USA

Antisemitismus pandemiebedingt leicht rückläufig

Im Bundesstaat New York, in dem rund ein Viertel der amerikanischen Juden leben, wurden auch die meisten antisemitischen Vorfälle verzeichnet. Foto: imago images/ZUMA Wire

Während der Corona-Pandemie war die Zahl antisemitischer Vorfälle in den USA leicht rückläufig, verharrte aber auf einem sehr hohen Niveau. Das geht aus dem alljährlichen Audit of Antisemitic Incidents hervor, einer Auswertung, die die Anti-Defamation League (ADL), eine der führenden jüdischen Organisationen in Amerika, am Dienstag präsentierte.

HOHES NIVEAU Demnach wurden im vergangenen Jahr 2024 judenfeindliche Vorfälle erfasst, vier Prozent weniger als noch 2019, welches das Allzeithoch seit Beginn der ADL-Erfassung im Jahr 1979 markierte. Insgesamt 1242 Fälle von Belästigung – ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr – wurden verzeichnet.

Gleichzeitig gingen die gemeldeten Fälle von antisemitisch motiviertem Vandalismus um 18 Prozent und von Körperverletzung sogar um 49 Prozent zurück. Es gab 2020 insgesamt 31 tätliche Angriffe auf Juden, erstmals seit 2017 aber keine Todesfälle in Zusammenhang mit Antisemitismus.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Rückgang der Taten sei ermutigend, erklärte ADL-Geschäftsführer Jonathan Greenblatt. Dennoch habe man ein Jahr 2020 erlebt, in dem antisemitische Handlungen »auf einem beunruhigend hohen Niveau« geblieben seien, und das »trotz der Lockdowns und anderer bedeutender Veränderungen in unserem alltäglichen Leben«, so der ADL-Chef. »Während sich die Gemeinden jetzt wieder öffnen und die Menschen wieder mehr Zeit mit anderen verbringen, müssen wir wachsam bleiben«, betonte er.

ZOOM-BOMBING Zwar seien Juden zu Sündenböcken der Covid-19-Pandemie gemacht worden, gleichzeitig seien aber die antisemitischen Vorfälle an Schulen und Universitäten zurückgegangen, weil sich das Leben dort ins Internet verlagert habe. Man habe aber einen deutlichen Anstieg des antisemitischen »Zoom-Bombings« erlebt, der absichtlichen Störung von Videokonferenzen. Die ADL erfasste insgesamt 196 Vorfälle dieser Art, davon waren 114 gegen jüdische Einrichtungen gerichtet.

Die höchste Zahl an judenfeindlichen Vorkommnissen wurde im Bundesstaat New York registriert, gefolgt von New Jersey, Kalifornien, Florida und Pennsylvania. Zusammengenommen ereigneten sich in diesen Staaten mehr als die Hälfte aller antisemitischen Vorfälle in den USA.

Für rund ein Sechstel der Fälle zeichneten laut ADL extremistische Gruppen verantwortlich, 277 Fälle konnten Rechtsextremisten zugeordnet werden. 178 Vorfälle hatten einen Bezug zu Israel oder zum Zionismus; im Vorjahr waren es noch drei weniger gewesen. mth

TV-Tipp

TV-Premiere: So entstand Claude Lanzmanns epochaler Film »Shoah«

Eine sehenswerte Arte-Dokumentation erinnert an die bedrückenden Dreharbeiten zu Claude Lanzmanns Holocaust-Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam

von Manfred Riepe  21.11.2025

USA

Zwölf Familien, eine Synagoge

Die meisten Juden in Nordamerika leben in Großstädten, auf dem Land gibt es nur wenige Gemeinden – aber gerade dort wächst eine besonders starke Identität. Ein Besuch in der Kleinstadt Rome im Bundesstaat Georgia

von Katja Ridderbusch  21.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

Judenhass

»Wir wollen keine Zionisten«: Mamdani reagiert auf antisemitische Kundgebung vor Synagoge

Die Teilnehmer schrien unter anderem »Tod den IDF!« und »Globalisiert die Intifada!«

von Imanuel Marcus  21.11.2025 Aktualisiert

New York

Neonazi wollte als Weihnachtsmann jüdische Kinder mit Süßigkeiten vergiften

Der Antisemit soll zudem »Interesse an einem Massengewaltakt« gezeigt und Anleitungen zum Bau von Bomben geteilt haben. Nun wird er angeklagt

 21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  20.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  20.11.2025

Russland

Der Vater der israelischen Rüstungsindustrie

Emanuel Goldberg war ein genialer Erfinder in der Weimarer Republik. Die Nazis sorgten dafür, dass er in Europa vergessen wurde. Doch bis heute macht der Mann aus Moskau Israel sicherer

von Leif Allendorf  20.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025