Jüdische Organisationen rufen dazu auf, bei der Präsidenten-Stichwahl für Amtsinhaber Emmanuel Macron und gegen die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen zu stimmen.
»Unsere individuellen Freiheiten, unsere soziale Vielfalt, unsere Tradition und die Stabilität unseres Landes stehen auf dem Spiel«, erklärte die französisch-jüdische Dachorganisation CRIF.
Elie Korchia, der Präsident des Consistoire, sagte der Zeitung »Le Monde«, es bestehe »zum ersten Mal eine echte Chance, dass ein rechtsextremer Kandidat die Wahl gewinnt«.
GESPALTEN Politisch genauso gespalten wie die Mehrheitsgesellschaft sind auch Frankreichs Juden. So kritisieren einige jüdische Institutionen und Persönlichkeiten die Wortmeldung von CRIF und Consistoire als zu parteiisch.
Das Wahlergebnis am Sonntag könnte knapp ausfallen: Neueste Umfragen sehen Macron mit rund zehn Prozentpunkten vor Le Pen.
Jean-Marc Moskovicz, der Vorsitzende der rechtsgerichteten Europe-Israel Association, sagte der Jewish Telegraphic Agency, jeder müsse sich selbst informieren »und sich seine eigene Meinung bilden, ohne dass ihm gesagt wird, was er denken soll«. Er glaube, dass die meisten jüdischen Wähler den Aufruf von CRIF und Consistoire, für Macron zu stimmen, nicht beherzigen werden, so Moskovicz.
LAIZISMUS In der Zeitung »Tribune Juive« beschuldigte der prominente französisch-jüdische Filmemacher Jean-Piere Lledo die Dachorganisation CRIF, das Consistoire und den französischen Oberrabbiner Haïm Korsia, die Prinzipien der Trennung von Religion und Staat nicht zu respektieren. Ihre Parteinahme sei »ein bisschen wie die der Islamisten, die ihre Anhänger aufforderten, für Jean-Luc Mélenchon zu stimmen«, schrieb Lledo. Er bezog sich dabei auf den linksextremen Präsidentschaftskandidaten, der in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen Dritter wurde.
Das Wahlergebnis am Sonntag könnte knapp ausfallen: Neueste Umfragen sehen Macron mit rund zehn Prozentpunkten vor Le Pen. Bei der letzten Stichwahl 2017 lag er mehr als 30 Prozent vor seiner rechtsextremen Konkurrentin.
Marin Le Pen stellt sich jüdischen Wählern gegenüber als »Schild« gegen antisemitische Gewalt durch Muslime dar. Um der Präsenz des Islam in der französischen Gesellschaft entgegenzuwirken, plant sie, die Religionsfreiheit einzuschränken. Dies würde allerdings nicht nur das Tragen eines Kopftuchs verbieten, sondern auch das einer Kippa. Le Pen fordert Frankreichs Juden auf, dieses »Opfer« für ihr Land zu bringen. ja