Meinung

Akademische Ignoranten

Einer der Dachverbände der Amerikanistik in den USA, die American Studies Association (ASA), hat einen Boykott israelischer Universitäten und wissenschaftlicher Institute beschlossen. Damit erreicht der antiisraelische Kulturkampf, der seit Jahren in amerikanischen Universitäten tobt, einen neuen Höhepunkt.

Bislang wurden »Israel-Apartheidwochen« und ähnliche Kampagnen dort von lautstarken, jedoch kleinen Gruppierungen durchgeführt. Die ASA gilt hingegen mit ihren knapp 5000 Einzelmitgliedern und 2200 institutionellen Mitgliedern als eine angesehene akademische Organisation.

freiheit Aber wissenschaftliches Renommee schützt nicht vor Torheit. Der Boykottaufruf ist ignorant, einseitig und anmaßend. Statt sich mit Lehr- und Forschungsfragen zu beschäftigen, widmet sich die ASA obsessiv dem jüdischen Staat. Schon das verleiht dem Ganzen ein antisemitisches Gschmäckle. Warum zum Beispiel rufen die Amerikanisten nicht zum Boykott amerikanischer Universitäten auf?

Dafür gäbe es mindestens so viele gute oder schlechte Gründe wie im Falle Israels. Aber als Hochschulangehörige wollen sie wohl lieber nicht die Hand beißen, die sie füttert. Man bevorzugt den kleinen israelischen Sündenbock. Auf Kritik an der Resolution antwortet man mit einem Verweis auf die akademische Freiheit. Das ist natürlich bizarr, da gerade mit einem Boykott diese Freiheit eingeschränkt wird, weil sie Kooperationen mit israelischen Wissenschaftlern ausschließt.

Momentan scheint es allerdings so, als hätten die Israelkritiker ihr Blatt überreizt. Fünf Universitäten haben wegen des Beschlusses ihre institutionelle Mitgliedschaft in der ASA gekündigt, über 100 Universitäten sprachen sich gegen die Ächtung Israels aus. Dazu kam es jedoch erst, nachdem Freunde Israels entschieden für den jüdischen Staat und die akademische Freiheit eingetreten waren.

wirkungen Der akademische Kulturkampf um Israel ist somit noch lange nicht entschieden, und es steht zu befürchten, dass er nach Deutschland überschwappt. Auch hierzulande werden die Stimmen lauter, die eine Ächtung Israels fordern. Dahinter versteckt sich zumeist ein vulgärer Hass auf den jüdischen Staat. Aus diesem Grund ist es wichtig, allen Boykottaufrufen gegen Israel frühzeitig entgegenzutreten, in der Fußgängerzone ebenso wie an der Universität.

Der Autor ist Philosoph, PR-Berater und freier Autor in Darmstadt.

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Berlin

AfD-Eklat im Bundestag bei Debatte über Völkermord

Der Bundestag unterbricht seine Haushaltsberatungen für eine Diskussion zum Gedenken an das Kriegsverbrechen in Srebrenica vor 30 Jahren. Bei AfD-Reden kommt es zum Skandal

 11.07.2025

Justiz

Berufung wegen antisemitischer Inhalte auf X zurückgewiesen

Das Landgericht hatte die Klage im Juni 2024 mit Verweis auf fehlende internationale Zuständigkeit abgewiesen

 11.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Washington D.C.

US-Behörde wartet auf Daten zu attackierten Iran-Atomanlagen

In welche Tiefen drangen die bunkerbrechenden Bomben in die iranischen Atomanlagen vor? Die für die Entwicklung der Bomben zuständige Behörde hat darauf noch keine Antwort

 11.07.2025

Sarajevo/Berlin

Rabbiner: Srebrenica-Gedenken in Deutschland besonders wichtig

8.000 Tote und eine Wunde, die nicht verheilt: Heute gedenkt die Welt der Opfer des Massakers von Srebrenica. Das liberale Judentum sieht eine gemeinsame Verantwortung - auch bei der deutschen Erinnerungskultur

 11.07.2025

Brüssel

EU baut Drohkulisse gegen Israel auf

Die EU will Israel zu einer besseren humanitären Versorgung der Menschen in Gaza drängen - und präsentiert das Inventar ihrer Daumenschrauben

 11.07.2025

Berlin

Mehr Verfahren wegen Antisemitismus eingeleitet

Die Berliner Staatsanwaltschaft bearbeitet Hunderte Fälle mit antisemitischem Hintergrund

 11.07.2025