Die Feindschaft gegenüber Juden sowie Sinti und Roma hat nach den Worten von Botschafterin Michaela Küchler in Deutschland und Europa ein besorgniserregendes Maß angenommen. »Es schmerzt mich, das zu sagen, aber wir sehen hier überall eine Zunahme - nicht zuletzt durch Attentate wie in Hanau und Halle und auch im Ausland«, sagte Küchler am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Sie sei überzeugt, dass Antisemitismus ein »Türöffner« für andere Formen von Hass und Ausgrenzung sei. »Das spaltet die Gesellschaft und gefährdet letztlich die Demokratie. Wir alle stehen hier in der Verantwortung und müssen wachsam bleiben.«
IHRA-VORSITZ Küchler ist Sonderbeauftragte im Auswärtigen Amt in Berlin für Beziehungen zu jüdischen Organisationen, Holocaust-Erinnerung, Antisemitismus-Bekämpfung und internationale Angelegenheiten der Sinti und Roma.
Sie leitete ein Jahr lang den deutschen Vorsitz der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), der am 1. April an Griechenland übergeben wird. Die Institution möchte Bildung, Erinnerung und Forschung zum Holocaust sowie zum Völkermord an den Sinti und Roma fördern.
FAZIT Insgesamt zieht Küchler ein positives Fazit des deutschen Vorsitzes unter Corona-Bedingungen: »Glücklicherweise konnten wir trotz dieser besonderen Zeiten alles, was wir uns vorgenommen haben, über die Ziellinie bringen.« Bei einigen Punkten, die Griechenland umsetzen werde, werde Deutschland weiter unterstützen. Dazu zählten die nun erarbeiteten Empfehlungen im Umgang mit Holocaust-Verharmlosung.
Zu den wichtigsten Erfolgen des deutschen Vorsitzes gehörten darüber hinaus die Verabschiedung einer Arbeitsdefinition zu Feindschaft gegenüber Sinti und Roma. Hinzu komme eine von Außenminister Heiko Mass angeregten »Global Task Force against Holocaust Distortion«. kna