Ukraine

Steinmeier erinnert an deutsche Verbrechen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Foto: dpa

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist an diesem Mittwoch in der Ukraine, um an die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg zu erinnern. Geplant sind eine Kranzniederlegung in dem Ort Korjukiwka und eine Rede zum 80. Jahrestag des Massakers an jüdischen Bürgern in Babyn Jar.

Am 29. und 30. September 1941 erschossen deutsche Einsatzgruppen mit Soldaten, Polizisten und SS-Männern 33.771 jüdische Bewohner des besetzten Kiews. Bis zur Befreiung der ukrainischen Hauptstadt durch die Rote Armee im November 1943 wurden in Babyn Jar (Altweiberschlucht) rund 100.000 Menschen ermordet. Unter den Opfern waren auch Kriegsgefangene, Partisanen, Roma und geistig Kranke. Die Schlucht gilt als das größte Massengrab in Europa.

zivilisten In Korjukiwka erinnert Steinmeier an die größte der »Strafaktionen« der deutschen Besatzer gegen Zivilisten im Zweiten Weltkrieg. Anfang März 1943 wurden dort unter einem SS-Sonderkommando rund 6700 Menschen als Reaktion auf die sowjetische Partisanenbewegung ermordet.

»Die Orte nationalsozialistischer Verbrechen in der Ukraine sind auf der Landkarte unserer Erinnerungen kaum verzeichnet«, sagte Steinmeier am Mittwoch nach dem Besuch zweier Gedenkstätten im Ort Korjukiwka nördlich von Kiew.

Zugleich betonte er: »Erinnerung ist nicht nur wichtig, um sich der Ereignisse zu erinnern, sondern auch wichtig, um den Toten einen Namen zu geben.« Die »blinden Flecken unserer Erinnerung« müssten ausgeleuchtet werden. »Wir müssen ein gemeinsames Interesse mit den Ukrainern daran haben, unsere Erinnerung zu schärfen«, so Steinmeier.

Vor mehr als 80 Jahren - am 22. Juni 1941 - überfiel Hitlerdeutschland im Zweiten Weltkrieg die Sowjetunion. Das kommunistische Land verzeichnete mit 27 Millionen Toten die größte Zahl an Opfern in Europa. Steinmeier hatte im Sommer zum Jahrestag bereits kritisiert, die Kriegsopfer der Völker der damaligen Sowjetunion seien weniger stark in das kollektive Gedächtnis eingebrannt, als ihr Leiden es fordere.

»So wie die Gedenkstätten des Zweiten Weltkrieges im Westen besucht werden, so würde ich mir wünschen, dass junge Menschen auch die vergessenen Orte im Osten unseres Kontinents aufsuchen«, sagte er damals. Als einen dieser Orte nannte er Korjukiwka, wo innerhalb von zwei Tagen rund 6700 Männer, Frauen und Kinder der größten und brutalsten Strafaktion des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fielen.

Der Ort liegt knapp 180 Kilometer nordöstlich von Kiew im Gebiet Tschernihiw, etwa 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Der Bundespräsident sprach nach einer Kranzniederlegung und dem Besuch des Stadtmuseums auch mit Schülern und Lehrern darüber, wie in Korjukiwka an die deutschen Verbrechen erinnert wird. Am Nachmittag ist die Gedenkveranstaltung in Babyn Jar geplant.

Vor mehr als 80 Jahren überfiel Hitlerdeutschland im Zweiten Weltkrieg die Sowjetunion. Das kommunistische Land verzeichnete mit 27 Millionen Toten die größte Zahl an Opfern in Europa. dpa

Irland

Aus »Herzog Park« wird vorerst kein »Free Palestine Park«

Das ging selbst der israelkritischen Regierung Irlands zu weit: Die Stadtverwaltung von Dublin will Pläne nicht weiterverfolgen, eine nach Israels sechstem Staatspräsidenten Chaim Herzog benannte Grünanlage umzubenennen

von Michael Thaidigsmann  01.12.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  29.11.2025

Meinung

Wenn ein Botschafter Schoa-Überlebende zu Lügnern erklärt

Tom Rose, neuer US-Botschafter in Warschau, hat in einer Rede die Komplizenschaft Tausender Polen während des Holocaust bestritten. Das ist fatal für das Ansehen der USA

von Menachem Z. Rosensaft  29.11.2025

Großbritannien

Frauen haben Besseres verdient

Die Journalistin Marina Gerner beklagt in ihrem Buch fehlende Innovationen im Bereich Frauengesundheit – und eckt nicht nur mit dem Titel an

von Amie Liebowitz  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Niederlande

Demonstranten stören Vorlesung in Gedenken an Nazi-Gegner

An der Universität Leiden erzwangen antiisraelische Studenten die Verlegung einer Gedächtnisvorlesung zum Andenken an einen Professor, der während der Nazi-Zeit gegen die Judenverfolgung protestiert hatte

von Michael Thaidigsmann  28.11.2025

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Schweiz

Antisemitismus auch in der queeren Szene benennen

Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich teils unsicher, wenn in der queeren Szene über Israel gesprochen wird. Der Verein Keschet will das ändern

von Nicole Dreyfus  27.11.2025