Meinung

18 Prozent Hass

Eine der traurigen Erkenntnisse der Migrationsforschung ist, dass Integration keine fast sichere Fortschrittsgeschichte ist. Das Einfinden in eine neue Gesellschaft glückt eben nicht einfach so qua Generationenfolge innerhalb von wenigen Jahrzehnten nach der Einwanderung einer Familie nach Deutschland. Es geht leider auch anders, nämlich zurück. Viele jüngere Deutsch-Türken etwa sind nicht unbedingt besser integriert in die deutsche Gesellschaft als ihre Eltern oder Großeltern.

Darin liegt auch ein Versagen der Mehrheitsgesellschaft – und es wird interessant zu beobachten, wie das eigentlich mit den russisch-jüdischen Familien weitergeht, die seit Ende der 80er-Jahre nach Deutschland eingewandert sind. Die Problematik bei den Deutsch-Türken ist in einer Hinsicht aber größer als bei der russisch-jüdischen Einwanderungsgruppe, denn erstere schleppen auch in ihren jüngeren Generationen ein Verhältnis zum Judentum mit, das aus dem Islam und der Türkei stammt und das immer noch als bestenfalls ungeklärt gelten muss.

Fußball Wenn einer neuen Studie zufolge 18 Prozent der Deutsch-Türken meinen, Juden seien minderwertige Menschen, dann spricht das für diese Annahme. Und es könnte ein Hinweis darauf sein, dass ein beträchtlicher Anteil der Deutsch-Türken trotz einer gewissen Sympathie für diese deutsche Nachkriegsgesellschaft keinerlei Verantwortungsgefühl für die Folgen der unsäglichen deutschen Geschichte verspürt – da mögen nach Siegen der Fußballnationalmannschaft noch so viele schwarz-rot-goldene Flaggen an den Autos junger Deutsch-Türken in Berlin-Neukölln oder Bottrop flattern.

So wie der Kampf gegen Antisemitismus eine immerwährende Aufgabe der deutschen Politik, der deutschen Gesellschaft und damit auch beispielsweise der Kirchen ist, so bleiben auch die deutsch-türkischen Verbände und die muslimischen Gemeinden aufgefordert, ihrer mühsamen Aufklärungspflicht über das Übel und die Dummheit des Judenhasses nachzukommen. Denn dieser Hass verschwindet nicht von selbst. Er kann immer wieder aufleben.

Der Autor ist Reporter der »tageszeitung«.

Frankfurt am Main

Beck: »Wir lassen uns nicht einschüchtern«

Die Gruppe »Students 4 Palestine« demonstriert gegen eine Konferenz seines Tivah Instituts zum Thema Antisemitismusforschung

von Imanuel Marcus  02.12.2024

Nahost

Was die Einnahme von Aleppo durch Rebellen bedeutet

Innerhalb kurzer Zeit erobern Rebellen die syrische Großstadt Aleppo. Warum flammt der Konflikt jetzt mit den schwersten Kämpfen seit Jahren wieder auf?

 01.12.2024

Rom

Papst begrüßt Waffenruhe im Libanon: »Schimmer des Friedens«

Das Oberhaupt der katholischen Kirche fordert den Libanon zu Reformen auf

 01.12.2024

Nahost

Kampf um Aleppo setzt Syriens Machthaber Assad unter Druck

Der syrische Bürgerkrieg schien jahrelang wie eingefroren - jetzt flammt er wieder auf

 01.12.2024

"Frankfurter Rundschau"

Zentralratspräsident Schuster warnt vor AfD und BSW

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sieht in den Parteien Gefahren für jüdisches Leben in Deutschland

 30.11.2024

Nahost

Moskau erörtert Lage in Syrien mit Teheran und Ankara

Der Vormarsch der Rebellen in Syrien ruft Moskau auf den Plan. Israel greift derweil Hisbollah-Ziele in Syrien an

 30.11.2024

Amerika

US-Senator: Trump will Waffenruhe in Gaza vor Amtsantritt erreichen

Lindsey Graham sagt, der designierte Präsident mache Tempo bei den Bemühungen um einen Deal in Gaza

 30.11.2024

Berlin

Terrorbefürworter besprühen Bankfilialen mit Parolen

Jeweils eine Filiale der Deutschen Bank und von Santander sind betroffen

von Imanuel Marcus  29.11.2024

Genf

Deutschland und europäische Partner sprechen mit dem Iran

Es geht auch um das Atomprogramm und Angriffe auf Israel

 29.11.2024