Der CDU-Politiker Christian Herrgott wird neuer Landrat im Thüringer Saale-Orla-Kreis. Damit fällt in Thüringen zunächst kein weiterer Landkreis an die AfD.
In der Stichwahl am Sonntag setzte sich der Christdemokrat gegen den Kandidaten der rechtsradikalen AfD, Uwe Thrum, mit 52,4 Prozent der Stimmen durch, teilte das Thüringer Landesamt für Statistik am Sonntagabend in Erfurt mit. Für den unterlegenen Bewerber Thrum stimmten 47,6 Prozent der Wähler.
Die Wahlbeteiligung habe bei 68,6 Prozent gelegen und sei damit etwas höher ausgefallen als in der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen.
Hier hatte der AfD-Kandidat mit 45,7 Prozent noch klar vor dem zweitplatzierten Bewerber Herrgott gelegen, jedoch die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen verfehlt.
»Guter Start«
Herrgott bezeichnete die Wahlentscheidung als einen guten Start für Thüringen in das Wahljahr 2024. Die Wahlentscheidung sei von vielen bundespolitischen Themen überlagert gewesen. Der Saale-Orla-Kreis stehe vor wichtigen kommunalpolitischen Entscheidungen. Zudem liege vor ihm persönlich die große Aufgabe, die Menschen in dem Landkreis wieder zusammenzuführen.
Der 39-jährige Christian Herrgott vertritt seinen Heimatkreis im Erfurter Landtag als Abgeordneter seit 2014. Seit 2020 ist der studierte Politologe zudem Generalsekretär der CDU-Thüringen. Vor seinem Wechsel in die Politik diente er als Offizier bei der Bundeswehr. Herrgott ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Der bisherige Amtsinhaber Thomas Fügmann (CDU) durfte aus Altergründen nicht zur Wiederwahl antreten. Die Übergabe der Amtsgeschäfte an Herrgott ist für den 9. Februar vorgesehen.
Demokratischer Grundkonsens
Die AfD-Niederlage lässt sich aus Sicht von Experten auch auf die bundesweiten Demonstrationen der vergangenen Tage zurückführen. Der CDU-Wahlsieger habe in der Stichwahl fast alle Wähler dazugewinnen können, die zuvor für die Kandidaten der SPD oder der Linken gestimmt hatten, sagte der Erfurter Politikwissenschaftler André Brodocz der Deutschen Presse-Agentur.
»Dass gemeinsam die rechtsextremistische Bedrohung der Demokratie verhindert werden sollte, wie es die bundesweiten Demonstrationen als demokratischen Grundkonsens gefordert haben, hat diese Gruppe sicher stark motiviert, diesmal CDU zu wählen«, erklärte er.
Der Politikwissenschaftler Torsten Oppelland von der Universität Jena sagte, der Einfluss der Demonstrationen sei schwer zu beziffern. Dazu lägen keine Daten vor. Die etwas höhere Wahlbeteiligung in der Stichwahl deute aber auf einen Mobilisierungseffekt hin. »Da kann die Demonstrationswelle durchaus einen Ausschlag gegeben haben.«
Angebliche Alternative
Der Thüringer CDU-Landeschef Mario Voigt zieht aus dem Wahlergebnis im Saale-Orla-Kreis Optimismus für seine Partei. »Gemeinsam im Bündnis mit den Bürgern haben wir die Kraft, die angebliche Alternative von Höcke zu schlagen«, schrieb Voigt am Sonntag beim Kurznachrichtendienst X – ehemals Twitter.
Der Sieg von CDU-Kandidat Christian Herrgott über AfD-Mann Uwe Thrum sei ein »starkes Votum«. Dieser Sonntag sei ein guter und wichtiger Tag für Thüringen. Im Freistaat stehen dieses Jahr noch Kommunal- und Landtagswahlen an. epd/dpa