Antisemitismus

Auschwitz-Komitee wirft documenta Zynismus vor

Besucher der documenta fifteen sitzen auf den Stufen des Fridericianums in Kassel. Foto: picture alliance/dpa

Nach neuen Diskussionen auf der documenta in Kassel um einen als antisemitisch eingeschätzten Film hat der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees die Schau scharf kritisiert.

»Die Reaktion der documenta-Verantwortlichen bezüglich der Aussagen und Forderungen des Expertengremiums zum Antisemitismus macht einmal mehr deutlich, dass diese documenta als documenta des Zynismus in die Geschichte eingehen wird«, sagte Christoph Heubner in Berlin. »Über Wochen hinweg hat man bei der documenta fifteen allen antisemitischen Entgleisungen zum Trotz die Kassen klingeln lassen.«

expertengremium Die Gesellschafter der Schau hatten sich zuvor – ähnlich wie bereits am Montag das von den Gesellschaftern eingesetzte Expertengremium – dafür ausgesprochen, die umstrittenen propalästinensischen Propagandafilme nicht mehr zu zeigen, »mindestens bis eine angemessene Kontextualisierung vorgenommen wurde«, teilten die Stadt Kassel und das Land Hessen am Dienstag gemeinsam mit.

Die Künstlerische Leitung, das indonesische Kuratorenkollektiv ruangrupa, sowie die documenta-Spitze hatten die Forderungen der Wissenschaftler am Montag zurückgewiesen. Ruangrupa, denen als künstlerische Leitung der documenta fifteen die alleinige Entscheidung darüber zustehe, wolle der Empfehlung aber nicht nachkommen, hieß es in einer Stellungnahme der documenta für das Berliner Kunstmagazin »Monopol«.

Heubner kritisierte in der Mitteilung des Komitees, die documenta-Verantwortlichen hätten »die öffentliche Erregung und den Schmerz jüdischer Menschen angesichts dieser Entgleisungen zynisch in die eigenen Erfolgsmeldungen miteinbezogen«. Ruangrupa habe die große Mehrzahl der Künstlerinnen und Künstler »für eine antisemitische, antizionistische und antiisraelische Inszenierung missbraucht«. dpa

Literatur

»Die Richtung ist eine andere«

Assaf Gavron über die Entwicklungen im Nahen Osten und seinen Besuch als israelischer Schriftsteller bei der Frankfurter Buchmesse

von Ayala Goldmann  16.10.2025

Ariel Magnus

Fabulieren mit Berliner Biss

Der Argentinier und Enkel von deutschen Juden legt einen urkomischen Roman über das Tempelhofer Feld vor

von Alexander Kluy  16.10.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 17. Oktober bis zum 23. Oktober

 16.10.2025

Marko Dinić

Das große Verschwinden

Der serbisch-österreichische Autor füllt eine Leerstelle in der Schoa-Literatur

von Katrin Diehl  13.10.2025

Usama Al Shahmani

Die Hälfte der Asche

Der Schweizer Autor stammt aus dem Irak. Sein Roman erzählt eine Familiengeschichte zwischen Jerusalem und Bagdad

von Frank Keil  13.10.2025

Literatur

Poetische Analyse eines Pogroms

Boris Sandler, ehemaliger Chefredakteur der jiddischen Zeitung »Forverts«, schreibt über das Blutbad von Kischinew

von Maria Ossowski  13.10.2025

Sachbuch

Zion liegt in Texas

Rachel Cockerell schreibt über russische Juden, die in die USA auswanderten – ein Teil ihrer Familiengeschichte

von Till Schmidt  13.10.2025

Romain Gary

Widerstand in den Wäldern

»Europäische Erziehung«: Der Debütroman des französisch-jüdischen Schriftstellers erscheint in neuer Übersetzung

von Marko Martin  13.10.2025

Jan Gerber

Vergangenheit als Schablone

Der Historiker skizziert die Rezeptionsgeschichte des Holocaust und stößt dabei auf Überraschendes

von Ralf Balke  13.10.2025