Der Krieg in Gaza ruiniert ganze Gesellschaften. Sei es die israelische, die sich zwar in all den Jahrzehnten zuvor in Resilienz geübt hat, aber seit dem 7. Oktober 2023 aufs Schlimmste traumatisiert ist und an den noch nicht zurückgekehrten Geiseln zugrunde geht. Oder sei es die palästinensische, die den Teufelskreis von Terror, Zerstörung und Verlust nicht durchbrechen kann und aktuell keine Perspektive hat, um ein Leben im Gazastreifen mit Würde zu führen.
Die Bilder von zerstörten Häusern, von hungernden Menschen sind unerträglich. Der Wunsch nach einem dauerhaften Frieden ist keine gutmenschliche Attitüde. Das Recht auf Frieden ist universell. Daher ist auch Empathie kein Nullsummenspiel. Es ist möglich, die Sicherheit Israels und die Rechte der Palästinenser zu bejahen. Man kann sich für ein Ende von Terrorismus und für ein Ende des Krieges einsetzen. Nur durch diese doppelte Empathie kann langfristig ein friedlicher Weg gefunden werden. Doch dafür braucht es ebenso einen tragfähigen Plan und aufrichtige Akteure, die mitspielen und bereit sind, auf den Tag hinzuarbeiten.
In dem Moment, in dem die Geiseln (hoffentlich) befreit sein werden und man auch in Gaza wieder Hoffnung spürt, muss die Hamas der Vergangenheit angehören. Auf sie wird nach einem Ende des Krieges keinen Verlass sein. Sie bleibt eine Terrororganisation, die ihre Bevölkerung als Schutzschilde missbraucht und nicht das geringste Interesse an einem friedlichen Nebeneinander hat. Sie wird weder ihre Charta ändern, noch die Forderung ablegen, Israel auszulöschen. Die Hamas wird weiter Menschen rekrutieren und sie mit Israel-Hass zu indoktrinieren. Das verunmöglicht den Paradigmenwechsel aus dem Innern einer Bevölkerung, die genauso wie die israelische nichts anders als Frieden verdient hätte.
Es ist daher naiv zu denken, wenn sich mit dem Ende des Krieges sofort die Voraussetzungen ändern und Terroristen als zuverlässige Gesprächspartner erweisen würden. Frieden hat andere Grundbedingungen.
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