Meinung

Berliner, ihr braucht Hilfe von außen!

Louis Lewitan Foto: Stefan Nimmesgern

Meinung

Berliner, ihr braucht Hilfe von außen!

Eine Lösung des Konflikts in der Gemeinde ist möglich – mit Vernunft

von Louis Lewitan  27.05.2013 19:48 Uhr

Die Nerven in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin liegen blank. Schreien, Pöbeln, Schubsen und Würgen – das hat es in der langen Geschichte des Gemeindeparlaments noch nicht gegeben. Die Fronten sind mittlerweile so verhärtet, dass beiden Seiten jedwede Vernunft und Impulskontrolle abhandengekommen zu sein scheint. Sie erkennen nicht mehr die Tragweite ihres Verhaltens und die Gefahr für die Gemeinde.

Die eine Seite wirft der anderen Wahlfälschung und fachliche Inkompetenz vor. Die andere Seite wiederum fühlt sich von ihren Gegnern verleumdet und zu Unrecht angeklagt. Es wird nicht sachlich verhandelt und rational argumentiert, sondern stattdessen gedroht, manipuliert und dem jeweils anderen die Integrität abgesprochen.

Die Frustration ist in Aggression umgeschlagen. Unversöhnlicher denn je stehen sich beide Konfliktparteien gegenüber. Sie gehen offenbar lieber gemeinsam unter, als einen vernünftigen Kompromiss zum Wohl der Gemeinde zu erarbeiten. Es mangelt beiden Seiten an sozial-emotionaler Intelligenz. Diese verfahrene Situation nennt man in der Konfliktpsychologie eine Lose-Lose-Situation.

Deeskalation Ist bei einem solch lange und intensiv geführten Streit wie dem in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin überhaupt noch eine Schlichtung möglich? Als Psychologe und Mediator habe ich im Laufe meines Berufslebens ungleich komplexere Konflikte kennengelernt. Eine effektive Deeskalationsstrategie würde erfordern, dass sich beide Seiten auf einen neutralen und integren Vermittler einigen.

Dieser sichtet erst einmal alle Fakten, um sich einen Überblick über den Konflikt zu verschaffen. In einem zweiten Schritt prüft er, welche Kompromisse möglich sind und welche nicht. In einem dritten Schritt steht dann im Idealfall die Beilegung des Konflikts an.

Das setzt aber bei beiden Parteien die Bereitschaft voraus, einen Schritt auf den anderen zuzugehen und Vernunft walten zu lassen. Konkret könnte dies im Berliner Fall heißen, dass die Gruppe um den Gemeindevorsitzenden Gideon Joffe transparenter und die Opposition ihrerseits gemäßigter agiert. Wenn also wieder emotionale Intelligenz und Empathie einkehren, ist eine Lösung dieses Konflikts durchaus realistisch. Aber auch nur dann.

Der Autor ist Psychologe und Stressmanagement-Experte in München.

Deutschland

»Das ist Verrat am Vaterland«

Unionsfraktionschef Jens Spahn äußert sich einmal mehr klar zur AfD

 17.11.2025

Auszeichnung

»Fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund«

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat den Augsburger Friedenspreis erhalten. In seiner Dankesrede warb er für einen unvoreingenommenen Blick auf den jüdischen Staat

 17.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  17.11.2025

Berlin

Bundesregierung hebt Stopp der Rüstungsexporte nach Israel wieder auf

Die Waffenruhe in Gaza hält seit mehr als fünf Wochen. Die Bundesregierung nimmt das zum Anlass, ihre massiv kritisierte Entscheidung aus dem Sommer rückgängig zu machen

von Michael Fischer  17.11.2025

USA

Kehrtwende? Trump empfiehlt Abstimmung über Epstein-Akten

Der Fall des Sexualstraftäters lässt den US-Präsidenten nicht los. Vor einer Abstimmung im Repräsentantenhaus gibt er einen überraschenden Rat an seine Partei

von Anna Ringle  17.11.2025

Extremismus

Beobachtungsstelle: Tausende christenfeindliche Straftaten in Europa

Europa gilt immer noch als christlicher Kontinent. Doch Experten warnen: Christen sind von einem Klima wachsender Intoleranz bedroht. Auch in Deutschland muss die Lage Besorgnis erregen

 17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Deutschland

Auktion von Besitztümern von NS-Opfern abgesagt

Im Online-Katalog waren unter anderem Dokumente und Post von NS-Verfolgten aus Konzentrationslagern sowie Täterpost zu finden

 16.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025