Reaktion

Zentralrat der Juden: Adidas-Trennung von Kanye West war überfällig

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: imago images / epd

Die Entscheidung des deutschen Sportartikelherstellers Adidas, die Geschäftsbeziehungen zum US-Rapper Kanye West wegen dessen antisemitischer Ausfälle mit sofortiger Wirkung zu beenden, sind vom Zentralrat der Juden in Deutschland ausdrücklich begrüßt worden. Zentralratspräsident Josef Schuster nannte den Schritt des Unternehmens in einer Erklärung am Nachmittag zugleich aber auch »überfällig«.

JUDENHASS »Wochenlang hat Kanye West mit seinen antisemitischen Äußerungen weltweit für Aufsehen gesorgt. Die täglich neuen Entgleisungen waren für Jüdinnen und Juden in Deutschland und in aller Welt unerträglich«, sagte er weiter.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Musiker hatte unter anderem auf Twitter geschrieben, er befinde sich auf »Death con 3 gegenüber jüdischen Menschen« und damit auf den Alarmzustand der US-Streitkräfte angespielt. Adidas blieb lange auffällig still, auch dann, als West in einem Podcast sagte, er könne so viele antisemitische Dinge sagen, wie er wolle, Adidas würde ihn dennoch nicht hinauswerfen.

Erst als sich zahlreiche internationale Unternehmen wie die Modemarke Balenciaga von dem Künstler distanziert und ihrerseits die Zusammenarbeit beendet hatten, reagierte das im fränkischen Herzogenaurach angesiedelte Unternehmen.

WERTE Die Äußerungen Wests verstießen gegen Werte »wie Vielfalt und Inklusion, gegenseitigen Respekt und Fairness«, teilte Adidas mit. Nach »eingehender Prüfung« habe man daher die Entscheidung getroffen, die Partnerschaft mit dem Rapper mit sofortiger Wirkung zu beenden, die Produktion von Artikeln der Marke Yeezy einzustellen und alle Zahlungen an Ye und seine Unternehmen zu stoppen.

Dies geschehe »mit sofortiger Wirkung«, so Adidas in seiner Pressemitteilung. Die möglichen Einnahmeausfälle aus dem Schritt bezifferte der Konzern auf 250 Millionen Euro.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zuvor hatten der Zentralrat der Juden und zahlreiche Prominente in Deutschland und weltweit sich öffentlich für eine Trennung des Unternehmens von dem Künstler ausgesprochen. Josef Schuster sagte, er hätte sich »von einem deutschen Unternehmen, das zudem in das NS-Regime verstrickt war, viel früher eine klare Haltung gewünscht.«

Adidas habe zwar viel getan, um sich von seiner Vergangenheit zu distanzieren und gehöre zu den Sportmarken, die Kampagnen gegen Antisemitismus und Rassismus durchführten. »Gerade deswegen wäre eine frühere Trennung von Kanye West angebracht gewesen«, so Schuster.

Am Montag hatte eine Adidas-Managerin in den USA scharfe Kritik geübt an ihrem Unternehmen. Die in der US-Zentrale von Adidas tätige Sarah Camhi schrieb auf ihrem LinkedIn-Profil: »Als Mitglied der jüdischen Gemeinschaft kann ich im Namen der Marke, die mich beschäftigt, nicht länger schweigen. Nichts zu sagen, heißt alles zu sagen.« mth

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Interview

»Es findet ein Genozid statt« – »Israel muss sich wehren«

Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad über ihre langjährige Freundschaft, was sie verbindet – und was sie nach dem 7. Oktober 2023 trennt

von Philipp Peyman Engel  06.06.2025 Aktualisiert

Berlin

Dokumentarfilm »Don’t Call It Heimweh« über Margot Friedländer

Die Dokumentation von Regisseur Thomas Halaczinsky zeigt Friedländers erste Reise aus New York nach Berlin im Jahre 2003. Es war ihre erste Fahrt in die Heimatstadt nach 60 Jahren

 05.06.2025

TV-Tipp

Das Schweigen hinter dem Schweinderl

»Robert Lembke - Wer bin ich« ist ein kluger Film über Verdrängung, Volksbildung und das Schweigen einer TV-Legende über die eigene Vergangenheit. Nur Günther Jauch stört ein wenig

von Steffen Grimberg  05.06.2025

Bildung

Mehr als nur zwei Stunden Reli

Jüdischer Religionsunterricht muss attraktiver werden und auch Kinder erreichen, die keine jüdische Schule besuchen. Was kann konkret getan werden?

von Uri R. Kaufmann  05.06.2025

Wissenschaft

Wie die Jerusalemer Erklärung Antisemitismus verharmlost

Kritiker der IHRA-Antisemitismusdefinition behaupten gerne, die konkurrierende Jerusalemer Erklärung sei klarer und kohärenter. Doch das Gegenteil ist der Fall

von Ingo Elbe, Sven Ellmers  05.06.2025

Dresden

»Tiefgang mit Witz«: Erste Lesung des Dresdner Stadtschreibers Alexander Estis

Der jüdische Autor schreibe heiter, ironisch, grotesk und überrasche mit originellen Beobachtungen, so die Stadtverwaltung

 04.06.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Tabellenfragen: Was hat die Jewro mit der Bundesliga gemeinsam?

von Katrin Richter  04.06.2025

Bayern

Neue Direktorin für Jüdisches Museum München

Wechsel von Berlin nach München: Die Stadtethnologin und Museumsmanagerin Alina Gromova übernimmt die Leitung des Jüdischen Museums

von Barbara Just  04.06.2025

150. Geburtstag von Thomas Mann

Manns Verhältnis zur Heimat: Kritischer Blick auf die Deutschen

Er war Deutscher durch und durch. Doch die Nazis zwangen Thomas Mann ins Exil. Zurückkehren wollte der Nobelpreisträger auch nach 1945 nicht mehr. Ein Rückblick zum 150. Geburtstag

 04.06.2025