Berlin

Vertrauensperson für Jüdisches Museum ernannt

Christoph Stölzl, Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums in Berlin Foto: dpa

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Vertrauensperson für Jüdisches Museum ernannt

Nach dem Rücktritt von Peter Schäfer soll der Historiker und CDU-Politiker Christoph Stölzl wieder für Beruhigung sorgen

 25.06.2019 13:10 Uhr

Bis zum Antritt einer neuen Spitze im Jüdischen Museum Berlin soll der Historiker und CDU-Politiker Christoph Stölzl als Vertrauensperson für den Stiftungsrat des Hauses agieren. Der 75-Jährige werde ehrenamtlich und ohne Arbeitsvertrag wirken, sagte die Vorsitzende des Stiftungsrats, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), am Dienstag in Berlin.

»Stölzl ist ein großer Museumsmann, der langjährige Erfahrung aus einschlägigen Häusern, im Umgang mit Mitarbeitern, aber gerade auch mit der Politik mitbringt, und der vor allen Dingen immer auch im deutsch-jüdischen Umfeld inhaltlich gearbeitet hat«, begründete Grütters ihre Wahl. Er habe zur jüdischen Kulturgeschichte zahlreiche Ausstellungen gemacht.

BDS Der bisherige Leiter Peter Schäfer (75) war nach heftigen Kontroversen zurückgetreten. Auslöser war ein Tweet des Museums mit einer Leseempfehlung zur israelfeindlichen und antisemitischen Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen). Darin hatten jüdische und israelische Wissenschaftler kritisiert, dass der Bundestag BDS als judenfeindlich eingestuft hatte.

»Stölzl ist ein großer Museumsmann«, lobt Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Historiker.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland warf daraufhin Peter Schäfer vor, seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen zu sein. »Das Vertrauen der jüdischen Gemeinschaft hat die Leitung des Hauses verspielt«, sagte Josef Schuster. »Das Maß ist voll. Das Jüdische Museum Berlin scheint gänzlich außer Kontrolle geraten zu sein.« Unter diesen Umständen müsse man darüber nachdenken, ob die Bezeichnung »jüdisch« noch angemessen sei.

Das Museum stand bereits in der Vergangenheit wiederholt unter anderem massiv wegen seiner Nähe zur BDS‐Bewegung, der Einladung eines hohen Vertreters des iranischen Regimes und der Jerusalem‐Ausstellung in der Kritik.

ANTISEMITISCH Die BDS‐Bewegung ist laut Bundestag in ihren Zielen und Handlungen antisemitisch und israelfeindlich. Diese Einschätzung wird ebenso vom Zentralrat der Juden als auch von den Antisemitismusbeauftragten auf Bundes‐ und Länderebene geteilt.

Das Museum stand auch in der Vergangenheit wegen seiner Nähe zur BDS‐Bewegung massiv in der Kritik.

Schäfer erhielt aber auch viel Solidarität. Mit »tiefer Besorgnis« stellten sich internationale Museumsdirektoren, Kuratoren und Fachleute jüdischer und nichtjüdischer Museen hinter ihn. Zuvor hatten bereits rund 45 jüdische Gelehrte aus Israel, Europa und den USA ihre Unterstützung bekundet.

Stölzl, derzeit Präsident der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, wird laut Grütters nicht Mitglied der Findungskommission für die neue Museumsleitung sein. Grütters will nach einer Übergangszeit von zehn bis zwölf Monaten bis März 2020 eine hauptamtliche Direktion finden, die inhaltlich und organisatorisch verantwortlich ist.

Der neue Beirat soll am 28. Juni erstmals zusammentreten.

KOMMISSION Ob die neue Spitze mit einem Juden besetzt sein muss, ließ Grütters offen. Die Antwort darauf sei Aufgabe der Findungskommission. »Gerade auch Juden müssen sich in der Arbeit des Hauses wiedererkennen«, sagte Grütters, »genauso wichtig ist es, dass die nichtjüdische Welt mehr über das Judentum erfährt.«

Zur Fertigstellung der neuen Dauerausstellung wird der Stiftungsrat des Jüdischen Museums künftig durch einen Beirat unterstützt, der am 28. Juni erstmals zusammentreten soll. Ihm gehören sieben ausgewiesene Wissenschaftler an, darunter Historiker und Museumsfachleute wie Dan Diner und Michael Brenner.  dpa/ja

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