Magdeburg

Antisemitische Vorfälle auch in Sachsen-Anhalt deutlich gestiegen

Der 7. Oktober vergangenen Jahres war eine Zäsur wie der 9. Oktober 2019, als ein Attentäter die Synagoge in Halle angriff

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres hat der Antisemitismus in Sachsen-Anhalt deutlich zugenommen. Wie Michael Schüßler von der Meldestelle Rias Sachsen-Anhalt am Mittwoch in Magdeburg erklärte, wurden im vergangenen Jahr 178 Vorfälle registriert. Er sprach von einem drastischen Anstieg.

Demnach wurden allein im letzten Quartal vergangenen Jahres 95 Vorfälle gezählt. Seitdem habe sich im Schnitt täglich ein antisemitischer Vorfall pro Tag in Sachsen-Anhalt ereignet. Für das Vorjahr 2022 hatte die Meldestelle, die sich damals noch im Aufbau befand, 47 Vorfälle registriert. Für 2024 könnten noch keine konkreten Zahlen genannt werden. »Das Vorfallgeschehen ist weiterhin hoch«, sagte Schüßler. Auch gebe es weiterhin einen klaren Bezug zum 7. Oktober.

Der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung, Wolfgang Schneiß, sagte, Antisemitismus sei für die in Sachsen-Anhalt lebenden Juden eine Alltagserfahrung. Daher unterstütze die Staatskanzlei die Arbeit von Rias auch finanziell. Die Meldestelle leiste eine wichtige Arbeit, da sie Menschen ermutige, alltägliche Übergriffe zur Sprache zu bringen. Das »Landesprogramm für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus« habe nach dem Hamas-Terror im vergangenen November ein »Update« erhalten.

Enge Zusammenarbeit zwischen Rias und den Gemeinden

Laut dem Vorsitzenden des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden in Sachsen-Anhalt, Max Privorozki, gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen Rias und den Gemeinden. Dort werde etwa ein Flyer der Meldestelle verteilt, der auf Kontakt- und Beratungsmöglichkeiten hinweise. Der 7. Oktober vergangenen Jahres sei eine Zäsur wie der 9. Oktober 2019 gewesen, als ein Attentäter die Synagoge in Halle angegriffen hatte.

Von den 178 gemeldeten Vorfällen - davon 46 im Online-Bereich - waren die meisten (144) verletzendes Verhalten. In 17 Fällen gab es demnach gezielte Sachbeschädigungen, 13 Mal eine Bedrohung. Ein Angriff oder eine extreme Gewalt wurde in jeweils einem Fall registriert. In 68 Fällen waren Einzelpersonen betroffen, 42 Mal richteten sich die Vorfälle gegen Institutionen.

In 113 Fällen konnte kein politischer Hintergrund ermittelt werden. 26 Vorfälle kamen den Zahlen zufolge aus dem verschwörungsideologischen Lager, 17 aus dem rechtsextremen oder rechtspopulistischen, zwölf aus dem linken und antiimperialistischen Spektrum.

Es fehle oft an genauen Informationen, um die Taten eindeutig einem Umfeld zuzuordnen

Nur ein Vorfall konnte konkret dem islamistischen Lager zugeordnet werden. Laut Schüßler kommt Antisemitismus seit dem 7. Oktober auch vermehrt aus dem muslimischen Spektrum. Das habe sich aber in den Zahlen noch nicht niedergeschlagen. Es fehle oft an genauen Informationen, um die Taten eindeutig einem Umfeld zuzuordnen. Zudem gebe es Überschneidungen zum linksextremen Lager.

Die Meldestelle Rias Sachsen-Anhalt in Halle dokumentiert seit 2022 in Trägerschaft des bundesweiten Vereins Ofek antisemitische Vorfälle unabhängig von ihrer Strafbarkeit. Ofek mit Sitz in Berlin ist nach eigenen Angaben eine gemeinnützige Fachberatungsstelle, die von Antisemitismus Betroffene berät und unterstützt. epd

USA

82-Jährige stirbt nach Angriff von Boulder

Die Frau erlag ihren schweren Verletzungen. Die Anklage gegen den Täter soll nun erweitert werden

 01.07.2025

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Debatte

Anti-Israel-Parolen: USA entziehen britischer Band Visa

Ein britischer Festivalauftritt mit israelfeindlichen Parolen wird live von der BBC übertragen. Der Sender steht unter Druck – und die USA kündigen an, der Band die Einreise zu verweigern

 30.06.2025

Interview

Nuklearforscher: »Das iranische Atomprogramm neu aufzubauen wird Jahre dauern«

Georg Steinhauser über die israelischen und amerikanischen Schläge gegen Atomanlagen im Iran, die Eigenschaften von Uran-235 und mögliche Szenarien für die Zukunft

von Michael Thaidigsmann  30.06.2025

Israel

Früherer Geheimdienstchef der israelischen Armee: Jerusalem musste das Atomprogramm der Mullahs stoppen

Im Juni 1981 war Amos Yadlin an der Zerstörung von Saddam Husseins Kernreaktor beteiligt. Nun hat er ausführlich über Israels Präventivschlag gegen das Mullah-Regime und den angeblichen »Völkermord« in Gaza Auskunft gegeben

von Imanuel Marcus  30.06.2025 Aktualisiert

Drohung

Iranische Zeitung fordert Todesstrafe gegen IAEA-Chef Grossi

Das staatliche Propagandablatt wirft Rafael Grossi vor, für Israel spioniert zu haben

 30.06.2025

Düsseldorf

Islamistischer Tiktok-Star gesteht Spendenbetrug

Der Islamist »Abdelhamid« hat unter seinen Followern Spenden »für Palästina« gesammelt und diese dann unter anderem für einen BMW ausgegeben. Das gestand er nun vorm Düsseldorfer Landgericht

von Martin Höke  30.06.2025

Düsseldorf

NRW: Zahl antisemitischer Straftaten gestiegen

Fast 700 Fälle wurden im vergangenen Jahr registriert - ein Zuwachs von 27 Prozent

 30.06.2025

Uni Duisburg

Online-Mahnmal gegen Schändung jüdischer Friedhöfe gestartet

Die Universität Duisburg-Essen hat ein Online-Projekt zum Schutz jüdischer Friedhöfe vorgestellt. Grundlage dafür ist eine interaktive Karte

von Raphael Schlimbach  30.06.2025