Berlin

Bemühungen zum Wohl der Opfer

Die Ausstellung im Paul-Löbe-Haus Foto: Marco Limberg

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges endete die Schoa, aber noch lange nicht das Leid und die Not der Überlebenden. Wie umgehen mit ihrem durch die Nazis verursachten Elend? Das war die brennende Frage, der sich 1952 die Bundesrepublik Deutschland gemeinsam mit dem damals frisch gegründeten Staat Israel und der Conference on Jewish Material Claims Against Germany stellte.

Das Ergebnis ihrer zähen Verhandlungen war nichts weniger als eine historische Kehrtwende, das am 10. September 1952 geschlossene Übereinkommen, an welches nun anlässlich des Jahrestages die Ausstellung »70 Jahre Luxemburger Abkommen« im Deutschen Bundestag in Berlin erinnert.

Verbrechen Diese Schau wurde vom Bundesfinanzministerium mit der Claims Conference sowie dem Knesset-Museum des israelischen Parlaments zusammengestellt und diese Woche von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnet. »Kann es für das Menschheitsverbrechen, der Schoa, eine Wiedergutmachung geben? Eine rhetorische Frage, mit einer klaren Antwort: selbstverständlich nicht«, stellte Bas gleich zu Beginn fest.

An der Eröffnung nahm auch die Auschwitz-Überlebende Eva Szepesi und ihre Enkelin Celina Schwarz teil.

Die Ausstellung zeigt auf neun Ausstellungswürfeln die Geschichte des Abkommens. Zudem werden die Bemühungen zum Wohl der Opfer in den vergangenen 70 Jahren dokumentiert. Die Überlebenden der Schoa, so die Veranstalter, stünden stets im Mittelpunkt der Ausstellung.

So nahm an der Eröffnung auch die Auschwitz-Überlebende Eva Szepesi und ihre Enkelin Celina Schwarz teil. In einem Zeitzeugengespräch erinnerte Szepesi an ihre zunächst glückliche Kindheit in der Nähe von Budapest, die im Vernichtungslager Auschwitz um ein Haar ein tragisches Ende genommen hätte. Doch die heute 89-Jährige überlebte – und betonte, wie wichtig für sie, insbesondere nun im hohen Alter, die finanziellen Mittel seien, die das Luxemburger Abkommen ermöglicht habe.

Zu Wort kam auch Greg Schneider von der Claims Conference, der unmissverständlich darauf hinwies, dass das deutsche Wort »Wiedergutmachung« eines ist, das er bewusst nie verwende. Das Leid, der immense Verlust durch die Schoa, sei niemals wiedergutzumachen, so Schneider.

Wie der Name der Organisation, »Conference on Jewish Material Claims Against Germany«, schon andeute, gehe es ausschließlich um materielle Entschädigungsleistungen für jene, »die allen Widrigkeiten zum Trotz einen Weg zum Überleben gefunden haben«. Das vor 70 Jahren geschlossene Abkommen bedeutete, »kleine Schritte zu gehen, um sie und ihre unsäglichen Verluste anzuerkennen«.

Protest Moshe Fuksman-Shal, Direktor des Knesset-Museums, erinnerte an den gewaltigen Protest aus Israel, wo die deutschen Entschädigungszahlungen oft als »Blutgeld« bezeichnet wurden. »Es war kein leichter Prozess. Protestierende, die den Holocaust überlebt hatten, stürmten die Knesset und zerstörten die Fenster des Plenarsaals, als dort diskutiert wurde, ob Verhandlungen mit Deutschland gestartet werden sollten.«

Besucher können bis zum 5. Oktober im Paul-Löbe-Haus in Berlin nachvollziehen, wie die Geschichte der »Wiedergutmachung« ihren Lauf nahm. Welche materiellen Forderungen stellten die Schoa-Überlebenden? Und zu welchen Bemühungen, zu wie viel Verantwortung war die deutsche Seite bereit? Die Ausstellung beleuchtet aber nicht nur, wie sich das Abkommen in den vergangenen 70 Jahren entwickelt hat und welchen Anpassungen es unterzogen wurde. Sie geht auch der Frage nach, welche Bedeutung die damaligen Vereinbarungen künftig noch haben können.

www.bundestag.de/ausstellung-luxemburger-abkommen

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