Das Jüdische Museum Berlin ist ein Hit. Vor zehn Jahren eröffnet, ist es heute das meistbesuchte Ausstellungshaus der Hauptstadt. Mehr als 750.000 Menschen pilgern jedes Jahr zu Daniel Libeskinds postmodernem Bau in der Kreuzberger Lindenstraße. Ein Hauptgrund dieses Erfolgs ist die konzeptionelle Arbeit des Museums, die inhaltlich wie ästhetisch immer wieder frische Blicke auf Jüdisches und Judentum eröffnet, jenseits hergebrachter Vorstellungen. So etwas erfordert Ideen, Kreativität – und Geld. 17,4 Millionen Euro beträgt 2011 der Haushalt des Museums, von denen 12,4 Millionen aus der Bundeskasse kommen.
fürth und dorsten Andere jüdische Museen in Deutschland können von einem derartigen Etat nur träumen. Vor allem die kleineren Häuser in der sogenannten Provinz. Dort kommt es schon mal vor, dass mangels Geld die Kuratoren nicht nur Ausstellungen konzipieren, sondern auch die Vitrinen mit den Exponaten selbst putzen müssen. Es fehlt an finanziellen Mitteln. Und es wird in Zukunft noch mehr daran fehlen. Die Wirtschaftslage ist bekanntermaßen schlecht, die öffentlichen Hände müssen sparen. Gespart aber wird in schlechten Zeiten gern bei der Kultur. Die gilt im Zweifelsfall als nicht so wichtig. Für kleinere jüdische Museen kann diese Entwicklung existenzbedrohend werden. Wenn in Berlin, München oder Frankfurt/Main 100.000 Euro weniger zur Verfügung stehen, ist das dort unangenehm; in Fürth, Dorsten oder Rendsburg kann es fatal sein.
Nun mag man einwenden, dass es in Deutschland ohnehin sehr viele jüdische Museen gibt, pro Kopf der Bevölkerungszahl mehr als sonst in der Welt. Viele dieser Häuser können auch nicht mit spektakulären Ausstellungen glänzen (obwohl manch kleines Museum an Kreativität den Großen einiges vormacht). Entbehrlich, überflüssig gar, sind sie deshalb aber nicht. Jüdische Kultur, wie jede andere Kultur auch, lebt nicht nur von den etablierten Institutionen. Sie wächst immer wieder neu von unten nach. Nicht zufällig kommen Innovationen oft von der Peripherie und aus der Provinz. Eine jüdische Museumslandschaft in Deutschland, die nur noch aus den großen Häusern bestünde, wäre eine Ödnis.