Ausstellung

Bunte Kringel für den Weltfrieden

Kunst ist Ansichtssache Foto: uno

Alle Jahre wieder – so auch in diesem November – verfällt die Uno rituell in eine tiefe Depression. Warum? Weil die Weltorganisation am 29. November 1947 beschloss, das britische Mandatsgebiet Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufzuteilen. Die Juden nahmen sofort an, die Araber lehnten ab, zogen gegen Israel zu Felde und verloren – mit katastrophalen Folgen für die Palästinenser.

Deshalb sei, sagte der frühere Uno-Generalsekretär Kofi Annan, der 29. November »ein Tag des Kummers, ein Tag der Trauer«. Die Palästinenser sind übrigens die einzige staatenlose Minderheit, deren Sache die Uno vorbehaltlos zu ihrer eigenen gemacht hat. Die größte staatenlose Minorität des Nahen Ostens – die Kurden – sind ihr dagegen immer ziemlich wurscht gewesen.

Triumph Gerade eben hat Mahmoud Abbas erreicht, dass die Uno die seiner Organisation, der PLO, einen »Beobachterstatus« gewährt hat – unter dem Namen »Palästina« (was ungefähr so ist, als würde die ETA künftig offiziell »Baskenland« genannt). Zur Feier dieses Triumphes kann man in diesem Jahr in der Eingangshalle des Uno-Gebäudes in New York eine Ausstellung betrachten, die den schönen Titel Palästina – Erinnerungen, Träume, Ausdauer hat. (Sie hängt gleich neben einer großen Ausstellung über die segensreichen Eigenschaften des Quinoa und einer bunten Fotostrecke über das befreite Libyen.)

Wir sahen Bilder von vier Künstlern, deren Namen man sich nicht merken muss; drei von ihnen sind, wenn wir das richtig verstanden haben, eigentlich Amerikaner, einer von ihnen kennt »Palästina« wohl überhaupt nur aus Erzählungen.

Wir flanierten und bestaunten: bunte Kringel, weiße Papiervögel, die über eine Leinwand flatterten, ein paar mit Blumen bedruckte Stofffetzen, die jene militärische Sperranlage symbolisieren sollten, mit der Israel sich von den Palästinensergebieten abriegelt; noch mehr bunte Kringel und drei naturalistische Stadtansichten von Jerusalem. (Felsendom, Moscheen, Kirchen; keine einzige Synagoge, versteht sich.) Alles so dilettantisch gepinselt und geklebt, dass man es beinahe schon wieder sympathisch finden konnte.

Baumrindenstücke Am meisten fiel die Belanglosigkeit dieser Ausstellung auf. Man musste schon genau hinschauen, um Anstößiges zu entdecken: Einer der Künstler hatte Baumrindenstücke hinter Glas gepresst – und eine jener Rinden sah ungefähr so aus wie das, was die PLO auf ihrem offiziellen Wappen hat. Also der Umriss des Westjordanlandes und des Gazastreifen mitsamt Israel.

Auch der Letzte könnte hier verstehen, dass es nicht um irgendwelche besetzten Gebiete geht, sondern ums Ganze, und dass explizit das Lebensrecht Israels geleugnet wird. Als wir uns die Ausstellung anschauten, war gerade eine Gruppe koreanischer Studenten da. Sie lachten und knipsten sich gegenseitig vor den bunten Kringeln.

Ins Gästebuch hatten Besucher aus aller Welt quer über die weißen Seiten geschrieben, dass sie sich jetzt sofort den Weltfrieden wünschen. Bitte, wir ja auch.

Schweiz

NGO verklagt Schweiz wegen Kauf israelischer Drohnen

Ein Kollektiv aus Genf will mit einer Klage erreichen, dass die Schweiz keine Drohnen aus Israel beschafft

 17.07.2025

London

Geheimbesuch vom Monarchen

Er kam, um ihr persönlich zum Geburtstag zu gratulieren, und blieb eine halbe Stunde: König Charles III. war bei Anita Lasker-Wallfisch zu Gast

von Michael Thaidigsmann  17.07.2025

Auszeit

Mit Schwimmkleid ins Wasser

Wie orthodoxe Frauen im Sommer am Zürichsee eine Auszeit vom Alltag nehmen

von Nicole Dreyfus  17.07.2025

Geburtstag

Einziger jüdischer NASA-Chef: Dan Goldin wird 85

Als er Administrator der Raumfahrtbehörde wurde, wollte er alles »schneller, besser und billiger« hinkriegen. Denn Geldfresser bremsten die NASA

von Imanuel Marcus  17.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  16.07.2025 Aktualisiert

Interreligiöser Dialog

»Das ist Verrat«

Ein Imam aus den Niederlanden nahm an einer Reise muslimischer Geistlicher nach Israel teil - prompt verlor er seinen Job

von Michael Thaidigsmann  15.07.2025

USA

Düsterer »Nice Jewish Boy«

Seinen ersten Kinofilm sah Ari Aster im Alter von vier Jahren und ist fast daran gestorben. Als junger Hollywood-Regisseur mischt er nun das Horror-Genre auf

von Sarah Thalia Pines  14.07.2025

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Ein Gastwirt rastet gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus, beschimpft sie und verweist sie des Lokals

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025