In den ersten beiden Tagen der Polio-Impfkampagne im Gazastreifen sind bereits mehr als 161.000 Kinder unter zehn Jahren geimpft worden. Das übertrifft die Gesamtzahl, die die Behörden in der zentralen Zone des Gebiets erreichen wollten, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie hatten mit 156.000 gerechnet.
Dass sich dort mehr Kinder aufhielten als gedacht, liege daran, dass die israelische Armee immer wieder Zehntausende Menschen zur Flucht aufrufen muss, bevor sie Hamas-Ziele angreift. Israel will so Zivilisten schützen, im Gegensatz zu den Terroristen, die sie als Schutzschilde missbrauchen. Deshalb sei es aber auch schwierig, sicher zu sein, dass wirklich alle Kinder erreicht worden sind. Die ursprünglich dreitägige Kampagne, die am Sonntag begann, werde deshalb aller Voraussicht nach um einen Tag verlängert, so die WHO.
Anschließend gehen die Impfteams in den Süden des Gazastreifens. Dort sollen 340.000 Kinder geimpft werden. Im Norden geht es danach um weitere 150.000 Kinder. In vier Wochen brauchen alle Geimpfte eine zweite Dosis.
Wegen der unhygienischen Zustände mit hunderttausenden Flüchtlingen auf engstem Raum war im Gazastreifen vor Kurzem der erste Fall von Polio (Kinderlähmung) seit 25 Jahren entdeckt worden. Ein elf Monate altes Baby ist betroffen. Es geht dabei um Impfstoff-abgeleitete Polioviren (cVDPV Typ 2). Genau dagegen wird nun geimpft. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) müssen mehr als 90 Prozent der Kinder geimpft werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. dpa/ja