Wolf Blitzer

»Ich bin froh, dass meine Eltern das nicht mehr sehen müssen«

Wolf Blitzer Foto: imago/MediaPunch

Wolf Blitzer war sichtlich erschüttert. Er sei froh, dass seine bereits verstorbenen Eltern nicht mit ansehen müssten, was in Amerika gerade so vor sich gehe, sagte der CNN-Moderator im Gespräch mit seiner Kollegin Brianna Keilar.

Konkret bezog sich Blitzer auf die antisemitischen T-Shirts und Pullis, die bei der Erstürmung des Kapitols in Washington am 6. Januar zu sehen waren. Ein Mann trug einen Pulli mit der Aufschrift »Camp Auschwitz«, ein anderer ein T-Shirt mit der Aufschrift »Sechs Millionen sind nicht genug«. Beide Männer wurden mittlerweile von der Polizei verhaftet.

AUSCHWITZ Blitzer ist Jude, seine vier Großeltern wurden in Auschwitz ermordet, wie viele weitere Verwandte auch. Seine Eltern, die polnischen Juden Cesia Zylberfuden und David Blitzer, überlebten die Schoa, darunter das Todeslager Auschwitz. Der heute 72-jährige Journalist kam 1948 im schwäbischen Augsburg zur Welt. Kurze Zeit später wurde der Familie die Ausreise in die USA gestattet.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Blitzers siedelten sich in Buffalo, im Bundesstaat New York an. Dort verbrachte Wolf Blitzer auch seine Schul- und die ersten Studienjahre. Später ging er an die Johns Hopkins University School of Advanced International Studies und an die Hebräische Universität Jerusalem.

PATRIOTEN Die englischsprachige israelische Tageszeitung »Jerusalem Post« schickte ihn dann als Korrespondenten nach Washington. Anfang der 1990er-Jahre wechselte Blitzer zum Nachrichtensender CNN, zunächst als Auslandskorrespondent im Nahen Osten und in Moskau, später als Studiomoderator mit Schwerpunkt auf der US-Politik. Er ist einer der bekanntesten amerikanischen Nachrichtenmoderatoren in Amerika und spielte sich bei Gastauftritten in dem James-Bond-Film »Skyfall« und in »House of Cards« selbst.

»Ich bin unglücklich, dass meine Eltern nicht mehr leben, aber bis zu einem gewissen Grad bin ich froh, dass sie nicht sehen müssen, was in den Vereinigten Staaten gerade passiert«, so Blitzer gegenüber seiner Kollegin. Es sei schwer für ihn zu glauben, dass dies ausgerechnet »in diesem Land, das meinen Eltern die Freiheit gab«, geschehe.

»Sie hatten den Krieg als Teenager in Sklavenarbeitslagern überlebt«, sagte er, und weiter: »Sie waren die patriotischsten Amerikaner, die ich je kannte, eben weil sie diese Chance bekommen hatten«, fügte er an.

AUGENZEUGEN Fast alle Überlebenden und Zeitzeugen des Holocaust seien mittlerweile verstorben. »Aber so viele von ihnen haben Augenzeugenberichte hinterlassen«, sagte Blitzer, die man sich ansehen könne, im US-Holocaust Museum in Washington, bei der Shoah Foundation in Los Angeles und in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.

Den scheidenden Präsidenten Donald Trump, der die Demonstranten bei einer Kundgebung Mitte vergangener Woche aufgefordert hatte, zum Kongress zu marschieren, nannte Blitzer nicht, Trumps Nachfolger Joe Biden dagegen schon. Er hoffe, dass die Biden-Regierung etwas gegen den ansteigenden Antisemitismus tun werde.

Wolf Blitzer: »Es gab vor Kurzem eine Umfrage, die zeigte, dass ein großer Prozentsatz der Menschen nicht wusste, was der Holocaust war. Sie wussten nicht, dass sechs Millionen Juden während des Zweiten Weltkriegs von den Nazis ermordet wurden. Sie hatten keine Ahnung, was vor sich ging.« Es sei für ihn »ekelhaft« mit anzusehen, wie man mit einem Sweatshirt mit der Aufschrift »Camp Auschwitz« auf dem Kapitolshügel herumlaufen könne, so der CNN-Moderator. mth

Interreligiöser Dialog

»Das ist Verrat«

Ein Imam aus den Niederlanden nahm an einer Reise muslimischer Geistlicher nach Israel teil - prompt verlor er seinen Job

von Michael Thaidigsmann  15.07.2025

USA

Düsterer »Nice Jewish Boy«

Seinen ersten Kinofilm sah Ari Aster im Alter von vier Jahren und ist fast daran gestorben. Als junger Hollywood-Regisseur mischt er nun das Horror-Genre auf

von Sarah Thalia Pines  14.07.2025

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Ein Gastwirt rastet gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus, beschimpft sie und verweist sie des Lokals

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Australien

Judenhass in Down Under

Mit unerwarteter Brutalität und Hemmungslosigkeit breitet sich der Antisemitismus im Land aus. Doch die jüdische Gemeinschaft gibt nicht auf

von Amie Liebowitz  10.07.2025

Großbritannien

BeTe’avon!

Das Jewish Museum London bittet britische Juden um Rezepte fürs Schabbatessen. Auf der Suche nach dem, was schmeckt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.07.2025

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025