Atmosphärenforschung

Moses, der Meteorologe

Alles ist möglich, auch die Teilung des Roten Meeres Foto: disney

Moses hob die Hand, starker Ostwind setzte ein, das Meer teilte sich, und die Israeliten gelangten trockenen Fußes auf die andere Seite. Eine solche Wasserdurchquerung ist physikalisch möglich. Das berichten US-Forscher vom Nationalen Zentrum für Atmosphärenforschung. Carl Drews und Weiqing Han untersuchten per Computermodell, inwiefern starker Wind Wasser verdrängen kann. Unter bestimmten Voraussetzungen hätte so vor 3.000 Jahren eine Landbrücke im Nordosten Ägyptens entstehen können.

Damals führte ein Arm des Nils nach Nordosten und mündete in eine Lagune am Rand des Mittelmeers. Die Berechnungen zeigen: Würde dort ein Sturm mit 100 Kilometern pro Stunde von Osten her zwölf Stunden lang wehen, könnte er rund 1,80 Meter tiefes Wasser beiseiteschieben. Einen Teil in die Lagune, den anderen den flachen Nilarm hinauf. Zwischen beiden Gewässern entstünde eine schlammige Landbrücke. »Die Simulationen stimmen ziemlich genau mit den Beschreibungen im Exodus überein«, sagt Drews. »Der Wind bewegt das Wasser gemäß den physikalischen Gesetzen der Fluiddynamik und lässt eine sichere Passage entstehen.« Sobald der Wind aufhört, strömt das Wasser schnell zurück.

gegenwind Andere Wissenschaftler hatten zuvor etwa einen Tsunami ins Spiel gebracht. Denn bevor eine solche Welle das Land trifft, senkt sich ebenfalls der Meeresspiegel. Gegen die Hypothese spricht, dass es bei so einem Ereignis keine langsame Teilung des Meeres über Nacht gegeben hätte, wie es in der Bibel beschrieben ist. Manche Forscher suchten nach Flachwassergebieten, denn es ist bekannt, dass lang anhaltender starker Wind Wasser fortschieben kann. Dieses Phänomen wurde etwa im 19. Jahrhundert im Nildelta beobachtet, wo ein Sturm anderthalb Meter tiefes Wasser wegdrückte, sodass Land zum Vorschein kam. Diesen Mechanismus hatten russische Forscher benutzt, um eine Teilung des Roten Meeres in der Nähe des Suezkanals zu simulieren.

Das Computermodell der Russen erfordert jedoch einen Sturm mit Tempo 120, um ein Riff so weit freizulegen, dass es wie ein Steg benutzt werden kann. Drews und Han waren skeptisch, ob bei diesen Orkan-Bedingungen so vielen Menschen der Übertritt gelungen wäre. Die beiden Forscher suchten deshalb nach einer Flachstelle an der Nilmündung. Mithilfe von archäologischen Funden und Satellitendaten rekonstruierten sie Fließrichtung und Wassertiefe vor rund 3.000 Jahren. Sie sind überzeugt: Dort, wo ein Flussarm und die »Tanis-See« genannte Lagune zusammentreffen, hätten bei heftigem Gegenwind Menschen Ägypten verlassen können.

Sehen!

»Pee-Wee privat«

Der Schauspieler Paul Reubens ist weniger bekannt als seine Kunstfigur »Pee-wee Herman« – eine zweiteilige Doku erinnert nun an beide

von Patrick Heidmann  11.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  11.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  11.11.2025

Berlin

Ein streitbarer Intellektueller

Der Erziehungswissenschaftler, Philosoph und Publizist Micha Brumlik ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Ein persönlicher Nachruf

von Julius H. Schoeps  11.11.2025

Rezension

Mischung aus Angst, alptraumhaften Erinnerungen und Langeweile

Das Doku-Drama »Nürnberg 45« fängt die Vielschichtigkeit der Nürnberger Prozesse ein, erzählt weitgehend unbekannte Geschichten und ist unbedingt sehenswert

von Maria Ossowski  10.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Marbach am Neckar

Schillerrede: Soziologin Illouz vergleicht Trump mit »König Lear«

Statt Selbstbeweihräucherung empfiehlt die Soziologin Eva Illouz in der Schillerrede 2025 den Zweifel und das Zuhören - nur das helfe aus der eigenen Echokammer heraus

 10.11.2025