Bundesregierung

Charlotte Knobloch fordert Rauswurf von Kulturstaatsministerin Roth

Claudia Roth, (Grüne), Staatsministerin für Kultur und Medien Foto: picture alliance / Flashpic

Nach den Antisemitismusskandalen bei der Documenta und der Berlinale hält die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) für eine nicht länger tragbare Fehlbesetzung.

Auf Nachfrage des Nachrichtenmagazins Focus, ob sie Roths Entlassung fordere, antwortete Knobloch: »Ich finde, darüber sollten die Verantwortlichen in der Bundesregierung sich jetzt sehr ernsthaft Gedanken machen. (…) Was passiert ist, war einfach zu viel.«

Bei der Berlinale hatte es vor wenigen Wochen unter anderem Statements gegeben, bei denen Israel »Genozid« und »Apartheid« unterstellt wurde. Bereits 2022 kam es bei der Documenta zu Verwerfungen. Mehrere Werke auf der weltweit wichtigsten Schau für zeitgenössische Kunst waren judenfeindlich. Berlinale und Documenta werden vom Bund mitfinanziert.

Angesichts der zahlreichen Antisemitismus-Skandale bei der Documenta forderte die »Jüdische Allgemeine« bereits im Sommer 2022 den Rücktritt von Claudia Roth. »Für wen das Versprechen ‚Nie wieder Antisemitismus‘ keine wohlfeile Phrase« sei, der müsse »das Kulturstaatsministerium jemandem anvertrauen, der glaubhaft gegen Judenhass eintritt. Jemandem, der sein Amt mit Kompetenz und Würde ausübt«, schrieb die Jüdische Allgemeine damals.

Entweder sei Roth nicht in der Lage gewesen, »Einfluss auf die sich lange abzeichnende Entwicklung zu nehmen. Oder sie konnte beziehungsweise wollte nicht verstehen, dass Judenhass eine elementare Herausforderung für unsere Demokratie darstellt. Beides disqualifiziert sie in höchstem Maße als Kulturstaatsministerin«, so der damalige Chef vom Dienst des Blattes, Philipp Peyman Engel, der heute Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen ist.

Das Bekenntnis zu Israel und das Eintreten gegen jede Form von Antisemitismus gehörten zur DNA der Bundesrepublik. »Steuergelder dürfen in diesem Land niemals für lupenreinen Judenhass ausgegeben werden.«

Die Documenta habe diesem Selbstverständnis eine schallende Ohrfeige verpasst. »Es war die Aufgabe von Kulturministerin Roth, dies zu verhindern. Dabei ist sie krachend gescheitert.« Selten sei die jüdische Gemeinschaft in Deutschland so in Aufruhr gewesen.

Zahl der Woche

2 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025

TV-Tipp

»Fargo«: Spannend-komischer Thriller-Klassiker der Coen-Brüder

Joel und Ethan Coen erhielten 1997 den Oscar für das beste Originaldrehbuch

von Jan Lehr  03.12.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  02.12.2025

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025