Potsdam

Abraham Geiger Kolleg drängt auf Entscheidung

Namensgeber Abraham Geiger (1810–1874) Foto: JA

Potsdam

Abraham Geiger Kolleg drängt auf Entscheidung

Potsdamer Institut will als jüdisch-theologische Fakultät anerkannt werden

 08.11.2011 19:04 Uhr

Das Potsdamer Abraham Geiger Kolleg (AGK) möchte als vollwertiges Universitäts-Institut anerkannt werden. Bislang ist das AGK lediglich als »An-Institut« mit der Uni Potsdam assoziiert. Mit einer Anerkennung als jüdisch-theologische Fakultät, so der Rektor des AGK, Rabbiner Walter Homolka, würden die Empfehlungen des Wissenschaftsrats vom Januar 2010 umgesetzt, die eine Gleichbehandlung der akademischen Priester-, Imam- und Rabbinerausbildung vorsehen.

Das Brandenburgische Wissenschaftsministerium hat bereits die grundsätzliche Befürwortung einer solchen Fakultät in Potsdam signalisiert. Zudem hat der Bund im Rahmen des geplanten »Zentrums für jüdische Studien Berlin-Brandenburg« eine Anschubfinanzierung in Aussicht gestellt. Das Zentrum soll mit Mitteln des Bundesforschungsministeriums alle wissenschaftlichen jüdischen Einrichtungen in Berlin und Brandenburg unter einem Dach vereinen und seine Arbeit im April 2012 aufnehmen.

Brief Am vergangenen Freitag nun bat Rektor Homolka Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) per Brief, sich für eine baldige Gründung der Fakultät einzusetzen. Andernfalls, so Homolka, werde man über ein konkretes Angebot der Universität Erlangen-Nürnberg nachdenken, das Geiger-Kolleg nach Bayern zu holen. Im Brandenburgischen Kabinett, so hieß es vonseiten des Abraham Geiger Kollegs, solle am 8. November über das Thema gesprochen werden.

Ginge das Geiger-Kolleg nach Bayern, würde Brandenburg erheblicher Bundes-Fördermittel für das Zentrum für jüdische Studien verlustig gehen. Daher plädiert auch der Historiker Julius Schoeps, Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrums (MMZ) in Potsdam, für eine baldige Gründung der jüdisch-theologischen Fakultät in der brandenburgischen Landeshauptstadt.

Einzigartig In die gleiche Kerbe schlägt das Berliner Gemeinde-Wahlbündnis »Verantwortung Jetzt!«: Es fordert die brandenburgische Landesregierung auf, das Abraham Geiger Kolleg als vollwertige theologische Fakultät an der Universität Potsdam anzuerkennen und einen entsprechenden Staatsvertrag abzuschließen. »Die liberale Rabbinerausbildung in Brandenburg ist europaweit einzigartig und ein lebendiges Zeichen für das Wiedererwachen einer pluralistischen und weltoffenen jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Das Abraham Geiger Kolleg ist als solches ein herausragendes Projekt in der Region Berlin-Brandenburg und eine der Stützen des geplanten Zentrums für Jüdische Studien in Berlin«, so Mirjam Marcus, Spitzenkandidatin von »Verantwortung Jetzt!« und stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Monopol Protest gegen derartige Pläne kommt allerdings aus Heidelberg. Johannes Heil, Erster Prorektor der Hochschule für Jüdische Studien (HfJS), befürchtet durch die Einrichtung einer jüdisch-theologischen Fakultät in Potsdam die »Monopolisierung der akademischen Rabbinatsausbildung durch eine einzelne Denomination«. Ferner bestehe, so Heil, ein Zentrum für jüdische Studien, wie das in Berlin und Brandenburg geplante, bereits seit 30 Jahren – »in Heidelberg«.

In der Potsdamer Landesregierung weiß man allerdings nichts von einer Kabinettssitzung zum Thema. Zwar stünden, so bestätigte Regierungssprecher Thomas Braune gegenüber der Jüdischen Allgemeinen, sowohl die Landesregierung als auch das Wissenschaftsministerium Brandenburgs der Gründung einer jüdisch-theologischen Fakultät positiv gegenüber. Es gebe allerdings keinen Zeitdruck für eine Entscheidung, so Braune, und auch noch keinen Termin für weitere Beratungen zum Thema. (ja)

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025