Hören!

»Der Besuch«

»Es ist der Sommer der nicht so fernen Katastrophen, einer Kette seltsamer Unfälle. Zwei Wochen zuvor, auf der Straße links hinter dem Lebensmittelgeschäft, ist der vierte Stock eines Wohnhauses eingestürzt. Es war eine Party: Die Leute tanzen, der Fußboden erzittert, und dann öffnet der Fußboden sein Maul und bläst einen Staubpilz in den Himmel. (...) Fast jeden Tag sterben Menschen auf den Straßen. Sprengstoff wird in Rohre geblasen, Bomben werden gebastelt. Das Dach eines Cafés hebt sich in die Luft, salutiert dem Himmel, ein Autobus bricht auseinander, ein Auto wird beschossen.«

bestseller Hila Blums Debütroman Der Besuch erzählt von dem israelischen Ehepaar Nili und Nataniel. Die beiden haben eine Ferienwoche ohne Kinder vor sich, als ein Anruf aus Paris die empfindliche Balance ihres Lebens stört. Duclos, ein französischer Millionär, kommt nach Israel und will sie treffen. Jahre zuvor war er ihnen bei einem unseligen Vorfall in einem Pariser Sternerestaurant zu Hilfe gekommen. Nie haben sie einander eingestanden, was an jenem Abend wirklich geschah. Der Besuch ist ein Porträt einer postmodernen Familie mit ihren Rissen und nie offenbarten Geheimnissen.

Der Erstling der 1969 in Jerusalem geborenen Journalistin und Lektorin schaffte es gleich nach Erscheinen in Israel auf die Bestsellerlisten. Zeruya Shalev und Etgar Keret lobten den Roman in höchsten Tönen, Haaretz nannte ihn »ein Wunder«. In Deutschland ist Hila Blums Buch vor zehn Tagen im Berlin Verlag herausgekommen, übersetzt von Mirjam Pressler (416 S., 22, 99 €).

Ab kommender Woche kann man Der Besuch auch hören. RBB Kulturradio sendet ab Montag, den 25. August, in 15 Folgen bis zum 12. September immer werktags um 14.30 Uhr eine Lesung des Romans. Sprecherin ist die mit dem Bundesfilmpreis und dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnete Schauspielerin Maria Schrader. Regie führt Ralph Schäfer. ja

»Der Besuch«. RBB Kulturradio, 25. August bis 12. September, Montag bis Freitag jeweils um 14.30 Uhr. Als Hörbuch erscheint die Lesung zeitgleich bei Hörbuch Hamburg (6 CDs, 400 Minuten, 22,99 €).

TV-Tipp

TV-Premiere: So entstand Claude Lanzmanns epochaler Film »Shoah«

Eine sehenswerte Arte-Dokumentation erinnert an die bedrückenden Dreharbeiten zu Claude Lanzmanns Holocaust-Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam

von Manfred Riepe  21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  21.11.2025

Kino

»Fast ein Wunder«

Das israelische Filmfestival »Seret« eröffnete in Berlin mit dem Kassenschlager »Cabaret Total« von Roy Assaf

von Ayala Goldmann  20.11.2025

»Jay Kelly«

In seichten Gewässern

Die neue Netflix-Tragikomödie von Noah Baumbach startet fulminant, verliert sich dann aber in Sentimentalitäten und Klischees

von Patrick Heidmann  20.11.2025