Medien-Skandal

BBC zeigt Doku mit Kindern von Hamas-Terroristen

Der 13 Jahre alte Abdullah führt durch den Film. Das Problem: Die BBC hat nicht kenntlich gemacht, dass er der Sohn eines Hamas-Ministers ist Foto: Screenshot

Dem britischen TV-Sender BBC sind bei der Dokumentation »Gaza: How to Survive a Warzone« schwere journalistische Mängel geschehen, wie der Investigativjournalist David Collier enthüllt hat.

Die Dokumentation, die am 17. Februar ausgestrahlt wurde, begleitet vier Kinder durch ihren Kriegsalltag im Gazastreifen. Doch eines von ihnen, der 13 Jahre alte Abdullah, der auch als Sprecher des Filmes fungiert, ist Collier zufolge der Sohn von Dr. Ayman Al-Yazouri, einem hochrangigen Hamas-Mitglied und Vize-Agrarminister im von den Terroristen kontrollierten Küstenstreifen. Eine der Protagonistinnen soll außerdem die Tochter eines Polizisten sein, bei dem es sich laut Collier um einen »Hamas-Vollstrecker« handelt.

Weder die BBC noch die Produktionsfirma Hoyo Films haben die familiären Beziehungen der Protagonisten kenntlich gemacht. Erst nach der Veröffentlichung von Colliers Recherchen wurde zu Beginn der Dokumentation ein Hinweis eingefügt.

»Ich wusste sofort, dass ich sie habe«, erzählt David Collier der »Times of Israel«. »Ursprünglich haben sie sich mit der Behauptung verteidigt, dass es unmöglich sei, den Hintergrund aller Menschen im Gazastreifen zu prüfen, die in ihrem Bericht auftauchen, aber das ist lächerlich.«

Besonders peinlich für die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt: Collier will nur fünf Stunden gebraucht haben, um die familiären Beziehungen der Kinder zur Hamas mit einer Computerrecherche herauszufinden. »Ich bin nur ein Typ mit einem Computer in Nordlondon«, sagt er.

Produzenten sollen Judenhass der Terroristen verschleiert haben

Doch auch im Film selbst habe es eindeutige Anzeichen für eine Voreingenommenheit gegenüber Israel gegeben. So posiere darin ein Mädchen mit einem AK47-Sturmgewehr neben einem Hamas-Terroristen. Und: Die Aussagen von Terroristen sollen in der Übersetzung abgeschwächt worden sein, um den Anschein zu erwecken, sie würden nicht aus Hass gegen Juden handeln. So ist in den Untertiteln von »Israelis« die Rede, wenn die Terroristen von Juden sprechen und der Begriff Dschihad (»Heilige Anstrenung«, oder auch »Heiliger Krieg«) sei gänzlich aus der Übersetzung gestrichen worden.

Der Vorsitzende der BBC, Samir Shah, hat sich in einem Statement ausführlich entschuldigt. Der Vorfall sei ein »Dolch im Herzen des Anspruchs der BBC überparteilich und vertrauenswürdig zu sein«.

Anti-Terror-Einheit der Polizei ermittelt

Doch der Skandal ist damit noch nicht vorbei. Kulturministerin Lisa Nandy hat eine Untersuchung gefordert, um herauszufinden, inwiefern die BBC über die Vorgänge informiert war. Derweil ermittelt die Anti-Terror-Einheit der Polizei, ob Geld, das an Abdullah gezahlt wurde, bei der Hamas gelandet sein könnte. Die Dokumentation hat insgesamt 400.000 Pfund (rund 476.000 Euro) gekostet.

Die BBC hat den Film nach den Enthüllungen von David Collier aus dem Programm genommen, bis der Skandal geklärt ist.

Hollywood

Die »göttliche Miss M.«

Schauspielerin Bette Midler dreht mit 80 weiter auf

von Barbara Munker  28.11.2025

Literatur

»Wo es Worte gibt, ist Hoffnung«

Die israelische Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen über arabische Handwerker, jüdische Mütter und ihr jüngstes Buch

von Ayala Goldmann  28.11.2025

Projektion

Rachsüchtig?

Aus welchen Quellen sich die Idee »jüdischer Vergeltung« speist. Eine literarische Analyse

von Sebastian Schirrmeister  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Aufgegabelt

Hawaij-Gewürzmischung

Rezepte und Leckeres

 28.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 28.11.2025 Aktualisiert

Fernsehen

»Scrubs«-Neuauflage hat ersten Teaser

Die Krankenhaus-Comedy kommt in den Vereinigten Staaten Ende Februar zurück. Nun gibt es einen ersten kleinen Vorgeschmack

 28.11.2025

Eurovision Song Contest

Spanien bekräftigt seine Boykottdrohung für ESC

Der Chef des öffentlich-rechtlichen Senders RTVE gibt sich kompromisslos: José Pablo López wirft Israel einen »Genozid« in Gaza und Manipulationen beim Public Voting vor und droht erneut mit dem Austritt

 28.11.2025

Imanuels Interpreten (15)

Elvis Presley: Unser »King«

Fast ein halbes Jahrhundert nach Elvis’ Tod deutet viel darauf hin, dass er Jude war. Unabhängig von diesem Aspekt war er zugleich ein bewunderns- und bemitleidenswerter Künstler

von Imanuel Marcus  28.11.2025