Schweden

Zwölf Punkte für Hovi Star

Landete auf Platz 14: Israels Kandidat Hovi Star Foto: dpa

Eigentlich soll die Politik beim Eurovision Song Contest außen vor bleiben. Doch wie so oft gelang es auch in diesem Jahr nicht. Das zeigte am Samstagabend in Stockholm vor allem der Sieg der ukrainischen Sängerin Jamala mit ihrem Lied »1944«.

Israels Kandidat Hovi Star erreichte mit »Made of Star« gerade einmal den 14. Platz. Da half auch nicht, dass Deutschland ihm zwölf Punkte gegeben hatte. Wer sich in Stockholm umhört, der erfährt, dass so ziemlich die ganze jüdische Gemeinde Hovi Star die Daumen gedrückt hat. Einer jedoch, der offizielle Berufsmusiker der Gemeinde, Kantor Isidoro Abramovicz, tat dies nur im Konjunktiv. »Ich habe noch nie in meinem Leben den Eurovision Song Contest geguckt – aber wenn, dann hätte ich natürlich für Israel gestimmt!«, sagt der 43-Jährige und lacht. »Ich freue mich immer und bin stolz, wenn Israel etwas Gutes leistet.«

Ähnlich sieht es Nina Tojzner. Die 26-Jährige hat eine Zeit lang in Israel gelebt, dort fühlte sie sich als Schwedin. Zurück in Schweden, überwog ihr Gefühl, Jüdin zu sein. Im Unterschied zu Abramovicz ist Tojzner jedoch seit Jahren ein großer Fan der Veranstaltung: »Es ist zu einer Tradition geworden, dass ich mit meinen Freundinnen ESC gucke. Das ist schließlich der größte musikalische Wettbewerb der Welt.«

Frankreich In diesem Jahr hegte Tojzner auch für Frankreichs Kandidaten Sympathien, »weil er jüdisch ist«, wie sie sagt. Tojzner gefällt Amir Haddads Lied – doch das wog weniger schwer als ihre Solidarität mit Israel. Sie stimmte für Hovi Star.

Petra Kahn Nord, Generalsekretärin des Jüdischen Jugendverbandes Schweden, gefiel beim ESC die fröhliche Stimmung und das Gefühl, die israelische Flagge und ihren Stolz auf das Land zeigen zu können. »Das ist selten in Schweden. Am Donnerstag bin ich mit meinen Kindern von einem ESC-Fest mit der U-Bahn nach Hause gefahren«, erzählt sie. »Die Kinder wollten die israelischen Flaggen, die sie vorher bei einem Fest bekommen hatten, gern behalten.«

Normalerweise hätte sie das nicht erlaubt, sagt sie, aber diesmal habe sie ihnen die Freude nicht verderben wollen, obwohl sie mit Anfeindungen gerechnet habe. Doch dann geschah das Überraschende: »Als wir in der U-Bahn saßen, kam ein Mann auf uns zu und sagte: ›Haltet diese Fahne besonders hoch!‹« Sie habe erstaunlich viele positive Kommentare erhalten, berichtet die 40-Jährige.

Auch wenn es immer bestritten werde: »Der ESC ist eine politische Show«, sagt Nina Tojzner, darin stimmten doch alle überein. Denn: »Immer, wenn Israel dabei ist, ist es politisch.« Bedauernd fügt sie hinzu: »Viele Fans des ESC stimmen aus Prinzip nicht für Israel, deshalb wird Israel auch nie wieder gewinnen.«

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