Berlin

Bundesregierung verurteilt Antisemitismus-Welle

Foto: dpa

Die antisemitischen Parolen bei Protesten gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen sind auf den scharfen Protest der Bundesregierung gestoßen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) verurteilte die Parolen scharf. »Antisemitismus werden wir nicht dulden«, sagte der Minister dem Radiosender NDR Info. Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sei zwar erlaubt: »Das Existenzrecht Israels darf unter keinen Umständen infrage gestellt werden«, betonte de Maizière.

Polizei Der Innenminister forderte Polizei und Staatsanwaltschaften auf, bei entsprechenden Vorfällen auf Demonstrationen einzuschreiten und gegebenenfalls Strafverfahren einzuleiten. Ein Sprecher der Berliner Polizei sagte, in den Auflagen für pro-palästinensische Kundgebungen werde künftig verboten, zu Gewalt gegenüber Juden oder Israel aufzurufen.

Untersagt werden demnach auch Parolen wie das in den vergangenen Tagen skandierte »Jude, Jude, feiges Schwein«, »Tod Israel« oder »Tod den Israelis«. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte die Parolen geprüft, dann aber entschieden, dass diese nicht den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllten.

Außenminister Deutschland, Frankreich und Italien verurteilten die antisemitischen Kundgebungen gemeinsam. »Antisemitische Hetze und Anfeindungen gegen Juden, Angriffe auf Menschen jüdischen Glaubens und Synagogen haben in unseren Gesellschaften keinen Platz«, erklärten Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), sein französischer Kollege Laurent Fabius und die italienische Außenministerin Federica Mogherini in Brüssel.

Auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) bezeichnete die antisemitischen Parolen auf Kundgebungen gegen den Gaza-Konflikt als »absolut unerträglich und durch nichts zu entschuldigen«. Ähnlich äußerten sich weitere Spitzenpolitiker von SPD, Grünen, Linken und CSU.

Gewerkschaft Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) appellierte an die Innenminister, die Möglichkeiten zur Ausweisung von islamistischen Hasspredigern konsequent anzuwenden. Am Freitag wollen Israel-Hasser und Islamisten zum »Al-Quds-Tag« wie jedes Jahr mit einem antiisraelischen Aufmarsch durch Berlin ziehen. »Das Versammlungsrecht darf nicht dazu missbraucht werden, Pogromstimmungen zu entfachen«, sagte Gewerkschaftschef Oliver Malchow der Leipziger Volkszeitung (Mittwochsausgabe). epd

Deutschland

Waffen für Anschläge besorgt: Weiteres Hamas-Mitglied festgenommen

Der Mann soll ein Sturmgewehr, mehrere Pistolen und Munition für Anschläge auf jüdische und israelische Einrichtungen besorgt haben

 12.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Einmischung

Trump fordert Begnadigung Netanjahus – Israels Rechte jubelt

Israels Regierungschef Netanjahu steht wegen Betrugs, Bestechung und anderer Vorwürfe vor Gericht. Israels Präsident müsse ihn begnadigen, forderte nun US-Präsident Trump - damit er das Land vereinen könne

 12.11.2025

Sabine Brandes

Trump greift Israels Demokratie an

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Interview

»Keiner hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Verhandlung über Waffenlieferungen an Israel

Insgesamt sechs Kläger wollen vor dem Berliner Verwaltungsgericht in zwei Fällen feststellen lassen, dass der Export deutscher Rüstungsgüter an Israel rechtswidrig war. Eine Entscheidung wird noch für Mittwoch erwartet

 12.11.2025

Interview

»Erinnern, ohne zu relativieren«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über das neue Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung, Kritik an seiner Vorgängerin Claudia Roth und die Zeit des Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur

von Ayala Goldmann  12.11.2025

Erinnerungspolitik

Weimer: Gedenkstätten sind zentrale Pfeiler der Demokratie

Das Bundeskabinett hat ein neues Konzept für Orte der Erinnerung an die NS-Verbrechen und die SED-Diktatur beschlossen. Die Hintergründe

von Verena Schmitt-Roschmann  12.11.2025 Aktualisiert