documenta

»Eine Schar aus Beschwichtigern, Relativierern, Leugnern«

Israels Botschafter in Deutschland: Ron Prosor Foto: picture alliance / GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat einen beunruhigenden Antisemitismus aus dem linken politischen Spektrum beklagt. In einem Gastbeitrag für »Die Welt« (Freitag) nannte er die Weltkunstausstellung documenta 15 in Kassel als Beispiel. Der Antisemitismus, dem er nach seinem Amtsantritt Anfang des Jahres als Erstes habe entgegentreten müssen, »kam von links«.

Zwar hätten die Werke der documenta 15, auf denen Juden mit Schweinegesicht und Raffzähnen dargestellt wurden, in der Bildsprache durchaus an rechte »Stürmer«-Karikaturen erinnert, erklärte Prosor. Der Unterschied sei aber, »dass die Künstler und Kuratoren (und nicht wenige ihrer Verteidiger) sich selbst als Teil einer vermeintlich progressiven globalen Kulturszene verstehen, die politisch links ist.«

kavaliersdelikt Prosor kritisierte, dass sich im documenta-Skandal anstelle einer Gegenöffentlichkeit aus demokratischen Kräften »eine Schar aus Beschwichtigern, Relativierern, Leugnern« formiert habe. Linker Antisemitismus scheine als Kavaliersdelikt durchzugehen. »Wahlweise wurde die Kunstfreiheit oder der Meinungspluralismus vorgeschoben, um den Antisemitismus nicht verurteilen zu müssen.«

Prosor schrieb weiter, Israel habe Erfahrungen darin, wie schnell sich aus Ideologie und Fanatismus Taten ableiten. »Darauf werden wir nicht warten«, betonte er. »Allen anständigen Menschen, die sich mit uns engagieren, rufe ich zu: Lasst euch nicht erweichen, bleibt hart an eurem Kern.« Antisemitismus müsse benannt und bekämpft werden. »Ganz egal, welcher Couleur.« epd

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Kino

Unter erschwerten Bedingungen

Das »Seret«-Festival zeigt aktuelle israelische Filmkunst in Deutschland – zum ersten Mal nur in Berlin

von Chris Schinke  19.11.2025

Bonn

Bonner Museum gibt Gemälde an Erben jüdischer Besitzer zurück

Das Bild »Bäuerliches Frühstück« aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird restituiert

 19.11.2025

Perspektive

Humor hilft

Über alles lachen – obwohl die Realität kein Witz ist? Unsere Autorin, die israelische Psychoanalytikerin Efrat Havron, meint: In einem Land wie Israel ist Ironie sogar überlebenswichtig

von Efrat Havron  19.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Süchtig nach Ruhamas Essen oder Zaubern müsste man können

von Nicole Dreyfus  19.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  18.11.2025

Jubiläum

Eine faszinierende Erzählerin

Anna Seghersʼ Romane machten sie weltberühmt. In ihrer westdeutschen Heimat galt die Schriftstellerin aus Mainz jedoch lange Zeit fast als Unperson, denn nach 1945 hatte sie sich bewusst für den Osten entschieden

von Karsten Packeiser  18.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  18.11.2025