Debatte

Aachener Friedenspreis zieht Ehrung zurück

Foto: dpa

Wegen antisemitischer Äußerungen soll der ukrainische Journalist Ruslan Kotsaba (52) nun doch nicht den Aachener Friedenspreis 2019 erhalten. Dazu habe sich der Vorstand des Vereins Aachener Friedenspreis entschieden, teilte dieser am Freitagmittag mit. Allerdings müsse dem satzungsgemäß die Mitgliederversammlung zustimmen, die am 14. Juni zusammenkommt.

Am Freitagmorgen hatte es noch geheißen, Kotsaba habe sich glaubwürdig von Aussagen in einem 2011 entstandenen Video mit judenfeindlichen Aussagen distanziert und habe die Auszeichnung verdient.

Der Journalist räumte ein, sich judenfeindlich geäußert zu haben.

UKRAINE Kotsaba war am Mittwoch der Preis zuerkannt worden, weil er sich als einziger Journalist der Ukraine um eine objektive Berichterstattung über den Konflikt in der Ostukraine bemühe. In seinen Reportagen bezeichne er den kriegerischen Konflikt als »Bürgerkrieg und Brudermord« und rufe zur Kriegsdienstverweigerung auf.

Am Donnerstag hatte der Grünen-Politiker Volker Beck den Verein auf das Video aufmerksam gemacht und um Klärung gebeten, ob die deutschen Untertitel korrekt übersetzt seien. Wenn die Äußerungen zuträfen, könne Kotsaba den Preis nicht erhalten.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

In einer vom Aachener Friedenspreis verbreiteten Erklärung räumt der Journalist ein, sich judenfeindlich geäußert zu haben, und entschuldigt sich dafür. Er habe bereits vor mehreren Jahren die Stelle aus dem Video entfernt, »die in nicht akzeptabler Weise den Juden Verantwortung für den Aufstieg des Faschismus in Deutschland und des Kommunismus in Osteuropa gibt«.

Er habe den Juden die Verantwortung für den Aufstieg des Faschismus in Deutschland und des Kommunismus in Osteuropa gegeben, bestätigt Kotsaba.

PAZIFIST? Der Verein Aachener Friedenspreis hatte zuerst, dass ihm das Video bislang nicht bekannt gewesen sei. Kotsabas Überzeugungen hätten sich zudem durch die Auseinandersetzung mit dem Krieg verändert. »So wurde er von einem moderat nationalistisch eingestellten Ukrainer zu einem entschlossenen Kriegsgegner und Pazifisten.« Wegen seines öffentlichen Eintretens gegen den Krieg sei er »massiven Anfeindungen bis hin zu physischen Angriffen von Rechtsextremisten ausgesetzt und wurde fast zwei Jahre inhaftiert«.

Kotsaba war von dem Linken-Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko und dessen Mitarbeiter Darius Dunker für den Aachener Friedenspreis vorgeschlagen worden. Die beiden verteidigten in einem Statement ihren Vorschlag und erklärten, bislang nichts von dem Video gewusst zu haben. Auch wenn die Aussagen von Ruslan Kotsaba »völlig inakzeptabel« seien, habe sich der ukrainische Journalist davon mittlerweile distanziert, erklärten Hunko und Dunker. Seine Erklärung sei glaubwürdig, daher habe der ukrainische Journalist nach wie vor die Auszeichnung verdient.

Kotsaba war von dem Linken-Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko für den Preis vorgeschlagen worden.

Die Verleihung der mit je 2000 Euro dotierten Auszeichnung soll wie in den Vorjahren am Antikriegstag am 1. September in Aachen stattfinden. Weitere Preisträger sind der »Initiativkreis gegen Atomwaffen« und das Netzwerk »Büchel ist überall – atomwaffenfrei jetzt!«.

Der 1988 erstmals verliehene Preis will Personen oder Gruppen würdigen, die »von unten her« zu Frieden und Verständigung beitragen.  kna

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Umfrage

Studie: Für die meisten muslimischen Schüler ist der Koran wichtiger als deutsche Gesetze

Fast die Hälfte der Befragten will einen islamischen Gottesstaat

 22.04.2024

Vereinte Nationen

»Whitewash«: UNRWA-Prüfbericht vorgelegt

Eine Untersuchung sollte die schweren Vorwürfe gegen das UN-Hilfswerk aufklären - vorab sickerten erste Details durch

von Michael Thaidigsmann  22.04.2024

Berlin

Ausstellung will Leben in Geiselhaft simulieren

In der Fasanenstraße werden in einem Container die Bedingungen der Geiseln in Gaza simuliert

von Pascal Beck  22.04.2024

Rechtsextremismus

»Höckes Sprachgebrauch ist ein klarer Angriff - und erfolgreich«

Der Soziologe Andreas Kemper zu Strategien des AfD-Politikers

von Nils Sandrisser  22.04.2024

Frankreich

Französischer Bürgermeister zeigt Hitlergruß - Rücktrittsforderungen

Die Präfektur Val-de-Marne will die Justiz einschalten

 22.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Österreich

Vier Deutsche nach Gedenkbesuch bei Hitlers Geburtshaus angezeigt

Die Verdächtigen waren nach Braunau gefahren, um dort weiße Rosen niederzulegen

 22.04.2024

Berlin

Große KZ-Gedenkstätten gegen Schüler-Pflichtbesuche

Die Unionsfraktion hatte sich dafür ausgesprochen

 22.04.2024

Meinung

Erinnert euch an Ägypten

Nur eine Handvoll Mitglieder zählen die Gemeinden in Kairo und Alexandria heute. Jedoch haben die wenigsten Juden ihre Heimat aus religiöser Sehnsucht verlassen – sie wurden gewaltvoll vertrieben

von Mascha Malburg  22.04.2024