Martin Schoeller

Gesichter des Überlebens

Die Gesichter erzählen von Deportation und Zwangsarbeit, dem Leben im Lager oder im Ghetto, vom Grauen der Nazi-Herrschaft.

75 Bilder von Holocaust-Überlebenden hängen von nun an in den Räumen der ehemaligen Kokerei des Unesco-Welterbes Zollverein in Essen. Star-Fotograf Martin Schoeller (51) hat die Frauen und Männer abgelichtet - extrem nah, den Blick nach vorne gerichtet. So ist es Schoellers Stil.

Heute wurde die Ausstellung »Survivors« vorgestellt - also genau eine Woche, bevor sich am 27. Januar die Befreiung des NS-Vernichtsungslagers Auschwitz zum 75. Mal jährt.

»Nichts ist so wichtig wie das Gefühl, man lernt jemanden kennen«, sagte Schoeller, der die 75 Frauen und Männer in Israel ablichtete. »Für mich war es das emotionalste Projekt meines Lebens.« Die Geschichten seiner Fotomodelle zu hören, habe ihn für immer verändert. Er hoffe, dass er durch seine Ausstellung diese Erfahrung weitergeben könne.

Bei jedem Termin platzierte der vielfach ausgezeichnete Fotograf die Kamera genau auf Augenhöhe seines Gegenübers, leuchtete das Gesicht mit Neonröhren aus und drückte auf den Auslöser. »Close Up« nennt Schoeller diese Art von Porträt. So hat er schon Prominente wie Julia Roberts, George Clooney oder Jack Nicholson eingefangen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stand ihm Modell. Sie wird die Schau, die bis zum 26. April zu sehen ist, mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) am Dienstag offiziell eröffnen.

»Was ich gelernt habe von den Holocaust-Überlebenden ist das Verzeihen-Können«, so Schoeller. Die Frauen und Männer hätten keine Vorbehalte gegen ihn, den deutschen Fotografen, gezeigt. »Alle waren sehr freundlich und aufgeschlossen, haben mich umarmt und waren wirklich froh, dass ich da war und sie fotografiert und ihre Geschichte aufgenommen habe.«

Porträtiert hat er die Überlebenden auf Bitte der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und der Stiftung Kunst und Kultur in Bonn. Die ausgeleuchteten Gesichter verbergen keine Falte, sie erzählen auch vom Alt-Werden - und davon, dass es irgendwann keine Holoaust-Überlebenden mehr geben wird. »Umso wichtiger ist es, ihre Geschichten weiterzutragen, damit wir nicht vergessen«, betonte der Vorsitzende des Freundeskreises von Yad Vashem in Deutschland und Ex-»Bild«-Chefredakteur Kai Diekmann.

Der Ausstellungsort sei dabei bewusst gewählt, ergänzte Heinrich Theodor Grütter, Vorstandsmitglied der Stiftung Zollverein. Das Ruhrgebiet sei als Waffenschmiede des Deutschen Reiches unter Einsatz hunderttausender Zwangs- und Fremdarbeiter maßgeblich an den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs beteiligt gewesen. »Genau aus dem Grund halten wir es für richtig, die Ausstellung über die Überlebenden des Holocaust hier im Ruhrgebiet zu zeigen, das sich damit seiner Geschichte und seiner Verantwortung stellt.«

Dass Bilder durchaus eine Rolle spielen, wenn es um Judenfeindlichkeit geht, zeigt der Fall von Luigi Toscano. Der Mannheimer Fotograf hatte vergangenen Mai einige seiner Aufnahmen von NS-Überlebenden frei zugänglich in der Wiener Innenstadt ausgestellt. Unbekannte zerschnitten die Werke und beschmierten sie mit Hakenkreuzen.

In Essen soll während der Schau eine Polizeistreife verstärkt am Zollverein-Gelände vorbeifahren. »Das zeigt nur verschärft, wie wichtig es ist, weiterhin solche Ausstellungen zu machen«, resümiert Schoeller. »Auch wenn man denken würde, das Thema sei abgeschlossen. Es ist leider nicht abgeschlossen.«

Zur Eröffnung am Dienstag soll auch der Überlebende Naftali Fürst nach Essen kommen, eines von Schoellers Modellen. Wie neben allen Porträts steht auch neben seinem ein persönliches Zitat. »Wir müssen weiterhin unsere Geschichten erzählen«, sagt Fürst. »Damit die Welt es weiß und sich erinnert, was wir durchgemacht haben.«

Fernsehen

»Scrubs«-Neuauflage hat ersten Teaser

Die Krankenhaus-Comedy kommt in den Vereinigten Staaten Ende Februar zurück. Nun gibt es einen ersten kleinen Vorgeschmack

 28.11.2025

Eurovision Song Contest

Spanien bekräftigt seine Boykottdrohung für ESC

Der Chef des öffentlich-rechtlichen Senders RTVE gibt sich kompromisslos: José Pablo López wirft Israel einen »Genozid« in Gaza und Manipulationen beim Public Voting vor und droht erneut mit dem Austritt

 28.11.2025

Imanuels Interpreten (15)

Elvis Presley: Unser »King«

Fast ein halbes Jahrhundert nach Elvis’ Tod deutet viel darauf hin, dass er Jude war. Unabhängig von diesem Aspekt war er zugleich ein bewunderns- und bemitleidenswerter Künstler

von Imanuel Marcus  28.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Fernsehen

Zieht Gil Ofarim ins Dschungelcamp? 

RTL kommentiert noch keine Namen - doch die Kandidaten-Gerüchte um Gil Ofarim und Simone Ballack sorgen schon jetzt für reichlich Gesprächsstoff

von Jonas-Erik Schmidt  27.11.2025

Rezension

Ein Feel-Good-Film voller kleiner Wunder

Ein Junge, der nicht laufen kann, Ärzte, die aufgeben, eine Mutter, die unbeirrt kämpft. »Mit Liebe und Chansons« erzählt mit Herz und Humor, wie Liebe jede Prognose überwindet

 27.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  27.11.2025