Meinung

BDS: Es geht nicht um Palästinenser

Ingo Way Foto: Stephan Pramme

Meinung

BDS: Es geht nicht um Palästinenser

Das Ziel der Israelboykotteure ist immer nur der jüdische Staat

von Ingo Way  29.08.2016 18:41 Uhr

Sie lassen nicht locker. Deutsche Vertreter der internationalen BDS-Kampagne (Boycott, Divestment and Sanctions), die sich den Kampf gegen alles Israelische auf die Fahnen geschrieben hat, haben in der vergangenen Woche zu einer Protestaktion vor der »Galeria Kaufhof« auf dem Berliner Alexanderplatz aufgerufen.

Der Grund: Das Kaufhaus vertreibt weiterhin die Sprudelgeräte der israelischen Firma SodaStream – für die Boykotteure »ein ethisch nicht vertretbares Produkt«. Und so versammelten sich etwa 20 Aktivisten vor dem Kaufhof und trugen Schilder und T-Shirts mit Aufschriften wie »Rassismus tötet« oder »Boykott (sic) Apartheid made in Israel«.

tariflohn Dabei ist die Ursache, weswegen SodaStream bei der BDS-Bewegung ursprünglich in die Kritik geraten war, längst weggefallen: Die Firma profitiere von der Besatzung des Westjordanlandes, hatte es geheißen, indem sie in der jüdischen Siedlung Mischor Adumim fertigen lasse. Inzwischen hat SodaStream seine Produktionsanlage ins israelische Kernland, in die Negevwüste, verlegt, was die BDS-Bewegung als Erfolg verbucht. Mit dem Ergebnis allerdings, dass die palästinensischen Mitarbeiter, die die gleichen Arbeitsverträge hatten und nach dem gleichen Tarif bezahlt wurden wie die israelischen, nun arbeitslos sind.

Aber die Boykottbewegung ist noch immer nicht zufrieden. 300 neue Arbeitsplätze hat das Unternehmen in den vergangenen drei Monaten geschaffen, viele Beduinen gehören zu den insgesamt 1400 Angestellten am neuen Firmensitz. SodaStream gilt damit als einer der größten Arbeitgeber im Negev. Doch für die BDS-Aktivisten sind auch diese Zahlen nur ein weiterer Beleg für die Perfidie des israelischen Unternehmens.

flugblatt »SodaStream profitiert von der andauernden Ghettoisierung der beduinischen Bevölkerung«, heißt es im Flugblatt zur Protestaktion. Angeprangert wird also, dass zahlreiche Beduinen aus dem Negev, die überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen sind, bei SodaStream nun gut bezahlte Jobs gefunden haben.

Wer dagegen protestiert, zeigt, dass es ihm nicht um die »Besatzung« geht, sondern darum, alles, was aus Israel kommt, zu dämonisieren. Da fällt auch nicht ins Gewicht, dass SodaStream-Chef Daniel Birnbaum zu den schärfsten Kritikern der Palästinenser-Politik der Regierung Netanjahu gehört.

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  07.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

9. November

Erinnerung ohne Empathie ist leer

Wenn Deutschland am Sonntag der Pogromnacht gedenkt, darf Erinnerung nicht nur rückwärtsgewandt sein. Sie muss auch die Angst der Juden von heute im Blick haben

von Tobias Kühn  07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025