Antisemitismus

Hunderte Prominente verurteilen Jonathan Glazers Oscar-Rede

Jonathan Glazer hält den Oscar, den er für »The Zone of Interest« bekam. Seine Dankesrede ist nun Gegenstand heftiger Kritik. Foto: picture alliance / Jordan Strauss/Invision/AP

Über 1000 Darsteller und andere zumeist jüdische Prominente haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem die jüngsten Aussagen des britischen Regisseurs Jonathan Glazer in der Oscar-Nacht am Wochenende verurteilt werden.

»Wir wehren uns dagegen, dass unser Jüdischsein missbraucht wird, um eine moralische Gleichsetzung zwischen einem Naziregime, das eine ethnische Gruppe auslöschen wollte, und einer israelischen Nation, die ihre eigene Auslöschung abwenden will, herzustellen«, heißt es in dem Schreiben.

Jeder Tod von Zivilisten in Gaza sei tragisch. Israel kämpfe allerdings nicht gegen Zivilisten, sondern gegen die Hamas. »In dem Moment, in dem die Hamas die Geiseln freilässt und sich ergibt, ist dieser herzzerreißende Krieg zu Ende. Das gilt seit den Hamas-Angriffen vom 7. Oktober«, so die Autoren des offenen Briefes.

Moderne Blutverleumdung

»Die Verwendung von Worten wie Besatzung zur Beschreibung eines einheimischen jüdischen Volkes, das eine jahrtausendealte Heimat verteidigt, die von den Vereinten Nationen als Staat anerkannt wurde, verzerrt die Geschichte«, kritisierten die Unterzeichner.

»Es gibt der modernen Blutverleumdung recht, die den wachsenden antisemitischen Hass auf der ganzen Welt, in den Vereinigten Staaten und in Hollywood schürt.« Das gegenwärtige Klima des wachsenden Judenhasses unterstreiche nur die Notwendigkeit des jüdischen Staates Israel, eines Ortes, »der uns immer aufnehmen wird, wie es kein Staat während des in Herrn Glazers Film dargestellten Holocaust tat.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Unterschrieben wurde die über die Publikation »Variety« verbreitete Erklärung von Schauspielern wie Debra Messing und Tovah Feldshuh, Regisseuren wie Eli Roth und Rod Lurie, der Produzentin Nancy Spielberg, deren Bruder Steven Spielberg ist, und vielen anderen. Innerhalb eines Tages verdreifachte sich die Zahl der Unterzeichner.

Schlimmste Form

Auf der Oscar-Bühne hatte Glazer über sein Werk »The Zone of Interest« folgendes gesagt: »Unser Film zeigt, wohin die Entmenschlichung in ihrer schlimmsten Form führt«. Sowohl die Morde der Hamas am 7. Oktober als auch die darauffolgende Militäroperation Israels in Gaza stelle diese Entmenschlichung dar.

Da der Regisseur die Massaker des palästinensischen Terrors und die Reaktion Israels auf eine Stufe stellte und den jüdischen Staat mit verurteilte, hagelte es anschließend heftige Kritik an seinen Äußerungen, die auch von Anna Staroselski als antisemitisch bezeichnet wurden.

Auch behauptete er, Israel würde den Holocaust »kapern«, um so die angebliche Besetzung palästinensischer Gebiete zu rechtfertigen. im

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  19.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Wieder hat sich Regisseur Philipp Stölzl kräftig vom Bestseller-Autor Noah Gordon anregen lassen

von Peter Claus  19.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025