Als Daniel Goldin im Jahr 1992 von Präsident George Bush Senior zum Administrator der National Aeronautics and Space Administration (NASA) ernannt wurde, führte er ein Prinzip ein, das als »Schneller, besser, billiger« bekannt wurde. Der am 23. Juli 1940 in der New Yorker Bronx geborene Jude war der Überzeugung, dass die Raumfahrt mit weniger Mitteln mehr bewerkstelligen und entdecken konnte.
Goldin übernahm das Zepter zu einem Zeitpunkt, als das Space-Shuttle-Programm die amerikanische Weltraumbehörde zu sehr beschäftigte. Andere Projekte gerieten zeitweise in den Hintergrund.
Weitere Probleme: Der Space Shuttle war gefährlich für seine Crews. Vor und nach Goldins Amtszeit kam es zu zwei Totalverlusten, bei denen die jeweils siebenköpfigen Besatzungen der Challenger (28. Januar 1985) und der Columbia (1. Februar 2003) starben. Beim Columbia-Disaster kam auch der israelische Astronaut Ilan Ramon um.
Verlorenes Gerät
Das Hauptproblem, mit dem sich Dan Goldin von Beginn an herumschlagen musste: Die Raumfähren waren Geldfresser. Abgesehen von der Anschaffung, die mit zwei Milliarden Dollar pro Stück zu Buche schlug, kostete jede Mission 400 Millionen Dollar. Wenn ein Shuttle wegen schlechter Witterung über dem Kennedy Space Center in Florida auf der Vandenberg-Luftwaffenbasis landen musste, dem einzigen Ausweich-Shuttleflughafen, kostete der Rücktransport auf dem Rücken einer speziell ausgerüsteten Boeing 747 der NASA ebenfalls viel Geld.
Kaum war Daniel Goldin im Amt, kam es zu einem weiteren Malheur: Der Mars Observer, ein unbemanntes Fluggerät, das erst Monate zuvor in Richtung Mars gestartet war, um die Oberfläche des roten Nachbarplaneten zu untersuchen, ging verloren. Die Verbindung der NASA mit der Sonde brach am 21. August 1993 plötzlich ab – und zwar nur drei Tage bevor sie in eine Umlaufbahn um den Mars hatte einschwenken sollen. Das teure Gerät war damit verloren.
Mit seinem technischen Hintergrund, der neben der Raumfahrt auch die Felder Halbleiter, Künstliche Intelligenz und Luftfahrt umfasste, analysierte Goldin die Pläne und leitete aus den teuren Misserfolgen künftige Strategien ab, um weitere Verluste zu verhindern.
Sensation am Independence Day
Dan Goldin blieb neun Jahre lang NASA-Administrator. Seine Amtszeit umfasste auch die gesamte Regierungszeit von Präsident Bill Clinton und den Anfang der Ära Bush Junior. Seine Management-Philosophie des »Schneller, besser, billiger« setzte er nach und nach um, während die Geldverbrennungsmaschine Space Shuttle weiterlaufen musste, aufgrund viele Jahre zuvor getroffener Entscheidungen, an denen er nicht beteiligt gewesen war.
Am Independence Day von 1997 konnte die ganze Welt erkennen, wozu Dan Goldin mit seiner Strategie fähig war: Ein nach der Abolitionistin Sojourner Truth (1797 – 1883) benanntes, ferngesteuertes Fahrzeug landete an diesem Tag auf dem Mars. Es handelte sich um das erste auf der Erde hergestellte und mit Rädern ausgestattete Gefährt, das auf einem fremden Himmelskörper (mit Ausnahme des Erd-Mondes) operierte.
Die Bilder, die das 65 Zentimeter lange und 11,5 Kilogramm schwere Gerät zum Heimatplaneten zurückschickte, waren eine Sensation. Erstmals schien der Rote Planet zum Greifen nah.
Glenn im All
Die Entwicklung des fahrenden Mars-Fahrzeuges mit Kameras an Front und Heck war nicht leicht, denn Goldins Ingenieur-Kollegen mussten auf der Basis von Annahmen arbeiten. Viele Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Marsoberfläche lagen vor der Landung des Rovers nicht vor. Dennoch funktionierte das Gefährt 83 Sols (Mars-Tage). Entwickelt worden war es für bis zu 30 Sols. Ein Sol ist etwas länger als ein Tag auf der Erde.
Seit seiner Zeit bei der NASA erhielt Dan Goldin mehrere Ehrungen für seine Arbeit, darunter den »Buzz Aldrin Award for Space Exploration« im vergangenen Jahr. Goldin war es, der 1995 mit dem inzwischen verstorbenen John Glenn den ältesten Menschen ins All schickte. Der frühere Senator war zu diesem Zeitpunkt 77 Jahre alt. Die Auswirkungen der Raumfahrt auf ältere Menschen wurde so untersucht. Ein weiterer besonderer Aspekt: Der einstige Testpilot John Glenn war bereits 1962 als NASA-Astronaut im Weltraum gewesen.
Vor zwei Jahren verriet Dan Goldin, er sei einen Großteil seines Lebens im Bereich der nationalen Sicherheit unterwegs gewesen, über den er nicht sprechen dürfe.