Fernsehen

»Alles kommt im Film vor«

Julius H. Schoeps Foto: Mike Minehan

Herr Schoeps, Sie haben an dem ZDF-Dreiteiler »Unsere Mütter, unsere Väter« als historischer Berater mitgewirkt. Haben Sie Ihren Einfluss wiederfinden können?
Nein, so funktioniert das ja nicht. Das ist ein Team, das bei einem solchen Projekt zusammenarbeitet. Der Berater berät, ist aber nicht der, der für den Film verantwortlich zeichnet. Dessen ungeachtet: Das Ergebnis kann sich meiner Ansicht nach sehen lassen. Ich habe versucht, den einen oder anderen Aspekt einzubringen.

Was finden Sie positiv an dem Film?
Positiv finde ich, dass die Geschichte der NS-Jahre erzählt wird und die Verstrickungen »unserer Mütter, unserer Väter« kenntlich gemacht werden. Das, was im Film berichtet wird, hat sich so oder ähnlich zutragen können. Solche Einzelschicksale hat es tatsächlich gegeben. Den Filmverantwortlichen geht es darum, einer jungen Generation zu vermitteln, was damals tatsächlich geschehen ist. Was ich zum Beispiel sehr erfreulich finde, ist, dass im Film nicht behauptet wird, die Wehrmacht sei an den Verbrechen nicht beteiligt gewesen.

Kam der jüdische Aspekt im Film zu kurz oder wurde er angemessen gewürdigt?
Dass Juden integraler Teil der deutschen Gesellschaft waren, wird im Film gezeigt. Die Hauptpersonen sind fünf Freunde, einer davon ist Jude, und das NS-System zerreißt diesen Freundeskreis in alle Richtungen: in die Schützengräben, in die Lazarette, in die Truppenbetreuung und zu den Partisanen. Mich beeindruckt besonders der dritte Teil der Trilogie, die beispielsweise auch zeigt, wie aus einem NS-Obersturmbannführer nach 1945 wieder ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft wird. Wie wir wissen, ist es tatsächlich vorgekommen, dass ein und dieselbe Person für die Zwangsausbürgerung zuständig war und jetzt den Antrag auf die Wiedereinbürgerung zu bearbeiten hatte.

Inszenieren sich die Deutschen hier nicht als Opfer?
Nein, es sind durchaus ehrliche Fragen, die gestellt werden. Wie haben sich unsere Väter, wie haben sich unsere Mütter im Krieg verhalten? Sie waren zweifellos nicht alle Helden und Widerständler. Häufig waren sie Mitläufer oder vom System überzeugt. Die meisten haben sich von der Begeisterung mitreißen lassen. Die NS-Propaganda hat zweifellos Wirkung auf die Menschen ausgeübt.

Mit dem Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums sprach Ingo Way.

Lesen Sie auch unser Interview mit dem Produzenten von »Unsere Mütter, unsere Väter« Nico Hofmann
prelive.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15483

Saarbrücken

Saarland setzt Signal gegen Antisemitismus - Verfassung wird geändert

Der saarländische Landtag will den Schutz jüdischen Lebens in die Verfassung schreiben. Eine Einigung von SPD und CDU macht den Weg dafür frei. Auch der Verfassungsgerichtshof soll gestärkt werden

 08.09.2025

Berlin

Rückkehr einer Unerwünschten

Francesca Albanese will diese Woche nach Berlin kommen, um bei einem Genozid-Workshop an der Freien Universität zu sprechen. Wie schon im Februar werden nun Forderungen nach Absage der Veranstaltung laut

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Berlin

Roger Waters spricht bei israelfeindlicher Demonstration

Sahra Wagenknecht, Dieter Hallervorden und der Rapper Massiv demonstrieren gemeinsam für eine Kundgebung gegen den Krieg im Gazastreifen

 08.09.2025

Berlin

Innenministerium verlangt von Ditib Bekenntnis gegen Antisemitismus

Wie verlässlich ist die Ditib? Der größte Moscheeverband in Deutschland gilt für die Integrationspolitik als wichtiger, aber auch umstrittener Partner. Ihre Verflechtung mit der Türkei sorgt nun abermals für Unmut

 08.09.2025

Meinung

Bitte mehr Sorgfalt, liebe Kollegen!

Weltweit haben Medien die Geschichte verbreitet: In Gaza sei ein hilfesuchendes Kind von Israelis erschossen worden. Es stimmt nur nicht, wie sich nun herausstellt. Von professionellen Journalisten darf man eigentlich mehr erwarten

von Susanne Stephan  08.09.2025

Rechtsextremismus

Chrupalla: AfD wird im Bund spätestens 2029 regieren

Man werde das Land blau machen, so der Parteichef. Der bayerische Landeschef der zumindest in Teilen rechtsextremistischen Partei, Stephan Protschka, nennt Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) »Arschkriecher«

 08.09.2025

Madrid

Spanien verkündet Waffenembargo gegen Israel

Diese und andere Maßnahmen sollen laut Ministerpräsident Pedro Sánchez dazu beitragen, einen angeblichen Völkermord in Gaza zu stoppen

 08.09.2025

Tunis

Greta Thunberg legt mit Gaza-Flottille in Tunesien an

Ziel der Flottille ist es, die israelische Seeblockade Gazas zu brechen. Die ägyptische Seeblockade des bisher vom Terror regierten Küstenstreifens erwähnen die Teilnehmer nicht

 08.09.2025

Analyse

Ohne Alternative?

Warum die Palästinensische Autonomiebehörde und ihr Präsident Mahmud Abbas derzeit auf der Weltbühne eine so wichtige Rolle spielen

von Lisa Schneider  07.09.2025