steht eine Wachsfigur des im KZ elend ums Leben gekommenen Mädchens. Im Anne-Frank-Haus in Amsterdam kann man Kaffeetassen mit ihrem Bild kaufen, in den USA auch Anne-Puppen, eine sogar mit aufgenähtem Judenstern am Mantel. Anne Frank geht immer. Berben und die AVE geben nur einen kleinen nationalen Vorgeschmack auf den Hype der kommerziellen Verwertung, der uns weltweit nächstes Jahr bevorsteht. Alles um der Mahnung und Erinnerung wegen, natürlich.

Abba Ebans böses Wort vom »Schoa-Business« ist durch häufiges Zitieren mittlerweile strapaziert. Lassen wir stattdessen Don Vito Corleone in Der Pate sprechen: »Es ist alles rein geschäftlich.«

Essay

Berlin, du bist mir fremd geworden

Als unsere Autorin mit 18 Jahren in deutsche Hauptstadt zog, war sie begeistert. Doch seit dem 7. Oktober 2023 ist alles anders

von Sarah Maria Sander  21.05.2025

Bayern

KZ-Gedenkstätte Flossenbürg mit linken Parolen beschmiert

In einer bayerischen KZ-Gedenkstätte gibt es die großflächigsten Verunstaltungen seit Jahrzehnten. Der Inhalt der Botschaften weist in die linke Szene

von Christoph Renzikowski  21.05.2025

Dresden

Sächsischer Landtag debattiert Kürzungen für Gedenkstätten

Die Gelder für die Stiftung Sächsische Gedenkstätten sollen gekürzt werden. Die Grünen sind jedoch dagegen

 21.05.2025

Berlin

AfD-Kandidatin scheitert im Haushaltsausschuss

Die Ausschüsse im Bundestag kommen zu ihren konstituierenden Sitzungen zusammen. Streit gibt es bei der Besetzung der Ausschussvorsitze. Die AfD kommt erneut nicht zum Zug

 21.05.2025

Rheinland-Pfalz

Vier Stolpersteine in Kaiserslautern gestohlen

Der Diebstahl der Stolpersteine erfolgte offenbar bereits vergangene Woche. Die Behörden gehen von einem antisemitischen Motiv aus

 21.05.2025

Austin (Texas)

Musks KI-Bot wollte über »Genozid an Weißen« reden

Nutzer stellen dem Chatbot Grok verschiedene Fragen. Am Mittwoch wollte sich die Software aber auf seine Weise mit Südafrika auseinandersetzen - egal, worum es ging

 21.05.2025

Washington D.C.

Vorbild Israel: Trump will Raketenabwehr »Golden Dome«

Die Raketenabwehrsystem Iron Dome schirmt Israel ab. Der amerikanische Präsident hat für sein Land auch einen gewaltigen Schutzschild im Sinn. Er stellt neue Details des Großprojekts vor

 21.05.2025

Luftfahrt

Lufthansa-Gruppe fliegt Tel Aviv noch länger nicht an

Die Lufthansa-Gruppe zieht erneut Konsequenzen aus den Terrorangriffen auf den jüdischen Staat

 21.05.2025

Brüssel

EU stellt Abkommen mit Israel auf den Prüfstand

Hält sich Israel noch an die Grundprinzipien für eine Zusammenarbeit mit der EU? Etliche Mitgliedstaaten zweifeln daran. Jetzt wird eine Überprüfung vorgenommen - gegen den Willen Berlins

 21.05.2025