Der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, bewertet die AfD als »Partei, die die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost. Ihr Führungspersonal hat Juden und Israelis schwer beleidigt«, sagte Issacharoff der in Bielefeld erscheinenden »Neuen Westfälischen«.
»Denken Sie nur an die Forderungen nach einer 180-Grad-Wende der deutschen Erinnerungskultur, an die Umdeutung des Berliner Holocaust-Mahnmals.« Die Mehrheit der Deutschen sehe und verstehe die Gefahren des Antisemitismus - »nicht nur für Juden, sondern für die ganze Gesellschaft«, betonte der Botschafter.
Anfeindungen von Gruppen wie »Juden in der AfD« schrecken den israelischen Diplomaten Worten nicht ab.
JAFD »Manchmal aber habe ich das Gefühl, dass einige Leute heute offen aussprechen, was sie vor zehn Jahren möglicherweise nur gedacht haben.« Anfeindungen von Gruppen wie »Juden in der AfD« schrecken den israelischen Diplomaten nach eigenen Worten nicht ab. »Sie haben meine Familie attackiert, meine Frau, meine Kinder - das ändert überhaupt nichts an meiner Haltung gegenüber der AfD«, sagte er.
Kritik in Deutschland am Staat Israel hält Issacharoff für legitim. Sie werde aber dann antisemitisch, »wenn das Existenzrecht Israels in Frage gestellt wird, wenn ›den Juden‹ die Schuld am Nahostkonflikt gegeben wird«.
BÜRGERLICH? Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übte am Wochenende massiv Kritik an der AfD. In einem Interview mit dem »Spiegel« sagte er: »Jede Partei muss sich entscheiden, wo sie stehen will: entweder völkisch kollektivistisch oder aufgeklärt bürgerlich. Beides gleichzeitig geht nicht.«
Angesichts des wachsenden Zulaufs zu Rechtspopulisten plädierte das Staatsoberhaupt dafür, in der Erinnerung an den Nationalsozialismus und dessen Gräueltaten nicht nachzulassen. »Die eigene Geschichte und die Gegenwart derjenigen, die wählen gehen, sind nicht mehr genügend miteinander verknüpft«, sagte er. »Unsere Verantwortung kennt keinen Schlussstrich.« epd/dpa/ja