Hören!

Briefe aus Berlin 1941

»Was weißt du denn in deinem Dorado von meinen Schmerzen?«, schreibt Marie im Winter 1941 aus Berlin an ihre Tochter Ilse nach Basel. Die ganze Familie ist längst im Exil. Einzig Marie ist zurückgeblieben und beginnt, Ilse zu schreiben: Jede Woche mindestens zwei lange Briefe.

Sie erzählt von ihrem Alltag als Jüdin in Berlin, beschreibt die verzweifelten Versuche, ein Visum nach »Irgendwo« zu beschaffen. Die Situation wird immer bedrängter, das Leben zur Qual. Am Ende wohnt Marie in einem Keller ihres ehemals eigenen Hauses.

Die Angst vor den Deportationszügen ist allgegenwärtig. Sie taucht unter. Und doch verliert sie nie den Mut, und hofft, von ihrer Tochter in die Schweiz gerettet zu werden: »Mein Kind wird mich holen.«

familiendrama Eine folgenschwere Fehleinschätzung. Denn Ilse will nicht, dass die Mutter wieder in ihr Leben eindringt. Sie hat sich schon als junge Frau von ihr gelöst, für immer – wie sie glaubt. Bis zum 6. Mai 1942. Da steht Marie Winter mit vier anderen Gefährtinnen nach einer Flucht aus Berlin plötzlich an der Grenze zur Schweiz und versucht, sich durch den Stacheldrahtzaun in das neutrale Land zu retten.

Deutschlandradio Kultur sendet am Samstag, den 28. Januar, um 18.05 Uhr das Feature Bleib gesund, und versuche deine Mutter zu retten. Ilse und Marie – Briefe aus Berlin von Gabriel Heim. Der frühere Fernsehdirektor des RBB ist Ilses Sohn. Im Nachlass seiner Mutter hatte er rund 200 Briefe seiner Berliner Großmutter gefunden.

Zehn Jahre lang hat Heim mit sich gerungen, bevor er aus diesem sehr persönlichen Mutter-Tochter-Drama ein ebenso berührendes wie spannendes Dokument der Zeitgeschichte entwickelt hat. »Große Geschichte versteht man oft an ganz konkreten Beispielen«, sagt Heim. Das eng verwobene Schicksal seiner Großmutter Marie und seiner Mutter Ilse ist so eines.

»Bleib gesund, und versuche deine Mutter zu retten. Ilse und Marie – Briefe aus Berlin«. Von Gabriel Heim. Deutschlandradio Kultur, Samstag, 28. Januar, 18.05 Uhr

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Literatur

Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis für Helene Seidler

Die Schriftstellerin wurde für die Übersetzung des Romans »Unter Freunden stirbt man nicht« von Noa Yedlin ausgezeichnet

 12.12.2025

Zürich

Protest gegen ESC-Teilnahme Israels: Nemo gibt Pokal zurück

Mit der Zulassung Israels verrate der Gesangswettbewerb seine Werte von »Einheit, Inklusion und Würde für aller Menschen«, so Nemo

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025