Der Schauspieler Oliver Masucci kritisiert die Kulturszene für ihren Umgang mit Israel. »Es gibt massenhaft Kundgebungen für Palästina, aber wo sind die öffentlichen, sichtbaren Proteste gegen die Gewalt an Juden?«, sagte Masucci der »Augsburger Allgemeinen« (Wochenende). Er ergänzte: »Ich war in Berlin auf einer solchen Solidaritäts-Demo, an der unter anderem Igor Levit und Ricarda Lang teilgenommen haben. Wir waren rund 40 Leute. Wer schützt die Juden in Deutschland, die Kippa tragen? Wer schützt die jüdischen Studenten, die sich nicht mehr in ihre Hörsäle trauen, weil die von Pro-Palästina-Demonstranten gestürmt werden?«
Zu einer kürzlich veröffentlichten Petition, in der rund 400 Kunstschaffende an den Bundeskanzler appellierten, deutsche Waffenexporte an Israel zu stoppen, sagte Masucci: Er verstehe jeden, der humanitäre Hilfe für Gaza fordere und sich für Frieden einsetze. »Das ist ja eine Selbstverständlichkeit. Ich stelle nur verschiedene Fragen.«
Warum sind so viele nach dem 7. Oktober 2023 so still geblieben?
Masucci führte aus: »Haben die Menschen im Jemen nicht die gleiche Aufmerksamkeit verdient? Was ist mit dem Sudankrieg, der seit zwei Jahren Zehntausende tote und verletzte Zivilisten fordert? Warum sind so viele nach dem 7. Oktober 2023 so still geblieben? Nach den barbarischsten Verbrechen der letzten Jahrzehnte - befohlen und begangen von Leuten, die wir mit unserem Geld gefüttert haben? Wo ist die Solidarität mit Geiseln wie Evyatar David, den die Hamas zu Propagandazwecken verhungern lässt? Warum fühlen sich so viele bemüßigt, den Zeigefinger zu erheben, wenn es um Israel geht?»Zwei-Staaten-Lösung ja, aber ...
Palästinensischer Staat muss Israel anerkennen
Es müsse das Ziel sein, eines Tages einen Staat für die Palästinenser zu errichten, ergänzte der Schauspieler. »Aber einen, der Israel anerkennt. Von dem keine Gefahr ausgeht. Der erste Schritt muss sein: keine Gewalt. Die Geiseln müssen freigelassen werden. Dann brauchen wir Stabilität, also eine funktionierende Regierung. Wer wird das sein? Wohl kaum die Hamas. Zwei-Staaten-Lösung klingt so naheliegend, weil wir als Westeuropäer mit dem Begriff Staat automatisch Demokratie, Rechtsstaat, Gewaltenteilung und freie Wahlen verbinden. Aber wie viele Demokratien nach diesem Muster gibt es denn im Nahen Osten? Nur eine: Israel.«
Der gebürtige Stuttgarter Oliver Masucci (56) spielt in der dieses Jahr erschienenen Thriller-Serie »The German« einen Holocaust-Überlebenden, der in den 1970er Jahren in die Jagd nach alten Naziverbrechern verwickelt wird. Für die Dreharbeiten lebte Masucci über ein halbes Jahr in Israel. Zuvor wirkte er unter anderem sieben Jahre lang im Ensemble des Wiener Burgtheaters. kna