London

Britisches Anti-BDS-Gesetz angenommen

Das Parlamentsgebäude in London Foto: imago/ZUMA Press

Das britische Unterhaus hat am Montagabend einem Gesetzentwurf der konservativen Regierung zugestimmt, der es kommunalen und anderen öffentlichen Einrichtungen künftig untersagen soll, eigenständig wirtschaftliche Boykotte gegen Drittstaaten zu beschließen, sofern die Regierung in London dem nicht zugestimmt hat.

Der Vorschlag vom Minister für kommunale Angelegenheiten, Michael Gove, wurde im Parlament mit 268 Stimmen angenommen. 70 Abgeordnete stimmten dagegen. Die Labour-Partei von Oppositionsführer Keir Starmer enthielt sich der Stimme. Mit dem Gesetz will die britische Regierung verhindern, dass Grafschaften und Stadträte Boykotte von israelischen Waren und Dienstleistungen beschließen oder Universitäten zum Boykott akademischer Institutionen in Israel aufrufen.

Gove sagte, man wolle es vor allem der israelfeindlichen BDS-Bewegung schwer machen, auf lokaler und regionaler Ebene Boykotte durchzusetzen, da solche Initiativen häufig von antisemitischen Äußerungen begleitet würden. Kommunen, die nach Inkrafttreten des Gesetzes dennoch Boykotte beschließen, müssen mit hohen Geldstrafen rechnen.

UNMUT Das Vorhaben war Teil des konservativen Wahlprogramms von 2019. Es wurde in der Debatte allerdings nicht nur von linken Politikern, wie dem ehemaligen Labour-Vorsitzenden Jeremy Corbyn, der mittlerweile von Starmer wegen mangelnden Engagements gegen Antisemitismus aus der Fraktion ausgeschlossen wurde, kritisiert. Auch in den Reihen der mit absoluter Mehrheit regierenden Konservativen regte sich Unmut, mehrere Dutzend Abgeordnete verweigerten die Zustimmung.

»Wir erkennen das Problem, welches er mit diesem Gesetzentwurf angehen will. Es ist daher zutiefst frustrierend, dass die Regierung einen Gesetzesentwurf eingebracht hat, der so unnötig weit gefasst ist und so weitreichende, drakonische Befugnisse hat, dass er mit echtem, legitimem und aufrichtigem Widerstand von seinen eigenen Bänken konfrontiert ist«, sagte die Labour-Politikerin Lisa Nandy, in der Aussprache.

Die wichtigsten jüdischen Verbände hatten dennoch vorab ihr Plazet gegeben. Es gab aber vereinzelt auch kritische Stimmen, die die Sinnhaftigkeit des Gesetzesvorhabens in Zweifel stellten.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch Corbyn, der mittlerweile auf den Hinterbänken sein Dasein fristen muss, meldete sich in der Aussprache zu Wort. Hatte er als Labour-Chef einen Israel-Boykott offiziell noch abgelehnt, äußerte er sich jetzt ziemlich eindeutig: »Verteidigt die Menschenrechte. Unterstützt BDS. Befreit Palästina« schrieb er auf Twitter.

Den Haag

Amnesty International wirft Israel abermals Völkermord vor

Die Organisation beruft sich auf eigene Untersuchungen und Zitate israelischer Politik. Doch eine Unterorganisation hält den Bericht für voreingenommen

 05.12.2024

Bundestag

Eine etwas andere Resolution

Für den interfraktionellen Antrag zu Antisemitismus in der Bildung fehlt der Termin zur Abstimmung – die Kritik wächst

von Joshua Schultheis  05.12.2024

Einspruch

Unverzichtbare Hilfe

Abraham Lehrer warnt vor Sozialkürzungen, die den Rechtsruck in der Gesellschaft verstärken könnten

von Abraham Lehrer  05.12.2024

Deutschland

Die Kluft überbrücken

Der 7. Oktober hat den jüdisch-muslimischen Dialog deutlich zurückgeworfen. Wie kann eine Wiederannäherung gelingen? Vorschläge von Rabbiner Jehoschua Ahrens

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  05.12.2024

Leipzig

Rabbinerkonferenz kritisiert Universität Leipzig

Die Organisation wirft der Hochschule vor, vor antisemitischem Aktivismus einzuknicken

 05.12.2024

Bern/Jerusalem

Scharfe Kritik an »Amnesty International«-Bericht zu Israel

SIG-Generalsekretär Kreutner wirft Amnesty vor, nur die Delegitimierung des jüdischen Staates zum Ziel zu haben. Auch bei AI selbst wird Kritik an dem Bericht laut

von Imanuel Marcus  05.12.2024 Aktualisiert

Berlin

78-Jähriger schmiert israelfeindliche Parolen an Stromkästen

Der Staatsschutz ermittelt

 04.12.2024

Leipzig

Terror-Sympathisantin sollte an Hochschule sprechen

Jumana Manna feiert die Massaker der Hamas in Israel

 04.12.2024

Berlin

Fanclub »Bundestags-Makkabäer« wird gegründet

Die Abgeordneten wollen ein Zeichen für Vielfalt und Respekt setzen

 04.12.2024