Berlin

Mögliche Einigung über Raubkunst-Plastik?

Der »Tänzerinnenbrunnen« im Georg Kolbe Museum in Berlin Foto: picture alliance / imageBROKER

Berlin

Mögliche Einigung über Raubkunst-Plastik?

Streit um den Tänzerinnenbrunnen: Anwälte von Erben und Georg Kolbe Museum kamen zu erstem Treffen zusammen

 16.07.2025 17:01 Uhr

Im Streit um den »Tänzerinnenbrunnen« von Georg Kolbe, den der Bildhauer 1922 für den jüdischen Unternehmer Heinrich Stahl angefertigt hatte, zeichnet sich möglicherweise eine Lösung ab. Stahl, von 1933 bis 1940 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, musste die Plastik während der NS-Zeit unter Zwang veräußern. Er starb 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt.

Nun kamen die Anwälte von Erben Stahls und des Georg Kolbe Museums, in dessen Garten der Brunnen seit den 70-Jahren ausgestellt ist, am Dienstag zu einem Treffen zusammen.

Die Vorgeschichte: 1941 hatte der bulgarische Konsul in Berlin, Theodor Dimanow, die Plastik zu »günstigen« Konditionen von Stahl erworben. 1978 kaufte das Georg Kolbe Museum für moderne Kunst in Berlin-Westend die Tänzerinnenskulptur von Dimanows Erben aus Mitteln der Klassen-Lotterie. Die Kosten: 120.000 D-Mark. Bisher ist das Werk für Besucher des Georg Kolbe Museums nicht als Raubkunst gekennzeichnet.

In einem Statement vom 5. Juli 2025 hatte das Museum betont, dass es sich zu den Washingtoner Prinzipien bekennt und eine gerechte und faire Lösung mit den Erben von Heinrich Stahl hinsichtlich des »NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts« anstrebe.

Lothar Fremy, Anwalt von Stahl-Erben, kritisierte in seiner Presseerklärung von Dienstag, das Museum und dessen Direktorin Kathleen Reinhardt hätten in den vergangenen Wochen »immer wieder behauptet«, mit einem Schreiben von 2001 hätten die Vertreter der Stahl-Familie ihren Verzicht auf die Rückgabe des Brunnens erklärt. Doch in dem strittigen Schreiben eines Anwalts von 2001 habe dieser nur einen einzigen Miterben vertreten, nicht aber den Rest der Erbengemeinschaft. In Wirklichkeit liege also kein Verzicht »der Familie Stahl« vor.

Die Rechtsanwältinnen der Georg-Kolbe-Stiftung hätten dieser Feststellung zugestimmt, so die Darstellung des Anwalts der Stahl-Erben. Auf der Website des Georg Kolbe Museums heißt es nun, der Verzicht der Nachfahren von 2001 sei der »damalige Sachstand« gewesen.

Im ihrem Gespräch am Dienstag hätten sich die Anwälte der Stahl-Erben und der Georg-Kolbe-Stiftung zudem darauf verständigt, nach den Sommerferien ihre Gespräche fortzusetzen, so Anwalt Fremy weiter. Als Lösungsmöglichkeiten seien neben der Rückgabe des Brunnens auch die Möglichkeiten einer finanziellen Entschädigung für die Stahl-Erben diskutiert worden, wobei hier grundsätzlich die Möglichkeit bestünde, eine »kreative Lösung« zu finden. ag

Marbach

Israelische Soziologin Eva Illouz hält Schillerrede

Illouz widme sich dem Einfluss wirtschaftlichen Denkens und Handelns und greife damit Widersprüche kulturgeschichtlich auf, hieß es

 16.07.2025

Aufgegabelt

Teiglach

Rezepte und Leckeres

 16.07.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 17. Juli bis zum 25. Juli

 16.07.2025

New York/London

Punkband Bob Vylan muss auf Europatour verzichten

Nachdem es israelischen Soldaten den Tod gewünscht hat, fällt die Teilnahme des Duos an der Europatournee der Band Gogol Bordello ins Wasser

 16.07.2025

Cuxhaven

Deichbrand-Festival hält an Macklemore-Auftritt fest

Der Rapper Macklemore soll am Sonntag ein Konzert geben, obwohl er antisemitische Propaganda und Verschwörungstheorien über Israel verbreitet

 16.07.2025

Los Angeles

Ben Stillers »Severance« punktet bei Emmy-Nominierungen

Gleich zwei Satiren über die moderne Arbeitswelt räumen bei den Nominierungen für den wichtigsten Fernsehpreis der Welt ab. Auch für »The White Lotus« und einen Batman-Ableger sieht es gut aus

 16.07.2025

Restitution

»Das Ausmaß hat uns überrascht«

Daniel Dudde über geraubte Bücher, Provenienzforschung an Bibliotheken und gerechte Lösungen

von Tobias Kühn  15.07.2025

Haskala

Medizin für die jüdische Nation

Aufgeklärte jüdische Ärzte sorgten sich um »Krankheiten der Juden«. Das wirkte auch im Zionismus nach

von Christoph Schulte  15.07.2025

Literatur

Vom Fremden angezogen

Die Schriftstellerin Ursula Krechel, Autorin des Romans »Landgericht«, wird mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet

von Oliver Pietschmann  15.07.2025