Washington

»Schande für Amerika«

Den rechten Demonstranten in Washington ging es nach eigenen Angaben um den Schutz der »gefährdeten Bürgerrechte« weißer Amerikaner. Foto: dpa

Zu einer Kundgebung von Rechtsextremisten vor dem Weißen Haus in Washington sind nur wenige Teilnehmer erschienen. Die »Washington Post« berichtete, ungefähr zwei Dutzend Menschen hätten sich am Sonntag daran beteiligt. Zugleich protestierten mehrere Tausend Menschen gegen die »weißen Nationalisten«. Ein starkes Polizeiaufgebot und Barrikaden trennten die beiden Seiten.

Der Jüdische Weltkongress erklärte, die Versammlung von »Rassisten und Aufwieglern« am Jahrestag der Ausschreitungen von Charlottesville sei eine »Schande« für Amerika. »Wir werden Heather niemals vergessen«, so der Jüdische Weltkongress über die 32-jährige Heather Heyer, die vor einem Jahr bei den rechtsextremen Ausschreitungen von Charlottesville getötet wurde.

Fackeln Die rechte Kundgebung war seit Längerem angekündigt. Sie fand ein Jahr nach der Kundgebung von Hunderten, zum Teil bewaffneten und Fackeln tragenden Rechtsradikalen und Neonazis im knapp 200 Kilometer von Washington entfernten Charlottesville in Virginia statt.

Ein Rechtsextremist raste am 12. August 2017 mit seinem Wagen in eine Gruppe von Gegendemonstranten. Heather Heyer wurde dabei getötet, 19 Menschen wurden verletzt. Zwei Polizisten kamen beim Absturz eines Überwachungshubschraubers ums Leben.

Den rechten Demonstranten in Washington ging es nach eigenen Angaben um den Schutz der »gefährdeten Bürgerrechte« weißer Amerikaner. Wortführer Jason Kessler sagte im Rundfunksender NPR, er sei ein »Menschenrechtsbefürworter für die unterrepräsentierte kaukasische Demografie«.

Schusswaffen Nach der Kundgebung machte Kessler in CNN »logistische Probleme« für die niedrige Teilnehmerzahl verantwortlich. Auf der Website der Rechtsextremen waren Teilnehmer aufgefordert worden, nicht mit Gegendemonstranten zu sprechen. Zudem solle man keine Schusswaffen mitbringen.

Im rund 50.000 Einwohner zählenden Charlottesville bekamen die Rechtsextremen am Wochenende keine Demonstrationsgenehmigung. Laut der lokalen Zeitung »Daily Progress« sperrte die Polizei dennoch in Teilen der Innenstadt Straßen. Der Gouverneur von Virginia, Ralph Northam, habe einen »Notfall« erklärt und den Einsatz von rund 700 zusätzlichen Sicherheitskräften autorisiert.

Der mutmaßliche Todesfahrer James Alex Fields sitzt gegenwärtig in Untersuchungshaft, er ist des Mordes und der Hassverbrechen angeklagt. In sozialen Medien habe Fields sich für Gewalttaten gegen Afroamerikaner und Juden ausgesprochen und auch für Adolf Hitler und den Nazi-Holocaust, heißt es in der Anklageschrift.

Trump US-Präsident Donald Trump hielt sich während der Kundgebung in seinem Golf-Resort in Bedminster in New Jersey auf. Am Samstag hatte er einen Fototermin mit »Bikers für Trump«. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er, die »Ausschreitungen in Charlottesville vor einem Jahr führten zu sinnlosem Tod und Spaltung«.

Er verurteile »alle Arten des Rassismus und Gewalttaten«, so Trump weiter. Vor einem Jahr hatte der US-Präsident gesagt, in Charlottesville habe es »gute Leute auf beiden Seiten« gegeben.

Der Bürgerverband Anti-Defamation League schrieb in einem neuen Bericht über die rechtsextreme Bewegung, die Aktion vor einem Jahr in Charlottesville sei ein »sehr ungewöhnliches Ereignis gewesen«.

Ku-Klux-Klan Sie habe unterschiedliche Komponenten des Rechtsextremismus vom Ku-Klux-Klan bis zu den Neo-Nazis zusammen gebracht. Diese »Harmonie« habe nicht lange angehalten, und interne Differenzen seien nun schnell aufgebrochen.

Doch weißer Protest gegen die Zunahme der »nicht-weißen« Bevölkerung ist in den USA in die politische Mitte gerückt. In Trumps Lieblingssender Fox News erklärte eine Kommentatorin jüngst, »das Amerika, das wir kennen und lieben«, existiere nicht mehr wegen demografischer Veränderungen.

Spanien

Mallorca als Vorbild

Das Stadtparlament von Palma hat eine Antisemitismus-Resolution verabschiedet – anders als der Rest des Landes

von Sabina Wolf  26.07.2024

Sport

Der Überflieger

Artem Dolgopyat ist in Israel ein Star. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann der Turner Gold, 2023 wurde er Weltmeister. Nun tritt er in Paris an

von Martin Krauß  26.07.2024

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Frankreich

»Man ist schließlich französisch«

Ganz Paris feiert die Olympischen Spiele. Ganz Paris? Nicht alle Juden fühlen sich vom erwünschten »Wir-Effekt« angesprochen. Denn das Land bleibt zerrissen

von Sophie Albers Ben Chamo  25.07.2024

USA

Die zweite Wahl?

Mit dem Rückzug von Joe Biden und der Kandidatur von Kamala Harris könnte das Rennen um die Präsidentschaft noch einmal richtig spannend werden

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024

Jüdische Emigration

Die Niederlande - Ein Ort der Zuflucht für Juden?

Die Historikerin Christine Kausch nimmt das Leben jüdischer Flüchtlinge in den Blick

von Christiane Laudage  24.07.2024

Vor 80 Jahren

Von Rhodos nach Auschwitz

1944 wurden 2000 Jüdinnen und Juden von Rhodos nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten

von Irene Dänzer-Vanotti  23.07.2024

Jerusalem

Nach Gaza entführter Holocaust-Experte für tot erklärt 

Der Historiker Alex Dancyg ist in der Geiselhaft umgekommen

 22.07.2024