In Rio de Janeiro soll ein Holocaust-Denkmal entstehen. Bürgermeister Marcelo Crivella rief eine Arbeitsgruppe ins Leben, die innerhalb von 120 Tagen einen Projektentwurf erstellen soll, wie die Zeitung »O Globo« am Mittwoch online berichtete. An der Ausarbeitung des Projekts soll nach Angaben des Rathauses auch die Zivilgesellschaft beteiligt werden.
Voraussichtlicher Standort des Mahnmals ist der nach dem früheren israelischen Ministerpräsidenten benannte Yitzhak-Rabin-Park im Stadtteil Botafogo nahe des Zuckerhuts. Das Monument solle in der Stadt die Erinnerung an Millionen Opfer der Nazi-Herrschaft wachhalten und der Gefahr künftiger Völkermorde vorbeugen, erklärte das Bürgermeisteramt.
emigranten Bürgermeister Crivella ist freigestellter Pastor der evangelikalen Universalkirche des Reiches Gottes. Die brasilianische Neupfingstkirche, die als sehr konservativ gilt, unterhält gute Beziehungen zu Israel. In Brasilien leben knapp 110.000 Juden. Das Land hat nach Argentinien die zweitgrößte jüdische Gemeinde in Lateinamerika. Es wird geschätzt, dass bis zu 400.000 Brasilianer jüdische Vorfahren haben, aber den Glauben nicht praktizieren. Viele sind Nachkommen von Emigranten aus Europa, die vor der Nazi-Herrschaft flohen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchteten auch Nazigrößen nach Brasilien. Der bekannteste war der KZ-Arzt Josef Mengele, der jahrelang unerkannt im Bundesstaat São Paulo lebte und 1979 bei einem Badeunfall ums Leben kam. epd