Berlin

Mögliche Einigung über Raubkunst-Plastik?

Der »Tänzerinnenbrunnen« im Georg Kolbe Museum in Berlin Foto: picture alliance / imageBROKER

Berlin

Mögliche Einigung über Raubkunst-Plastik?

Streit um den Tänzerinnenbrunnen: Anwälte von Erben und Georg Kolbe Museum kamen zu erstem Treffen zusammen

 17.07.2025 16:59 Uhr Aktualisiert

Im Streit um den »Tänzerinnenbrunnen« von Georg Kolbe, den der Bildhauer 1922 für den jüdischen Unternehmer Heinrich Stahl angefertigt hatte, zeichnet sich möglicherweise eine Lösung ab. Stahl, von 1933 bis 1940 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, musste die Plastik während der NS-Zeit unter Zwang veräußern. Er starb 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt.

Nun kamen die Anwälte von Erben Stahls und des Georg Kolbe Museums, in dessen Garten der Brunnen seit den 70-Jahren ausgestellt ist, am Dienstag zu einem Treffen zusammen.

Die Vorgeschichte: 1941 hatte der bulgarische Konsul in Berlin, Theodor Dimanow, die Plastik zu »günstigen« Konditionen von Stahl erworben. 1978 kaufte das Georg Kolbe Museum für moderne Kunst in Berlin-Westend die Tänzerinnenskulptur von Dimanows Erben aus Mitteln der Klassen-Lotterie. Die Kosten: 120.000 D-Mark. Bisher ist das Werk für Besucher des Georg Kolbe Museums nicht als Raubkunst gekennzeichnet.

In einem Statement vom 5. Juli 2025 hatte das Museum betont, dass es sich zu den Washingtoner Prinzipien bekennt und eine gerechte und faire Lösung mit den Erben von Heinrich Stahl hinsichtlich des »NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts« anstrebe.

Lothar Fremy, Anwalt von Stahl-Erben, kritisierte in seiner Presseerklärung von Dienstag, das Museum und dessen Direktorin Kathleen Reinhardt hätten in den vergangenen Wochen »immer wieder behauptet«, mit einem Schreiben von 2001 hätten die Vertreter der Stahl-Familie ihren Verzicht auf die Rückgabe des Brunnens erklärt. Doch in dem strittigen Schreiben eines Anwalts von 2001 habe dieser nur einen einzigen Miterben vertreten, nicht aber den Rest der Erbengemeinschaft. In Wirklichkeit liege also kein Verzicht »der Familie Stahl« vor.

Die Rechtsanwältinnen der Georg-Kolbe-Stiftung hätten dieser Feststellung zugestimmt, so die Darstellung des Anwalts der Stahl-Erben. Auf der Website des Georg Kolbe Museums heißt es nun, der Verzicht der Nachfahren von 2001 sei der »damalige Sachstand« gewesen.

Im ihrem Gespräch am Dienstag hätten sich die Anwälte der Stahl-Erben und der Georg-Kolbe-Stiftung zudem darauf verständigt, nach den Sommerferien ihre Gespräche fortzusetzen, so Anwalt Fremy weiter. Als Lösungsmöglichkeiten seien neben der Rückgabe des Brunnens auch die Möglichkeiten einer finanziellen Entschädigung für die Stahl-Erben diskutiert worden, wobei hier grundsätzlich die Möglichkeit bestünde, eine »kreative Lösung« zu finden.

Museumsleiterin Kathleen Reinhardt teilte der Jüdischen Allgemeinen dazu auf Anfrage mit: »Dem Museum und mir ist eine faire und gerechte Lösung sehr wichtig und ich bin froh, dass diese Gespräche nun in Gang gekommen sind. Wir hoffen nun auf konstruktive und zügige Gespräche.Das habe ich mir stets gewünscht und auch entsprechend gehandelt.« ag

Fernsehen

Selbstermächtigung oder Männerfantasie?  

Eine neue Arte-Doku stellt den Skandalroman »Belle de jour« des jüdischen Schriftstellers Joseph Kessel auf den Prüfstand  

von Manfred Riepe  27.10.2025

Stuttgart

»Mitten dabei!«: Jüdische Kulturwochen beginnen

Konzerte, Diskussionen, Lesungen und Begegnungen stehen auf dem vielfältigen Programm

 27.10.2025

Biografie

Vom Suchen und Ankommen

Die Journalistin hat ein Buch über Traumata, Resilienz und jüdische Identität geschrieben. Ein Auszug aus ihrer ungewöhnlichen Entdeckungsreise

von Sarah Cohen-Fantl  26.10.2025

Alina Gromova

»Jedes Museum ist politisch«

Die neue Direktorin des Jüdischen Museums München über ihre Pläne

von Katrin Diehl  26.10.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Herbstkaffee – und auf einmal ist alles so »ejn baʼaja«

von Nicole Dreyfus  26.10.2025

Auszug

»Ein Neuanfang ist möglich«

Der israelische Schriftsteller Eshkol Nevo führt sein Kriegstagebuch trotz Waffenstillstand weiter

von Eshkol Nevo  26.10.2025

Geheimnisse und Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  26.10.2025

Aufgegabelt

Couscous mit Gemüse

Rezept der Woche

von Katrin Richter  24.10.2025

Rezension

Kafkaeskes Kino: »Franz K.«

Die Regisseurin, die für Hitlerjunge Salomon eine Oscar-Nominierung erhielt, hat das Leben des Schriftstellers verfilmt. Der Zuschauer darf »Franz K.« nicht nur als gequältes Genie-Klischee, sondern als dreidimensionalen Menschen erleben

von Patrick Heidmann  24.10.2025