München

»Alles rief Heil« - Installation zu Hitlerputsch vor 100 Jahren

An der Residenz in München erinnert eine Gedenktafel an die vier Polizisten, die beim Hitlerputsch 1923 erschossen wurden. Foto: picture alliance / dpa

Vor dem Münchner Isartor ist am Mittwoch eine Installation anlässlich der Niederschlagung des Hitlerputsches vor 100 Jahren eröffnet worden. Sie steht unter dem Motto »Alles rief Heil. Ein Stuhl, auf dem der Weg in Diktatur und Vernichtung begann«. Initiator ist der Kabarettist Christian Springer zusammen mit Elias Strickler.

Am 8. November 1923 überfiel Adolf Hitler mit einem bewaffneten Stoßtrupp eine Versammlung vaterländischer Verbände im Münchner Bürgerbräukeller. Das Gasthaus befand sich dort, wo heute das Kulturzentrum Gasteig steht. Um sich Gehör zu verschaffen, stieg Hitler auf einen Stuhl und gab einen Schuss in Richtung Decke ab. Er schrie: »Die nationale Revolution ist ausgebrochen. Die bayerische Regierung ist abgesetzt. Die Reichsregierung ist abgesetzt. Eine provisorische Reichsregierung wird gebildet.«

Der nun installierte Stuhl ist laut Springer sechs Meter hoch und steht auf vier jeweils 900 Kilogramm schweren Betonfüßen. Das von Handwerkern aus der Oberpfalz gefertigte Exemplar weist seinen Worten zufolge bewusst keine Sitzfläche auf. Zu sehen sind aber zwei große Fußabdrücke. Mehrere Infotafeln zeichnen die Geschichte nach. Zudem sind Internetlinks abrufbar.

Kurze Haftstrafe

Am Morgen nach dem Auftritt im Bürgerbräukeller entschieden Hitler und General Erich Ludendorff, mit mehreren tausend Bewaffneten in die Innenstadt zu marschieren. Sie zogen durch das Isartor zum Marienplatz. Der Putsch endete in einem Kugelhagel vor der Feldherrnhalle. Dabei starben vier Polizisten und 15 Putschisten sowie ein unbeteiligter Kellner eines benachbarten Cafes.

Hitler wurde trotz Anklage wegen Hochverrats nur zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt. Unter luxuriösen Haftbedingungen, so Springer, habe er in der Festung Landsberg vorbereitet, was in Diktatur, Krieg und Konzentrationslagern endete. Hitler schrieb dort sein Pamphlet »Mein Kampf«.

Das Ereignis in München war der Auftakt von Hitlers Aufstieg. Der Stuhl solle symbolisch den Beginn des Hitlerputsches und damit auch den Beginn der Abschaffung der Demokratie mit den Mitteln von Gewalt, Propaganda und Einschüchterung, symbolisieren, heißt es. Damit verbunden sei ein Appell an die Gesellschaft, sich rechtsextremistischen, antisemitischen und menschenfeindlichen Tendenzen der Gegenwart entgegenzustellen.

Installation auf Reisen

Geplant ist nach den Worten Springers, dass die Installation auf Reisen gehen soll, um vor allem auch Schülerinnen und Schüler über die Ereignisse von damals zu informieren.

Die Installation ist eine Kooperation der Schulterschluss-Initiative mit dem Valentin-Karlstadt-Musäum, unterstützt von der Saubande, dem Förderverein des Musäums, dem Kulturreferat der Landeshauptstadt, der Fachstelle für Demokratie, dem Bezirksausschuss Altstadt/Lehel und der Stiftung Hubert Beck. kna

Berliner Philharmonie

Gedenkfeier für Margot Friedländer am Mittwoch

Erwartet werden zu dem Gedenken langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Freundinnen und Freunde Friedländers sowie Preisträgerinnen und Preisträger des nach ihr benannten Preises

 08.07.2025

Langenau

Christen von israelfeindlichen Aktivisten bedrängt

Israelfeindliche Aktivisten haben die Gemeinde in Baden-Württemberg schon seit langem im Visier, weil ihr Pfarrer sich klar zu den Massakern vom 7. Oktober positioniert hat

 08.07.2025

Meinung

»Demokratie leben« braucht eine Inventur

Die Idee hinter dem Förderprogramm des Bundes mag gut sein, die Umsetzung ist es nicht. Viel zu oft profitieren Extremisten und Israelhasser von den öffentlichen Geldern

von Lennart Pfahler  08.07.2025

Debatte

Ahmad Mansour: Kritik an Israels Gaza-Krieg ist absolut berechtigt

»Es fehlt eine Perspektive für die Menschen dort«, beklagt der Islamismus-Experte Ahmad Mansour in Bezug auf den Gazastreifen. Und er findet deutliche Worte für die israelische Regierung

 08.07.2025

Berlin

Wegen Israelhasser-Demos: Wegner will Versammlungsrecht ändern

Nach einer weiteren terrorverherrlichenden Demo am Wochenende ist für den Regierenden Bürgermeister das Maß voll

 08.07.2025

Josias Terschüren

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  08.07.2025

Vor 80 Jahren: Potsdamer Konferenz

»Der deutsche Militarismus und Nazismus werden ausgerottet«

Idylle mit weltpolitischer Bedeutung: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Potsdamer Schloss Cecilienhof vor 80 Jahren Europa und die Welt neu geordnet. Die Ergebnisse der Verhandlungen der Alliierten waren tiefgreifend

von Yvonne Jennerjahn  08.07.2025

Köln

Trotz Antisemitismus-Vorwürfen: Xavier Naidoo gibt zweites Konzert in Köln

Da großes Interesse besteht, kündigen die Veranstalter einen weiteren Auftritt an. Parallel muss sich der Sänger auch wegen Holocaustleugnung vor Gericht verantworten

 08.07.2025

Washington D.C.

Netanjahu schlägt Trump für Friedensnobelpreis vor

»Sie haben ihn verdient, und Sie sollten ihn bekommen«, sagt der israelische Regierungschef

 08.07.2025