Die evangelischen Theologieprofessoren Ekkehard und Wolfgang Stegemann haben dem Weltkirchenrat Judenfeindschaft vorgeworfen. Die Abschlusserklärung eines Treffens von Kirchenrepräsentanten Ende Mai in Beirut überschreite jegliche bisher bekannte antiisraelische und antisemitische Propaganda des Ökumenischen Rates der Kirchen, schreiben die Theologen in einem am Dienstag veröffentlichten Offenen Brief. Die Stellungnahme delegitimiere und dämonisiere den Staat Israel. Das Papier des Weltkirchenrates sei Ausdruck einer Erneuerung der alten christlichen Judenfeindschaft, die nunmehr auf Israel gerichtet sei.
Die beiden Neutestamentler appellieren an den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, und den Präsidenten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Gottfried Locher, sich gegen diese »neu-alte Judenfeindschaft« des Weltkirchenrates zu wenden. »Antisemitismus ist Sünde wider Gott und die Menschen«, schreiben die in Basel und Neuendettelsau tätigen Professoren.
Erklärung In der Erklärung von Ende Mai wirft der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) Israel eine »Diskriminierungspolitik gegen Christen und Muslime« vor. Jerusalem sei eine »besetzte Stadt«, kritisiert der Weltkirchenrat. Die Stellungnahme ist das Ergebnis von Beratungen von Kirchenvertretern aus der Region und Repräsentanten der Mitgliedskirchen des Weltkirchenrates. Thema war die Präsenz von Christen im Nahen Osten.
Ausdrücklich distanzierte sich der Weltkirchenrat von sogenannten christlichen Zionisten, die sich für einen jüdischen Staat aus religiösen Motiven einsetzen. Damit ließen diese Gruppen sich als »politische Waffe gegen das palästinensische Volk« benutzen. Sie verzerrten die historische Verbindung zwischen Palästinensern und dem Heiligen Land und ermöglichten eine »Manipulation der öffentlichen Meinung durch zionistische Lobbys«. epd