Antisemitismus

Blume: Juden werden für Israels Politik verantwortlich gemacht

Der Antisemitismusbeauftragte für Baden-Württemberg, Michael Blume, bei der Verhandlung seiner Klage vor dem Landgericht Frankfurt im November. Foto: picture alliance/dpa

Judenfeindliche Überzeugungen sind in der deutschen Gesellschaft laut dem baden-württembergischen Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume weit verbreitet. Am häufigsten erlebten Jüdinnen und Juden eine Täter-Opfer-Umkehr und eine Schuldumkehr, sagte Blume am Mittwoch. Sie würden dabei für die Politik der israelischen Regierung verantwortlich gemacht, obwohl sie meist gar keine israelischen Staatsbürger seien und oft selbst etwa der Kriegsführung in Gaza kritisch gegenüberstünden.

Zudem werde unterschlagen, dass Israel 2005 den Gaza-Streifen geräumt und die Hamas am 7. Oktober 2023 den aktuellen Krieg mit einem Terrormassaker eröffnet habe und immer noch Geiseln halte. Blume beklagte eine mangelnde Solidarität mit Jüdinnen und Juden. »Gerade auch eher linksorientierte und etwa studierende Jüdinnen und Juden erleben oft eine Entsolidarisierung, wenn plötzlich etwa auch sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Kinder als vermeintlicher ‚Widerstand‘ verharmlost wird«, sagte er.

Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sind Jüdinnen und Juden vermehrt antisemitischen Anfeindungen, Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) trug in ihrem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Bericht für das Jahr 2024 gut 8.600 Vorfälle zusammen, 77 Prozent mehr als 2023. Der Bericht zeigt, dass viele Vorfälle dem israelbezogenen und Post-Schoah-Antisemitismus zuzuordnen sind. Darunter fallen auch Aussagen, die Parallelen zum Nationalsozialismus ziehen, oder relativierende Aussagen über den Holocaust.

Kampf gegen Antisemitismus: Unterschied zwischen persönlicher Schuld und gesellschaftlicher Verantwortung

Diese Überzeugungen seien aus unterschiedlichen Motiven weit verbreitet, sagte Blume. »Viele Ältere hegen Schuldkomplexe und versuchen sich dann durch NS-Gleichsetzungen zu entlasten. Und viele Jüngere informieren sich vor allem über TikTok und fallen dort auf hetzerische Propaganda herein.« Der digitale Antisemitismus, in dem sich die verschiedensten, judenfeindlichen Strömungen vermischten, dominiere ganz klar, sagte Blume.

Nur sehr wenige Menschen in Deutschland - unabhängig vom Alter - hätten den enormen Unterschied zwischen persönlicher Schuld und gesellschaftlicher Verantwortung bedacht. »Bei Schuld geht es ja um die eigene Vergangenheit, Verantwortung lernt dagegen aus der Geschichte für die gemeinsame Zukunft.«

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025

New York

Mitglieder von Mamdanis Team haben Verbindungen zu »antizionistischen« Gruppen

Laut ADL haben mehr als 80 Nominierte entsprechende Kontakte oder eine dokumentierte Vorgeschichte mit israelfeindlichen Äußerungen

 23.12.2025

Düsseldorf

Reul: Bei einer Zusammenarbeit mit der AfD wäre ich weg aus der CDU

Die CDU hat jede koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der AfD strikt ausgeschlossen. Sollte sich daran jemals etwas ändern, will Nordrhein-Westfalens Innenminister persönliche Konsequenzen ziehen

 23.12.2025

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025