Rehabilitierung

Portugals Dreyfus

Es dauerte 75 Jahre. Im Sommer wurde das Unrechtsurteil gegen den Gründer der jüdischen Gemeinde Porto, Artur Carlos de Barros Basto, aufgehoben. Das portugiesische Parlament hatte einstimmig beschlossen, ihn posthum wieder in die Armee aufzunehmen. Damit endeten jahrzehntelange Bemühungen um seine Rehabilitierung. »Das ist das Ende eines Kampfes, der von meinen Großeltern, meiner Mutter und mir geführt wurde«, sagte Isabel Ferreira Lopes, die Enkelin von Barros Basto und Vizepräsidentin der jüdischen Gemeinde in Porto.

Der Hauptmann gilt als »portugiesischer Dreyfus«. Im Jahr 1937 wurde der dekorierte Veteran des Ersten Weltkriegs von einem Militärgericht verurteilt und aus der Armee ausgestoßen. Der Vorwurf, er habe Beschneidungen vorgenommen und Liebesbeziehungen zu Jeschiwa-Schülern unterhalten, basierte auf Denunziationen und Ressentiments. Der eigentliche Grund war, dass Barros Basto sein Judentum nicht mehr im Verborgenen praktizieren wollte, sondern selbstbewusst und offen – in der klerikal-faschistischen Diktatur Salazars war das undenkbar.

diktatur Nach der Verurteilung war er bis zu seinem Tod 1961 auf sich gestellt. Es gab keinen portugiesischen Émile Zola, der das Unrecht öffentlich angeprangert hätte. Selbst nach dem Sturz der Diktatur 1974 gelang es der Familie nicht, eine Wiederaufnahme des Falls zu erwirken.

Dass Barros Bastos jetzt rehabilitiert wurde, ist das Verdienst seiner Enkelin. Unterstützt wurde sie von »Shavei Israel«. Die israelische Organisation kümmert sich um sogenannte verlorene Juden. Im Fall von Barros Basto schaltete sie eine Online-Petition. Auch die Anti-Defamation League forderte eine Rehabilitierung Barros Bastos. Außerdem gelang es Lopes, wichtige Persönlichkeiten aus der portugiesischen Politik sowie ein Team von Anwälten zu gewinnen, die den Fall neu aufrollten.

Das Ergebnis dieser Kampagne war, dass eine Parlamentskommission im Februar einstimmig einen Bericht verabschiedete, in dem die antisemitischen Hintergründe des Urteils anerkannt und eine Rehabilitierung gefordert wurde. Vor einigen Wochen folgte das portugiesische Parlament dieser Empfehlung.

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsman  17.12.2025

Nachruf

Albtraum in der Traumfabrik

Eine Familientragödie hat den Hollywood-Riesen und seine Frau aus dem Leben gerissen. An Rob Reiners Filmen voller Menschenliebe wie »Harry und Sally« ist eine ganze Generation mitgewachsen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025

Australien

Der Held von Sydney

Während des judenfeindlichen Terroranschlags am Bondi Beach bewies ein muslimischer Familienvater unfassbaren Mut

von Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025

Sydney

54 Minuten Horror am Bondi Beach

Am 14. Dezember hat sich der schwerste antisemitische Anschlag auf australischem Boden ereignet. Unsere Korrespondentin berichtet über den schlimmsten Tag für die jüdische Gemeinschaft in Down Under

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Bondi Beach

Sydney-Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt

 17.12.2025

Washington D.C.

Trump ruft zu Vorgehen gegen islamistischen Terror auf

Bei einer Chanukka-Feier im Weißen Haus spricht der Präsident den Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag in Sydney sei Beileid aus

 17.12.2025