Kunst

Zurück ins Schtetl

Das Kunstmuseum Pablo Picasso in Münster widmet dem Maler Marc Chagall (1887–1985) erneut eine Sonderausstellung. Seit Samstag sind rund 120 Gemälde, kolorierte Zeichnungen und farbige Grafiken unter dem Titel Marc Chagall – Der wache Träumer zu sehen.

Darunter sind Leihgaben aus dem Centre Pompidou in Paris, dem Ikonen-Museum Recklinghausen sowie selten gezeigte Werke aus
Privatbesitz.
Im Fokus der Sonderschau bis 20. Januar stehen Traummotive des »Maler-Poeten« und deren Inspirationsquellen in der realen Welt. Nach 2008 und 2012 ist es die dritteChagall-Ausstellung im Picasso-Museum.

Träumer Chagall gelte als der »größte Träumer der Kunstgeschichte«, sagte der Museumsleiter Markus Müller zum Start der Ausstellung. Doch habe der Künstler sich zeitlebens gegen das Etikett des wirklichkeitsfernen Fantasten gewehrt. »Die Ausstellung nimmt ihn beim Wort und geht den Quellen seiner Bildwelt auf den Grund«, betonte Müller.

Und in der Tat: Die Spurensuche führt die Besucher zurück ins 19. Jahrhundert in das Schtetl im weißrussischen Witebsk, in dem Chagall aufwuchs. Viele der ausgestellten Bilder finden dort ihren Ursprung. Auch seine jiddische Muttersprache mit ihren Sprachbildern und Redensarten hat das Bilddenken des Künstlers geprägt.

Eine weitere zentrale Rolle in Chagalls Werk spielt dessen Glaube, betonte Museumsleiter Müller. Der Maler fühlte sich dem Chassidismus zugehörig. Sie besagt unter anderem, dass G’tt in allem, auch im kleinsten und banalsten Detail des Alltags zu finden ist. So herrsche auch in Chagalls Bildern keine Trennung zwischen Weltlichem und Profanem, erklärte der Museumsleiter.

Inspiration fand der Künstler auch in der christlichen Ikonenkunst. Die Ausstellung illustriert anhand von sieben Heiligendarstellungen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert,welchen Einfluss sie auf Chagalls Kunst ausübten. epd/ja

www.kunstmuseum-picasso-muenster.de

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Magdeburg

Telemann-Preis 2026 für Kölner Dirigenten Willens

Mit der Auszeichnung würdigt die Landeshauptstadt den eindrucksvollen Umgang des jüdischen Dirigenten mit dem künstlerischen Werk Telemanns

 19.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Kino

Unter erschwerten Bedingungen

Das »Seret«-Festival zeigt aktuelle israelische Filmkunst in Deutschland – zum ersten Mal nur in Berlin

von Chris Schinke  19.11.2025

Bonn

Bonner Museum gibt Gemälde an Erben jüdischer Besitzer zurück

Das Bild »Bäuerliches Frühstück« aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird restituiert

 19.11.2025

Perspektive

Humor hilft

Über alles lachen – obwohl die Realität kein Witz ist? Unsere Autorin, die israelische Psychoanalytikerin Efrat Havron, meint: In einem Land wie Israel ist Ironie sogar überlebenswichtig

von Efrat Havron  19.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Süchtig nach Ruhamas Essen oder Zaubern müsste man können

von Nicole Dreyfus  19.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  18.11.2025